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Chance und Risiko: Warum der grüne Wasserstoff so heikel ist

Inhaltsverzeichnis

Zu teuer, zu zeitaufwendig, zu wenig energieeffizient: Wie Sie sicherlich wissen, war der grüne Wasserstoff an der Börse einst als großer Hoffnungsträger gestartet. Doch inzwischen ist der einstige Heilsbringer auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Auch wegen der makroökonomischen Hindernisse und insbesondere der hohen Zinsen ist der klimaschonende Energieträger und dessen kapitalintensiver Markt zuletzt massiv ausgebremst worden.

Im Folgenden sehen Sie die in Deutschland geplanten bzw. in Betrieb befindlichen Wasserstoffproduktionen (Daten aus 2022):

Ein Bild, das Text, Screenshot, Karte enthält.Automatisch generierte Beschreibung

Quelle: PwC (https://www.pwc.de/de/energiewirtschaft/wasserstoff-ein-essentieller-baustein-der-energiewende.html)

Grüner Wasserstoff in Deutschland: Ziele kaum noch zu erreichen

Die derzeitige Geschwindigkeit des H2-Ausbaus in Deutschland jedenfalls wird wohl längst nicht ausreichen, um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen. Das geht nun aus einer neuen Studie der Unternehmensberatung PwC hervor. Demnach sind aktuell in der Bundesrepublik gerade einmal Produktionskapazitäten (Elektrolyse, grüner Wasserstoff) von weniger als 100 Megawatt in Betrieb.

Das Problem: Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, bis 2030 insgesamt 10 Gigawatt Kapazität aufzubauen. Deutschland müsste also pro Jahr 1 bis 2 GW zubauen, beginnend 2024. In den letzten Jahren haben laut PwC jedoch nur rund 250 MW Zubau die finanzielle Finanzierungsentscheidung bekommen. Dass die Bundesrepublik ihre Wasserstoff-Ziele bis Ende der 20er Jahre erreicht, ist also eher unwahrscheinlich.

Auch Brüssel dürfte mit seinen H2-Zielen deutlich danebenliegen

Und auch auf der EU-Ebene sieht es nicht wirklich besser aus. Zwar befinden sich PwC zufolge mehr als die Hälfte aller weltweit angekündigten Projekte für sauberen Wasserstoff in Europa (potenzielle Leistung von 200 GW). Doch von der Realisierung dieser Kapazitäten scheint die EU noch sehr weit entfernt zu sein.

Derzeit sind laut den Marktforschern nur 0,2 GW in der EU in Betrieb. Anlagen mit 3 GW sind aktuell im Bau oder bereits finanziert. Um die Ziele des Staatenbunds zu erreichen, müssten bis 2030 Elektrolyse-Anlagen mit insgesamt 120 GW gebaut werden, also pro Jahr rund 20 GW. Das Ausbautempo müsste hierfür den Experten zufolge um das 20-Fache ansteigen.

Zu wenig Öko-Strom?

Gleichzeitig müssten – und darin liegt die Krux – allein für den grünen Wasserstoff enorme Mengen an Öko-Strom neu ans Netz gehen. Laut PwC wären bis Ende der 20er Jahre zusätzliche 24.000 Windkraftanlagen in der EU nötig. Es könnte also am Ende schlicht zu wenig Erneuerbare Energien geben, um die Elektrolyse auf einen industriell relevanten Maßstab hochskalieren zu können.

Hintergrund: In einem Elektrolyseur wird Wasser durch elektrische Spannung in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Stammt der zugeführte Strom aus nachhaltiger Quelle, bekommt der entstehende Wasserstoff das Attribut „grün“ und gilt als besonders klimaschonend. Als solcher kann der Wasserstoff zum Beispiel in der Industrie zur Dekarbonisierung genutzt werden – etwa in der Stahlproduktion.

Grüner Wasserstoff: Warum der Markt hakt

Doch das perspektivische Fehlen des Öko-Stroms ist nur ein Problem. PwC zufolge gibt es eine ganze Palette an Bremsklötzen, die aktuell den Wasserstoffmarkt in Schach halten. So fehlten schlicht und ergreifend großvolumige Abnahmeverträge. Das verhindere die Finanzierung und Fertigstellung der Produktionsprojekte, betonte Dirk Niemeier, Co-Autor der neuen PwC-Studie. Hier sei auch die Politik in der Pflicht. Die Regierungen müssten solche umfangreichen Kaufverträge über Förderungen anreizen, indem etwa ähnlich wie bei Öko-Strom die anfänglichen Mehrkosten gegenüber fossilen Alternativen durch staatliche Subventionen ausgeglichen würden.

Ein ähnliches „Henne-Ei-Problem“ beobachte man bei der Infrastruktur, so Niemeier weiter. Diese sei für die Lagerung und den Transport ausschlaggebend, werde aber erst gebaut, wenn genügend Wasserstoff hergestellt werde.

Konsortien gefordert: PwC-Experten raten zu mehr Einigkeit

Immerhin: PwC hat einige Lösungsvorschläge in petto. Neben der Politik müssten auch die Wirtschaftsakteure ein stärkeres Commitment zu grünem Wasserstoff abgeben. Die Produzenten (z.B. Plug Power, Nel ASA, Nucera, Air Liquide, Linde etc.) müssten zunächst die Kosten in den Griff bekommen. Das könne über neue Technologien, Skaleneffekte oder optimierte Produktionsprozesse gelingen.

Vor allem die dezidierten Wasserstoffhersteller sind notorisch defizitär, konnten zuletzt aber immerhin (marginale) Fortschritte erzielen. So verbesserte Nel ASA sein Ergebnis und Plug Power wendete die drohende Insolvenz wohl ab. Allerdings: Das Umsatzwachstum beider Akteure blieb zuletzt unter den Erwartungen, was die Zurückhaltung der Abnehmer widerspiegelt.

PwC regt an, dass Produzenten und Abnehmer Konsortien bilden sollten, um gemeinsam die Marktfähigkeit des grünen Wasserstoffs zu verbessern. Das würde beiden Seiten mehr Sicherheit verschaffen. Gleichzeitig müssten sich Abnehmer in den unterschiedlichen Industrien zu Wasserstoff bekennen, während sich Verteiler, Händler und Intermediäre beim Ausbau der Infrastruktur eng mit Produzenten und Abnehmer abstimmen sollten. Wichtig seien auch Aggregatoren, die die Nachfrage strategisch bündeln und so die Lücke zwischen Produktionskosten und Marktpreisen überbrücken könnten.

Grüner Wasserstoff: Rennt China auch hier wieder davon?

Interessant: Während in Deutschland und Europa die Wasserstoffwirtschaft nur sehr gemächlich anläuft, scheint es in Fernost schneller zu gehen. PwC zufolge sind China, Südkorea und Japan die Spitzenreiter bei der Umsetzung von Wasserstoffprojekten.

Nach Angaben des Verbands der Elektrotechnik (VDE) hat allein China die USA und Europa bei der installierten Elektrolyseleistung inzwischen überholt. China könnte laut VDE seine Marktführerschaft auch in diesem Technologiebereich ausbauen, und somit die westlichen Akteure letztendlich erneut von sich abhängig machen – ähnlich wie bei der Photovoltaik oder den Lithium-Ionen-Batterien.

Mein Fazit für Sie

Sie sehen also: Der grüne Wasserstoff ist alles andere als ein Selbstläufer – was angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen, die mit diesem Energieträger einhergehen, auch wenig verwunderlich ist. Die Fantasie, dass die Welt in wenigen Jahren großflächig auf Wasserstoff umstellen kann, ist inzwischen der harten Realität gewichen. Analog dazu entwickelten sich in den letzten Jahren die Wasserstoff-Aktien.

Wollen Sie in den Sektor investieren, sollten Sie also weiterhin starke Nerven und viel Geduld mitbringen. Ein wirklich nachhaltiger Durchbruch dieser Titel ist aktuell meiner Meinung nach nicht absehbar. Die entsprechenden Aktien dürften erst einmal hoch volatil bleiben.