Ölpreise und Inflation: Warum nach dem starken Anstieg noch lange nicht Schluss ist

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Bis auf eine kurze Phase vor der Finanzkrise 2008, müssen Sie sehr lange zurückblicken, wenn Sie eine richtige Hausse im Rohstoffmarkt sehen wollen:

US-Rohstoffpreisindex 1795 bis heute

Seit 1805 gab es nur vier Superzyklen bei den Rohstoffen

Quelle: Stifel Report Juni 2020.

Wie Sie auf dem Chart oben erkennen, hat es seit 1805 nur vier Superzyklen gegeben, die auf Untersuchungen von Bilge Erten und Jose Antonio Ocampo beruhen.

Zuletzt waren es die inflationären 1970er-Jahre, als die Rohstoffe von Rohöl über Kupfer bis hin zu Zucker in ihrer Breite stark stiegen. Sicher gab es immer wieder einzelne Rohstoffe, die auch in anderen Phasen hinaufschnellten – insbesondere das als sicherer Wertspeicher genutzte Gold steigt bereits seit 2001 erfreulich. Insgesamt bereiteten die Rohstoffe den Anlegern in letzter Zeit aber nur selten Freude.

Rohöl steigt und steigt

Das beginnt sich gerade zu ändern. Bereits seit März 2020 steigen immer mehr Rohstoffe. So hat das wichtige Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) seit April 2020 schon stark zugelegt. Das bekommen Autofahrer und Öl-Heizungsbesitzer gerade hautnah zu spüren.

Wer hätte das gedacht, wenn Sie sich noch erinnern, was im April 2020 an den Ölmärkten los war. Damals erlitt Öl einen wahrhaft historischen Nachfrageeinbruch: Der Preis fiel in den negativen Bereich.

Öl kostete plötzlich per Termin in der Spitze weniger als minus 40 US-Dollar je Fass! Wer sich bereit erklärte, ein Fass Öl abzunehmen, wurde sogar dafür bezahlt.

Warum jetzt dieser Anstieg?

Die Zeiten scheinen nun endgültig vorbei zu sein! Das viele neugeschaffene Geld, die billigen Kredite und die Sicherheit, dass jeder gerettet wird, der in die Insolvenz abrutscht, haben dafür gesorgt, dass sich die Industrieproduktion erholt – auch wenn das Kartenhaus auf Pump gebaut ist. Und zwar so schnell, dass es jetzt allerorten an Material und Rohstoffen fehlt, um ausreichend zu produzieren. Der Speicherchip-Mangel ist hier nur die Spitze des Eisberges. Das sind exzellente Voraussetzungen für noch viel weiter steigende Rohstoffpreise und für einen neuen Superzyklus.

Inflation leitet neues Marktumfeld ein

Kurz zusammengefasst: In den vergangenen Jahren herrschte ein Marktumfeld, das nur von Inflation an den Anlagemärkten geprägt war. Bei den Konsumentenpreisen führten die großen Mengen frisch gedruckten Geldes nicht zu überproportionalen Steigerungsraten.

Das jetzt begonnene inflationäre Marktumfeld unterscheidet sich davon deutlich – jetzt sind die Konsumentenpreise dran – Sie steigen, und zwar kräftig! In Deutschland liegen wir schon bei +4,1%. Verlierer werden Bankeinlagen und Aktien sein – zumindest inflationsbereinigt.

Die Gewinner sind Rohstoffe und Rohstoffaktien

Und bedenken Sie bitte: Wir stehen erst am Beginn der inflationären Entwicklung. Es gibt keinen Grund anzunehmen, weshalb die Rohstoffe nicht weiter steigen und der Ölpreis bei den Höchstkursen von 2008 haltmachen sollte.