Ölpreis zieht deutlich an – das steckt dahinterv

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An der Zapfsäule macht sich der Effekt bereits bemerkbar: Innerhalb weniger Tage sind hierzulande die Preise für einen Liter Super Benzin von rund 1,20 Euro auf etwa 1,38 hochgeschnellt.

Das liegt, selbstredend, am Ölpreis, der zuletzt einen gewaltigen Sprung nach oben machen konnte: Binnen eines Monats legte die Nordseesorte Brent um fast 40 Prozentpunkte zu, bei der US-Sorte WTI fiel das Plus mit knapp 60 Prozent noch deutlicher aus.

Ölpreis auf Erholungskurs

Damit kosten beide Sorten zwar rund ein Drittel weniger als noch vor einem Jahr, zeigen allerdings deutliche Erholungstendenzen nach dem coronabedingten Einbruch in den ersten Monaten des laufenden Kalenderjahres.

Das hat verschiedene Ursachen. Zum einen haben viele Staaten nach zwei bis drei Monaten des Lockdowns mit Lockerungen der Schutzmaßnahmen begonnen und so zumindest einem Teil der Wirtschaft einen zaghaften Weg in Richtung einer (neuen) Normalität geebnet.

Chinas Wirtschaft fährt wieder hoch

Besonders deutlich zeigt sich das derzeit in China. Das Reich der Mitte war als erstes und besonders hart von der Corona-Pandemie betroffen und befindet sich nun auch als eines der ersten Länder wieder auf dem Weg zu einer schrittweisen Normalisierung, wenngleich das Wirtschaftsniveau aus vor-Corona-Zeiten wohl noch eine ganze Weile auf sich warten lassen wird, in China und dem Rest der Welt.

Dennoch bedeutet das allmähliche Wiedererwachen der chinesischen Wirtschaft eine entsprechend steigende Nachfrage nach Öl, was den Preis nach dem katastrophalen Kursverfall wieder anziehen lässt. Im April war der Preis für ein Barrel WTI kurzzeitig sogar ins Negative gerutscht – wer Öl orderte, bekam noch Geld obendrauf. Diese Zeiten sind vorbei.

Airlines fliegen mehr Ziele an

Nicht nur Chinas Wirtschaft kommt allmählich wieder in Gang, auch die von den pandemiebedingten Reisebeschränkungen besonders hart getroffenen Fluggesellschaften nehmen nach und nach ihren Betrieb wieder auf und fliegen – pünktlich zur startenden Sommersaison – wieder mehr Ziele an als zuletzt.

Eine Aufhebung der Reisebeschränkungen in weiten Teilen Europas soll den innereuropäischen Tourismus in den Sommermonaten ermöglichen. Inwieweit dadurch ein erneutes Ausbrechen des Virus begünstigt wird, bleibt abzuwarten. Für die Tourismusbranche stellt sich zudem die spannende Frage, ob mangels Fernreisezielen die europäischen Urlaubsangebote in diesem Jahr überdurchschnittlich gut besucht sein werden – oder ob wegen gesundheitlicher Bedenken doch viele potenzielle Touristen auf einen klassischen Sommerurlaub in diesem Jahr verzichten werden und sich stattdessen auf nähergelegene Reiseziele beschränken.

Die Wiederbelebung des Flugverkehrs jedenfalls trägt ihrerseits nicht unwesentlich zum Preisanstieg beim Rohöl bei, immerhin machen Kerosinkosten einen Großteil der Ausgaben auf Seiten der Airlines aus.

Hinzu kam vor wenigen Tagen der Beschluss der Öl fördernden Staaten, die bereits bestehende Begrenzung der Förderung erneut zu verlängern. Dadurch wird auf Angebotsseite gedrosselt, während die Nachfrageseite an Schwung gewinnt – unterm Strich steigt der Ölpreis, zum Leidwesen der Autofahrer an der Zapfsäule.