Öl-Aktien mit großer Comeback-Chance: Das spricht dafür

Ohne Frage: Für den Ölpreis war das laufende Jahr eher enttäuschend. Im Chart sehen Sie die Entwicklung der Sorte WTI seit Anfang 2025 (Stand: 07.10.2025, 9:45 Uhr).

Quelle: www.aktienscreener.com
Ölpreis unter Druck
Satte 17 % hat der Marktpreis im bisherigen Jahresverlauf abgewertet, trotz zwischenzeitlicher Aufwärtsschübe z.B. Mitte Juni, als Israel und der Iran zwölf Tage lang einen offenen Krieg führten. Vor allem die vom Ölkartell OPEC+ forcierten Produktionssteigerungen haben den Ölpreis im immer wieder in Schach gehalten.
Hintergrund: Die erweiterte Organisation hatte vor einigen Jahren im Zuge der Corona-Pandemie und der Energiekrise umfangreiche Kürzungen beschlossen, die nun nach und nach zurückgenommen werden. Heiß, die OPEC+ wirft wieder mehr Öl auf den Markt, wodurch eine Überversorgung begünstigt wird, was den Marktpreis unter Druck setzt.
OPEC+ tritt auf die Bremse
Wichtig für Sie als Anleger: Es gibt es einige Argumente, die dafür sprechen, dass der Ölpreis in den nächsten Monaten und im kommenden Jahr wieder signifikant aufwerten könnte. Bleiben wir zunächst bei der OPEC+.
Das mächtige Kartell hat für November zwar jüngst weitere Erhöhungen des Outputs beschlossen, die Fördermengen sollen jedoch weniger stark steigen, als der Markt antizipiert hatte. So sollen im nächsten Monat „nur“ 137.000 Barrel Rohöl pro Tag (bpd) hinzugefügt werden. Zum Vergleich: In den Frühlings- und Sommermonaten waren es in der Regel jeweils mehr als 400.000 bpd.
Die OPEC+ nimmt also Tempo heraus, wohl auch um die Ölpreise zu stabilisieren. Zwar will die Organisation weiterhin Marktanteile hinzugewinnen, doch nicht um jedem Preis. Auch Länder wie Saudi-Arabien sind stark von einem möglichst lukrativen Ölpreis abhängig, um die Staatseinnahmen zu maximieren. Der Ölpreis dürfte also von unten abgesichert sein.
IEA warnt vor zu wenig Öl- und Gasinvestitionen
Interessant ist auch eine Meldung der Internationalen Energieagentur (IEA). Diese hatte Mitte September vor einem Engpass der fossilen Energieträger gewarnt. So habe sich die Geschwindigkeit, mit der die Produktion von Öl und Gas zurückgehe, auf globaler Ebene „erheblich beschleunigt“.
Bezeichnend: Fast 90 % der vorgelagerten Investitionen in die Öl- und Gasproduktion werden laut IEA aktuell dazu verwendet, die Versorgungslücken in bestehenden Feldern auszugleichen. Demnach zielt nur ein geringer Teil der Investitionen auf den Nachfrageanstieg ab. Auch die IEA erwartet weiterhin steigenden Bedarf an Öl und Gas. Dazu weiter unten mehr.
Heißt: Die Ölbranche muss wesentlich mehr investieren, um die künftige Nachfrage zu decken und die Energiesicherheit der Menschheit zu gewährleisten. Diese Schlussfolgerung ist durchaus bemerkenswert, hatte die IEA doch noch vor einigen Jahren betont, dass für die Öl- und Gasbranche keine neuen Investitionen erforderlich seien, damit die Klimaziele bis zur Jahrhundertmitte erreicht werden könnten.
USA: „Drill, Baby, Drill“ erweist sich als Luftschloss
Das Problem: Die aktuell niedrigen Ölpreise verleiten nicht gerade zu Investitionen. In den USA etwa, wo Donald Trump im Wahlkampf mit seinem Slogan „Drill, Baby, Drill“ die Ölbranche um den Finger wickelte, sind die Bohraktivitäten zuletzt auf ein 4-Jahres-Tief gefallen. Dabei ist das Niedrigpreisumfeld ganz im Sinne des Präsidenten, sinken dadurch doch auch die Kraftstoffkosten für die Verbraucher, was letztendlich die Inflation eindämmt.
Für Big Oil ist das Ganze hingegen eine bittere Pille. So mussten die zwei größten US-Player Exxon Mobil und Chevron im bisherigen Jahresverlauf Umsatz- und Gewinnrückgänge hinnehmen und Stellenstreichungen ankündigen. In der Folge dürfte die Angebotsseite weniger stark wachsen, als ursprünglich angenommen wurde.
Dies wiederum könnte den Ölpreis im nächsten Jahr unterstützen, was freilich auch im Interesse von Exxon Mobil und Co. wäre. Die großen Konzerne könnten also versuchen, den Markt zu verengen, um ihre Gewinnmargen aufzupolieren – auch wenn dies Trump wohl nicht gefallen dürfte.
Nachfrage robust – auch langfristig
Doch das Angebot ist natürlich nur die eine Seite. Entscheidend ist auch die Nachfrage. Diese zeigte sich in den letzten Monaten trotz aller ökonomischen Herausforderungen robust.
Ein Signal hierfür ist, dass die russischen Ölverkäufe auch im September extrem hoch waren, obwohl die Trump-Regierung Druck auf die großen Käufer Indien und China ausübt. Der Bedarf ist also offenbar so groß, dass zum Beispiel Indien die Strafzölle der USA in Kauf nimmt und trotzdem russisches Öl im großen Stil abnimmt.
Interessant ist auch, dass der chinesische Staat seine Ölreserven derzeit massiv aufstockt. Allein 2025 und 2026 sollen elf neue Tanklager hinzukommen, die kumuliert rund 170 Millionen Barrel aufnehmen können. Hierüber berichtete jüngst die Nachrichtenagentur Reuters.
Peking will sich durch die Bevorratung gegen die geopolitischen Krisen absichern – gerade mit Blick auf den Handelskonflikt mit den USA und die unsichere Zukunft des Partners Russland. China treibt also die Ölnachfrage aus strategischen Gründen zusätzlich an.
Und auch langfristig scheint das Ölzeitalter beständig zu sein. Die IEA hatte 2020 noch prognostiziert, dass bereits 2029 der sogenannte „Oil Peak“ erreicht werden dürfte – also der Zeitpunkt, an dem die Nachfrage nach Öl auf dem Höhepunkt ist und anschließend stagniert bzw. fällt.
In ihrem kommenden Jahresbericht wird die Agentur laut einem Vorabbericht von Bloomberg nun offenbar deutlich zurückhaltender. Demnach könnte der Ölverbrauch in einem bestimmten Szenario gar bis 2050 steigen. Die Experten betonen hierzu unter anderem die wachsende Bedeutung des Rohstoffs für die Luft- und Schifffahrt sowie für die Petrochemie.
Der Jahresbericht soll offiziell im Oktober oder November veröffentlicht werden und könnte der Perspektives des Ölpreises auf die Sprünge helfen.
Mein Fazit für Sie
Trotz aller Widerstände ist Öl meiner Meinung nach einer der Rohstoffe, die aktuell das größte Turnaround-Potenzial nach oben bieten.