Börsenwert-Ranking: Deutsche Konzerne weit abgeschlagen

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Es war das Jahr der Ölkonzerne: Putins Angriff auf die Ukraine ließ alle Prognosen zur Ölpreisentwicklung über Nacht zur Makulatur werden. Innerhalb kürzester Zeit schraubte sich der Preis pro Fass auf zeitweise rund 140 Dollar hoch. Dreistellige Sphären kannte der Ölpreis zuletzt im Sommer 2014.

Deutsche Autofahrer mussten zwischenzeitlich zum ersten Mal mehr als 2 Euro pro Liter Benzin bezahlen, ehe im Sommer die Spritpreisbremse für drei Monate den Literpreis etwas eindämmen konnte. Inzwischen hat sich der Ölpreis bei etwa 80 Dollar je Barrel eingependelt, an der Zapfsäule werden rund 1,65 Euro fällig.

Ölkonzerne als Krisengewinner 2022

Da passt es ins Bild, dass Ölkonzerne Rekordgewinne einstreichen konnten und ihre Aktienkurse – im Gegensatz zum Gesamtmarkt – kräftig zulegten. Anleger profitieren doppelt, von steigenden Kursen und saftigen Dividenden.

Auch unter den wertvollsten Unternehmen der Welt hat das Jahr 2022 Spuren hinterlassen: Zeitweise wurde selbst Apple vom Thron gestoßen und vom saudischen Ölkonzern Saudi Aramco überholt. Auch zum Jahresende hin findet sich das Unternehmen aus dem Wüstenstaat unter den Top 3 der börsennotierten Unternehmen der Welt in Sachen Marktkapitalisierung.

US-Unternehmen in Top 100 deutlich überrepräsentiert

Insgesamt zeigt sich in der Bestenliste der Wirtschaftsberatungsgesellschaft EY weiterhin eine klare Dominanz von US-Unternehmen. 61 der Top 100-Firmen aus dem Börsenwert-Ranking haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten. Auch in den Top Ten findet sich außer Saudi Aramco auf Rang 2 kein weiteres Unternehmen, das nicht in den USA beheimatet ist. Rang 3 belegt der Software-Dino Microsoft. Apple hat unterdessen wieder die Spitzenposition erklommen mit einer Marktkapitalisierung von gut 2 Billionen Dollar. Stichtag der Bewertung war der 27. Dezember 2022.

Eine Schlappe ist das Ranking erneut für deutsche Firmen: Keine einzige von ihnen schafft es in die Top 100. Erst auf Rang 106 findet sich mit SAP das wertvollste deutsche Unternehmen, auf Platz 116 folgt Siemens. Immerhin: Bestplatzierter Neueinsteiger in die Bestenliste war mit der Porsche AG ein deutsches Unternehmen, das erst vor wenigen Wochen den Sprung ans Parkett gewagt hatte und seither eigenständig notiert ist. Porsche erreicht Rang 145 mit einem Marktwert von etwa 92 Milliarden Dollar. Insgesamt finden sich in den 300 wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt gerade einmal elf aus Deutschland. Anspruch, Selbstwahrnehmung und Realität weisen hier gewisse Lücken auf.

Wenige europäische Unternehmen in Top 100

Auch Europa insgesamt kommt eher eine Außenseiterrolle zu. Lediglich 15 der in den Top 100 gelisteten Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Europa, 19 Konzerne kommen aus dem asiatischen Raum. Das war mal anders: Vor 15 Jahren kamen mit 46 noch fast die Hälfte der wertvollsten Börsenunternehmen aus Europa, sieben davon hatten ihren Sitz in der Bundesrepublik.

Seit der Finanzkrise und der Geldschwemme durch die Notenbanken hat sich das Blatt jedoch gewendet. Vom Aktienboom der letzten 10 Jahre konnten deutsche Firmen weniger stark profitieren als solche aus den USA, wo sowohl die Anleger- als auch die Gründerkultur eine andere ist. Die Deutschen gelten seit jeher als risikoscheu, weswegen weder Start-ups noch Aktiendepots allzu große Verbreitung haben.

Aktuell kommt der Krieg in der Ukraine mit seinen Folgen für den europäischen Energiemarkt erschwerend hinzu. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind in Europa deutlich stärker spürbar als in den USA, sodass auch im neuen Jahr ein gewisser Wettbewerbsvorteil auf der anderen Seite des Atlantiks zu erwarten ist.