Hamas-Terror: Auslöser einer neuen Ölkrise?

Erdöl
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Am vorletzten Wochenende hatte die radikalislamische Palästinenser-Gruppe Hamas Israel mit breit angelegten Angriffen überrascht. Schon nach ein paar Stunden wurden 100 Tote und 900 Verletzte gemeldet – viele weitere folgten.

Israels Premier Benjamin Netanjahu versuchte erst gar nicht, die Auswirkungen des Angriffs herunterzuspielen. In einer Videobotschaft sprach er sofort von einem „Krieg“ mit der Hamas.

Auswirkungen auf Ihre Investmentstrategie

Fallende Bomben machen Angst – am meisten natürlich der zivilen Bevölkerung vor Ort, aber auch Anlegerinnen und Anleger sind verunsichert. Letzten Montag, am ersten Handelstag nach dem Hamas-Angriff, orientierten sich die deutschen Aktienindizes nach unten. Auf dem Börsenparkett glaubte niemand an ein Strohfeuer, stattdessen dominierte die Sorge, dass der Konflikt eskalieren könnte. Sichere Häfen wie Gold und Anleihen rücken auch in dieser Krise in den Vordergrund.

Für die Aktienkurse israelischer Unternehmen ging es besonders rasant bergab. Dazu gehörte beispielsweise der israelische Chiphersteller Tower Semiconductor. Zudem wurden Papiere von Firmen, die in der Kriegsregion aktiv sind, auf Talfahrt geschickt.

Laut tagesschau.de stufen Experten die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen für Deutschland noch als moderat ein. „Die Handelsbeziehungen sind vorhanden, aber wenn man sich die Umsatzanteile anschaut, dann sind die im Nachkommabereich. Für die großen Unternehmen bedeutet dies, dass es nicht zu unmittelbaren Einbußen kommen wird“, wird Chris-Oliver Schickentanz von Capitell Vermögensmanagement auf tagesschau.de zitiert.

Folgen für den Ölmarkt

Dramatischer könnten dagegen die Auswirkungen auf den Ölmarkt sein. Gleich nach dem Angriff hat sich Öl deutlich verteuert. Das ist logisch, weil der Konflikt in einer Region mit wichtigen Ölförderländern ausgetragen wird.

Teures Öl wiederum hat direkte Auswirkungen auf die Wirtschaft, weil die Kosten für Produktion und Transport nach oben schnellen. Außerdem gibt es die Sorge, dass der Konflikt weitere Kreise ziehen könnte.

„Das Risiko, das viele Händler derzeit diskutieren, ist die Frage, ob Israel möglicherweise Vergeltung direkt gegen den Iran üben könnte, der ja hinter den Hamas-Attacken vermutet wird“, erklärt Moritz Krämer, Ölexperte bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auf tagesschau.de.

Der Konflikt würde dann vom Nahen auf den Mittleren Osten übergreifen. Es könnte Seeblockaden geben. Eine Sperrung der Straße von Hormus könnte den weltweiten Öl-Transport massiv einschränken. Weitere Handelssperren könnten eingesetzt werden, um die Wirtschaftskraft in Israels Nachbarländern zu schwächen. Deshalb brachen die Staatsanleihen Jordaniens oder Ägyptens bereits ein.

Erinnerungen an die Ölkrise in den 1970er-Jahren

Die Krise erinnert an die Ereignisse vor 50 Jahren, als die OPEC den Ölhahn zudrehte und so eine weltweite Ölkrise auslöste. Könnte sich die Geschichte wiederholen?

Theoretisch schon, wobei eine weltweite Ölkrise heute unwahrscheinlicher ist als in den 1970er-Jahren. Die Welt ist inzwischen weniger abhängig vom OPEC-Öl, da Länder wie Norwegen, Großbritannien oder die USA Öl-Selbstversorger und starke Konkurrenten sind.