Ölpreis: Gehen der Opec die Ideen aus?

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Die Welt staunt nicht schlecht: Die Opec macht tatsächlich ernst und lässt ihren Worten Taten folgen. Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) halten sich die Staaten des Ölkartells zu 90 Prozent an den im Herbst ausgehandelten Beschluss, ihre tägliche Ölfördermenge im ersten Halbjahr 2017 zu reduzieren.

Das ist bemerkenswert, denn bislang hat sich die Opec wesentlich weniger zuverlässig an die eigenen Vorgaben gehalten, sofern es denn überhaupt zu einer Einigung kam. Nun aber scheint es ihnen ernst zu sein.

1,2 Millionen Barrel pro Tag sollten die Opec-Staaten ab Januar weniger fördern, gemeinsam mit elf weiteren Staaten inklusive Russland sollte die täglich geförderte Menge um insgesamt 1,8 Millionen Barrel gekürzt werden. Das wurde nun größtenteils auch umgesetzt, bei der Opec ist man mit sich zufrieden. Allein: Es reicht nicht.

Ölpreis: Seitwärtsmodus seit Dezember

Schaut man auf die Entwicklung des Ölpreises, ist eine schwungvolle Rally erkennbar um den Zeitpunkt herum, da der als historisch gefeierte Opec-Kompromiss Ende November in trockene Tücher gebracht und offiziell verkündet wurde. Binnen kürzester Zeit schoss der Ölpreis in die Höhe auf 50 bis 55 US-Dollar je Barrel der Sorte WTI. Die Sorte Brent kommt auf rund 55 Dollar.

Das war Stand Anfang Dezember – und ist es bis heute geblieben. Die disziplinierte Förderkürzung hat kein Kursfeuerwerk ausgelöst. Stattdessen verharrt der Ölpreis seit Anfang Dezember im Seitwärtsmodus, tagesaktuelle Schwankungen fallen vergleichsweise gering aus, das Gesamtniveau hat sich kaum verändert.

Das ist auch kein Wunder. Denn obwohl die Lagerbestände inzwischen seit fünf Monaten in Folge gesunken sind, sind sie immer noch ziemlich hoch. Und all die Förderkürzung der Opec läuft letztlich ins Leere, wenn zeitgleich die Frackingindustrie in den USA den Ölhahn wieder aufdreht und kräftig drauflos fördert. Das war nämlich früher schon ab einem Preisniveau von etwa 50 bis 60 Dollar je Barrel rentabel und ist inzwischen noch viel effizienter geworden.

Preiskorrektur voraus?

Fracking lohnt sich – das lassen sich die US-Firmen nicht zweimal sagen. Dadurch jedoch bleibt die weltweite Gesamtfördermenge nahezu konstant, die Förderkürzung der Opec entpuppt sich auf den zweiten Blick als kleiner Tropfen auf den heißen Stein. Hatte das Kartell früher die Macht, den Ölpreis nahezu nach Belieben in die eine oder andere Richtung zu bewegen, müssen Saudi Arabien und Co. sich nun mehr einfallen lassen, wenn sie ihre wichtigste Einnahmequelle wieder nachhaltiger stärken wollen.

Nicht wenige Beobachter rechnen inzwischen damit, dass es schon bald zu einer kräftigen Kurskorrektur beim Ölpreis kommen könnte. Ein Absturz auf unter 30 Dollar wie noch vor einem Jahr erscheint zwar derzeit wenig wahrscheinlich. Doch ewig wird der Seitwärtsmodus nicht halten – und starke Kurstreiber sind aktuell nicht in Sicht.