Rohstoffe: Warum China 2024 positive Überraschungen bietet

Rohstoffe: Warum China 2024 positive Überraschungen bietet
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Wollen Sie in Rohstoffe investieren, sollten Sie Chinas Konjunktur ganz genau im Blick behalten. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Macht ist die Volksrepublik ein bedeutender Indikator für die Entwicklung vieler Rohstoffpreise und nicht zuletzt für die Gewinnmargen etlicher Minenaktien.

In den letzten Monaten und Jahren hatten sich bezüglich China eher pessimistische Signale gehäuft. Dazu zählen: die geplatzte Immobilienblase, die Spätfolgen der harten Corona-Lockdowns, die teils willkürlichen Maßnahmen der Kommunistischen Partei gegen große Techkonzerne und nicht zuletzt die Sanktionen der USA gegen den chinesischen Chipsektor.

Unter anderem diese Faktoren waren verantwortlich dafür, dass der Kapitalmarkt 2023 und vor allem Anfang 2024 bezüglich der Rohstoffe in eine fast schon depressive Stimmung verfallen ist, was die Preise teils massiv unter Druck gesetzt hat. Wichtig für Sie: Damit die Rohstoffe 2024 und darüber hinaus in einen nachhaltigen Aufwärtszyklus wechseln können, braucht es wieder positive Impulse aus China. Und tatsächlich: In den letzten Tagen hat sich das Bild an einigen Stellen wieder aufgehellt.

China: neue Handelsdaten deutlich besser als erwartet

Nach offiziellen Daten sind die Exporte aus der Volksrepublik in den ersten beiden Monaten 2024 um +7,1 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Damit legten die Ausfuhren wesentlich deutlicher zu, als Analysten im Vorfeld erwartet hatten. Ähnlich sieht es bei den Importen aus. Diese wuchsen im Januar und Februar kumuliert um +3,5 % und somit ebenfalls stärker als erwartet.

Im Chart sehen Sie die prozentualen Veränderungen der Exporte und Importe Chinas auf Jahresbasis seit Anfang 2022. Die gestrichelte gelbe Linie markiert den Durchschnittswert der Analystenprognosen:

Quelle: Bloomberg (https://www.bloomberg.com/news/articles/2024-03-07/china-s-export-growth-jumps-in-positive-sign-for-demand)

Klar: Die hohen Wachstumszahlen des chinesischen Handels waren in den ersten beiden Monaten 2024 auch durch die extrem schwachen Vergleichszahlen des Vorjahres bedingt. So hatten Chinas Exporte und Importe im Januar und Februar 2023 eine signifikant negative Entwicklung hingelegt.

Rohstoffimporte deutlich gestiegen

Trotzdem: Die neuen Zahlen sind ein wichtiger Hoffnungsbringer, gerade auch für den Rohstoffsektor. So sind die Rohölimporte in den ersten beiden Monaten 2024 um +5,1 % gestiegen – auch weil die Raffinerien wegen des chinesischen Neujahrsfests eine deutlich höhere Kraftstoffnachfrage zu bedienen hatten (siehe unten). Gleichzeitig stiegen die Kupferimporte um +2,6 %.

Und: Chinas Eisenerzimporte sind im Januar und Februar kumuliert um +8,1 % angewachsen, auf insgesamt 209,45 Millionen Tonnen. Damit wurden pro Monat rund 105 Millionen Tonnen nach China geliefert. Zum Vergleich: 2023 hatte sich der monatliche Eisenerzimport im Schnitt auf nur 98 Millionen Tonnen belaufen.

Wollen sich Chinas Unternehmen vor steigenden Rohstoffpreisen absichern?

Interessant ist, dass die nach China verschifften Rohstoffmengen in den Anfangsmonaten 2024 zwar zugenommen haben, die chinesische Industrie aber weiterhin unter Druck steht. So schrumpfte die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe im Februar laut dem offiziellen Einkaufsmanagerindex den fünften Monat in Folge. Aber wie lassen sich die schwächelnde Industrie und die gestiegenen Handelsdaten miteinander in Einklang bringen? Nun, Experten spekulieren, dass chinesische Akteure die oben genannten Rohstoffe – vor allem das Anfang 2024 deutlich abgewertete Eisenerz – billig eingekauft haben, um ihre Lagerbestände zu füllen.

Das Kalkül: Die Unternehmen erwarten offenbar weitere staatliche Konjunkturstimuli gerade für den strauchelnden chinesischen Immobiliensektor. In der Folgen würden die Rohstoffpreise wieder steigen und die Unternehmen könnten durch die günstigen Einkäufe wesentlich lukrativere Gewinnmargen realisieren. Die Kommunistische Partei hat kürzlich für 2024 ein Wachstumsziel von +5 % für die gesamte Wirtschaft herausgegeben. Gut möglich also, dass Peking zusätzliche Unterstützungen liefern muss, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen.

Reiselust während Neujahrsfest: beachtliche Ausgabenbereitschaft

Auch wichtig: Die Konsumstimmung in China ist offenbar nicht so schlecht, wie noch vor einigen Monaten befürchtet wurde. Kürzlich hat die Reiseplattform Fliggy, die zu Chinas Techprimus Alibaba gehört, neue Zahlen zum chinesischen Neujahrsfest veröffentlicht. Das Neujahrsfest („Jahr des Drachen“) begann am 10. Februar und mündete in eine tagelange Ferienzeit.

Die Chinesen jedenfalls haben die Feiertage intensiv genutzt, um innerhalb Chinas zu reisen. Fliggy meldete gar mehr Inlandsreisen als im Vor-Corona-Jahr 2019. Und auch die Reisen ins Ausland stiegen während der Ferienzeit 2024 wieder deutlich an. Die Ausgabenbereitschaft von Chinas Verbrauchern scheint also vorhanden zu sein, was für das Restjahr positive Signale sendet.

Mein Fazit für Sie

Ohne Frage: Die Herausforderungen für die chinesische Wirtschaft sind aktuell enorm. Doch es gibt Lichtblicke. Zwar dürfte Chinas Konjunktur auch 2024 nicht an alte Wachstumsrekorde heranreichen, eine wirtschaftliche Katastrophe aber wird es wohl nicht geben. Im Gegenteil: Die Chancen, dass China im laufenden Jahr die eine oder andere positive Überraschung bieten wird, sind meiner Meinung nach durchaus hoch.

Ihnen als Rohstoff-Anleger könnten 2024 und darüber hinaus also wieder deutlich bessere Renditen winken – vor allem angesichts der aktuell relativ günstigen Einstiegskurse. Was feststeht: Der Beginn des Rohstoff-Aufwärtszyklus ist nur noch eine Frage der Zeit.