Auto-Comeback in China: Deutsche Hersteller außen vor!

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Die Verknappung bei Halbleiterchips und anderen wichtigen Komponenten sowie die strengen Corona-Lockdowns haben den chinesischen Automarkt monatelang schwer unter Druck gesetzt. Doch nun zeichnet sich endlich ein Comeback ab. Die deutsche Autoindustrie muss in China derweil trotzdem zittern. Dazu aber gleich mehr.

China: Autoabsatz legte im Juli kräftig zu – Stromer boomen

Zunächst: Wie der chinesische Herstellerverband CAM (China Association of Automobile Manufacturers) jüngst mitteilte, sind die Autoverkäufe in China im Juli um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Demnach setzten die Hersteller insgesamt 3,42 Millionen Fahrzeuge ab.

Vor allem für die Elektroautos meldete CAM erhebliche Zuwächse. So wurden im letzten Monat in China rund 593.000 Stromer verkauft und damit mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum.

Branchenkenner begründen das Comeback des chinesischen Automarkts zum einen mit den inzwischen gelockerten Corona-Beschränkungen und zum anderen mit staatlichen Anreizen. So hatte Peking zum Beispiel die Umsatzsteuer für Kleinwagen reduziert. Aber auch in Sachen Chip-Verknappung zeigten sich zuletzt Erholungssignale.

CAR-Analyse: Deutsche Hersteller müssen bluten

Doch die deutschen Hersteller blieben beim Comeback bislang außen vor. Wie das Duisburger Center Automotive Research (CAR) kürzlich im Rahmen einer Analyse mitteilte, sind die China-Absätze der Deutschen im ersten Halbjahr massiv rückläufig gewesen.

Demnach musste Volkswagen ein Minus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen. Bei Mercedes-Benz und BMW belief sich der Rückgang auf jeweils 19 Prozent. Da der gesamte chinesische Automarkt im ersten Halbjahr sogar knapp zulegen konnte (+4%), verloren die Deutschen deutlich an Einfluss.

Laut CAR ist der Marktanteil von Volkswagen in China im ersten Halbjahr von 18,4 auf 14,2 Prozent zurückgegangen. Mercedes verlor 1,1 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent und BMW 1,0 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent. CAR-Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht hierfür vor allem die Elektromobilität verantwortlich.

BYD auf der Überholspur

Demnach konnten insbesondere jene Marken zulegen, die in China ein starkes Stromer-Portfolio vorweisen können – allen voran die chinesischen Hersteller. So verkaufte zum Beispiel BYD im Juli rund 222 Prozent mehr Stromer-Fahrzeuge als im Vorjahresmonat. Beim Branchenprimus Tesla gingen die China-Verkäufe im Juli zwar zurück. Dies war allerdings durch den Umbau der Gigafactory in Shanghai bedingt, in dessen Folge die Produktionskapazitäten erhöht werden sollen.

Die deutschen Autobauer hingegen tun sich Dudenhöffer zufolge mit dem Absatz von E-Autos im Reich der Mitte nach wie vor schwer. Zudem seien die schlechten Einkaufs- und Produktionssysteme der Deutschen für den Rückstand verantwortlich, betonte der Experte.

Für die hiesigen Konzerne ist das doppelt bitter. Denn: Die Bedeutung des chinesischen Automarktes hat im ersten Halbjahr noch einmal zugenommen. Da der Markt in China wachsen konnte, es in den USA (-18 %) und der EU (-14 %) aber zu Einbrüchen kam. Dudenhöffer rechnet damit, dass Chinas Weltmarktanteil im laufenden Jahr auf mehr als 32 Prozent ansteigen wird.

Mein Fazit für Sie

Überraschend schnell scheint Chinas Automarkt die Probleme der letzten Monate abschütteln zu können. Für die Branche ist das ein Weckruf. Hatte es doch noch im Frühling Stimmen gegeben, die sagten, dass Chinas Relevanz allmählich in sich zusammenfällt. Doch die Volksrepublik dürfte auf absehbare Zeit der wichtigste Automarkt der Welt bleiben und vielleicht sogar noch wichtiger werden. Im ersten Halbjahr jedenfalls war China wieder die treibende Kraft.

Die deutschen Konzerne kommen also kaum umhin, ihr Engagement in China zu intensivieren. Zwar gab es in den letzten Wochen auch wegen der Krise rund um Taiwan Forderungen, dass sich Deutschland aus China zurückziehen solle. Das aber würde für die hiesige Industrie einer Verzwergung mit irreversiblen Schäden gleichkommen. Dass sich Volkswagen und Co. nun noch abhängiger vom Wohlwollen der Kommunistischen Partei machen dürften, ist ein Übel, dass die Hersteller und deren Aktionäre wohl hinnehmen müssen.

Als Anleger sollten Sie jedenfalls beide Seiten der China-Medaille kennen – sowohl die Chancen als auch die Risiken.