Stabile LNG-Versorgung könnte schwierig werden

Stabile LNG-Versorgung könnte schwierig werden
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Die Erdgaspreise kennzeichnen sich derzeit durch eine hohe Volatilität. Produktionsunterbrechungen in Israel, Ägypten und Australien halfen Preisspitzen zu bilden. Dennoch sind die Erdgaspreise weit entfernt von ihren Höchstständen des vergangenen Jahres. Denn viel hängt kurzfristig von den Temperaturen in diesem Winter ab. Fallen diese geringer aus, als erwartet, leeren sich die Gasspeicher schneller als den Europäern lieb sein kann. Doch das ist das kurzfristige Bild.

Mittelfristig ist es dagegen wichtig die Entwicklung auf dem globalen LNG-Markt (verflüssigtes Erdgas hauptsächlich für den Schiffstransport) zu beobachten. Denn hier zeichnet sich ein Bild ab, das zu denken geben sollte: Die wachsende Konkurrenz von europäischen und asiatischen Abnehmern.

Globaler LNG-Preis (Asien) steigt seit einigen Monaten wieder an

Quelle: St. Louis FED; FRED

Chinas Erdgasnachfrage steigt

Während der Erdgasverbrauch in Europa in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 10 % zurückging, einerseits aufgrund milderer Temperaturen und einer geringeren Nachfrage in den Privathaushalten, andererseits aufgrund der Konjunkturabkühlung und deshalb einer geringeren Nachfrage in den Gewerbebetrieben, blieb die Nachfrage in Asien weitgehend unverändert.

Allerdings stieg die Erdgasnachfrage in China im 1. Quartal um 6 % an, was auf eine verstärkte Wirtschaftstätigkeit nach der Aufhebung der COVID-19-Präventionsmaßnahmen sowie auf Dürreperioden zurückzuführen war, die einen Rückgang der Wasserkrafterzeugung um 23 % im Vergleich zum Vorjahr verursachten.

Und obwohl Chinas Aufschwung schwächer ausfällt, als von vielen Marktbeobachtern erwartet, dürfte der Erdgasverbrauch des Landes in diesem Jahr noch immer um 6 % steigen, was dem im ersten Quartal verzeichneten Anstieg entspricht.

Der Nachfrageanstieg wird sich laut der Internationalen Energieagentur (IEA) bis 2024 fortsetzen und aufgrund des höheren Wirtschaftswachstums um weitere 7 % gegenüber dem Vorjahr zunehmen.

Die Sicherstellung einer stabilen LNG-Versorgung könnte schwierig werden

Kein Wunder also, dass Chinas LNG-Importe im gleichen Zeitraum um 10 % bzw. 4,5 Mrd. m3 zunahmen. Für das Jahr 2023 insgesamt prognostiziert die IEA einen Anstieg der LNG-Importe Chinas um fast 15 %.

Der Anstieg der Importe dürfte durch eine Reihe neuer Verflüssigungsterminals unterstützt werden, die bis Ende 2023 in Betrieb genommen werden sollen und die Chinas derzeitige Kapazität von 140 Mrd. m3 pro Jahr um 20 Mrd. m3 pro Jahr erhöhen werden.

Zwar kauft China auch verstärkt von Russland, doch Chinas größter Lieferant für LNG sind und bleiben die USA. Um die Versorgung mit LNG sicherzustellen und sich vor den schwankenden Spotpreisen zu schützen, haben deshalb eine Reihe chinesischer Unternehmen inzwischen langfristige Lieferverträge mit US-Unternehmen unterzeichnet. So zum Beispiel erst im Oktober ENN mit Cheniere über die Lieferung von 1,8 Millionen Tonnen pro Jahr über ganze 20 Jahre, oder China Gas Holdings mit Venture Global über 2 Millionen Tonnen LNG pro Jahr, ebenfalls über 20 Jahre.

Langfristige Verträge sind allerdings etwas, mit dem sich die europäischen Versorger bislang schwertun. Schließlich strebt man in Europa die Emissionsfreiheit an.

Das aber könnte Europa bei zunehmender Konkurrenz durch China mittelfristig auf die Füße fallen…denn auch für die Energiewende wird Energie benötigt. Und LNG-Infrastruktur-Aktien.