ASML bekommt Chip-Flaute zu spüren

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Im letzten Jahr spitzte sich die Halbleiterkrise noch zu und führte beim niederländischen Chip-Riesen ASML zu einem Luxusproblem: Der Chipausrüster konnte die Auftragsflut kaum bewältigen oder in anderen Worten: Die Nachfrage überstieg die Kapazitäten und zwar deutlich.

Das gilt auch weiterhin, obwohl der niederländische Chipausrüster ASML mittlerweile erste Anzeichen für eine Zurückhaltung seiner Kunden beim Bau neuer Chipfabriken sieht.

Zweitgrößter Hersteller von Halbleiterausrüstung

ASML ist der zweitgrößte Hersteller von Halbleiterausrüstung auf der Welt. Mit einem Börsenwert von rund 230 Milliarden Euro ist der Chip-Spezialist eines der absoluten Tech-Schwergewichte Europas.

Der Halbleitermarkt wächst strukturell stark und macht unser digitales Leben erst möglich mit komplexen Chips, die unsere Geräte intelligent machen. Für TSMC, Samsung und Intel ist ASML der wichtigste Zulieferer. Denn nur mit ASML-Anlagen können die modernsten Mikrochips der Welt produziert werden.

ASML hat sich mit seinen fortschrittlichen Anlagen für die Halbleiterfertigung (sogenannten Lithographie-Anlagen) eine starke Marktstellung erarbeitet. Diese werden zur Herstellung der nur wenige Nanometer großen Chips benötigt.

Produktionsbetriebe sowie Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen befinden sich in den USA, Taiwan, Korea, China und in den Niederlanden. Weltweit ist der Konzern an über 60 Standorten in 16 Ländern präsent.

ASML feuert auf allen Zylindern

Zuletzt liefen die Geschäfte der Niederländer auf Hochtouren: Das Unternehmen profitiert vom Boom in der Halbleiterindustrie trotz knapp gewordener elektronischer Bauelemente. Im ersten Quartal kletterten die Umsätze um 91,4% auf 6,7 Milliarden Euro. Dabei lieferte ASML 100 Lithografiesysteme aus, die zur Herstellung von Halbleitern benötigt werden. Das ist etwas weniger als im Vorquartal, jedoch deutlich mehr als im Vorjahr.

Gewinn drastisch gesteigert – Analystenschätzungen massiv geschlagen

Noch stärker ging es beim Gewinn nach oben. Unter dem Strich konnte der Konzernüberschuss im Jahresvergleich beinahe verdreifacht werden. Am Ende stand ein Nettogewinn von 1,96 Milliarden Euro in den Büchern. Das entspricht einem Gewinn je Aktie von 4,96 Euro.

Das lag nicht nur signifikant über dem Vorjahresniveau, sondern auch deutlich über den Konsensschätzungen. Die Analysten waren im Vorfeld der Zahlen lediglich von einem Gewinn je Aktie von 4,16 Euro ausgegangen.

Flaute spürbar, aber Ziele nicht Gefahr

Mittlerweile sieht der Konzern aber eine Abschwächung der Nachfragedynamik. Die Kunden zögern beim Bau von Chip-Fabriken. Investitionen für Speicherchips werden ebenso eingeschränkt wie für Mikroprozessoren. Das drückte auch direkt auf die Stimmung der Anleger, obwohl ASML-Firmenboss Peter Wennink auch gute Nachrichten im Gepäck hatte.

Auf Grund des dicken Auftragspolster von 38,9 Milliarden Euro sieht der Chip-Konzern die Ziele für das laufende Jahr nicht in Gefahr. Die Nachfrage übertrifft die Kapazitäten weiterhin. Das bedeutet: Der Umsatz soll um mehr als ein Viertel steigen, die Bruttomarge sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessern.

Wie es weitergeht         

Auch wenn das laufende Jahr in trockenen Tüchern ist, die Anleger machen sich Sorgen über die Zeit danach. Immerhin sind Drosselungen der Kapazitäten quer durch die Halbleiterbranche überall zu beobachten. Zudem sanken bei ASML die Nettobestellungen im Vergleich zum Vorjahr von knapp sieben Milliarden auf 3,75 Milliarden Euro, auch im Vergleich zum Vorquartal lagen diese deutlich niedriger.

Der Aktienkurs sank gestern um gut 3%, was die Skepsis der Anleger bestätigt. Allerdings liegen die Papiere seit dem Jahreswechsel immer noch 12% im Plus. Auf Fünfjahressicht kommt die Aktie sogar auf einen Wertzuwachs von beeindruckenden 264%.