Nickelpreis: Gibt es jetzt nachhaltige Comeback-Chancen?

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Nickel ist einer der zentralen Rohstoffe unserer Zeit. Vor allem die Bedeutung Nickels für die Stahlproduktion und die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus macht das Metall zu einem essenziellen Grundbaustein der Energie- und Verkehrswende.

Nickelpreis auf niedrigem Niveau

Doch trotz dieser herausragenden Bedeutung war der Rohstoff in den letzten Jahren alles andere als ein Gewinnbringer. Im Chart sehen Sie die Preisentwicklung von Nickel auf 3-Jahres-Sicht (Chart in USD pro Tonne, Stand: 15.04.2024, 9:00 Uhr.):

Quelle: Börse Frankfurt (https://www.boerse-frankfurt.de/rohstoff/nickelpreis)

Der Grund für den eher enttäuschenden Verlauf ist zum einen die Nachfrageseite – etwa der zuletzt schwächelnde Absatz von Elektroautos in vielen Volkswirtschaften. Aber auch der Stahlsektor erwies sich in Zeiten hoher Zinsen und Konjunkturdämpfer als wenig herausragend. Gleichzeitig – und hier liegt die eigentliche Crux – ist die Angebotsseite bei Nickel im Unterschied zu den meisten anderen Rohstoffen in den letzten Jahren deutlich gewachsen.

Wie Indonesien (und China) den Nickelmarkt übersättigten

Hauptverantwortlich hierfür ist Indonesien. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat hierzu kürzlich eine interessante Studie vorgelegt, die Indonesiens Bedeutung für den Nickelmarkt unterstreicht. Der südostasiatische Inselstaat war demnach 2022 für knapp 50 % der weltweiten Nickelförderung verantwortlich – mit weitem Abstand vor dem zweiten (Philippinen, 11,2 %) und dem dritten Platz (Russland, 6,9 %). 2023 soll der Anteil laut BGR gar bei 55 % gelegen haben und bis zum Ende des Jahrzehnts auf 65 % ansteigen.

Aber nicht nur das: Indonesien ist inzwischen auch der weltweit führende Raffinadeproduzent. Hintergrund: 2014 hatte die indonesische Regierung den Export von Roherz verboten. Vor dem Verbot wurde fast das gesamte Nickelerz Indonesiens nach China transportiert und dort weiterverarbeitet, um die boomende Stahlbranche der Volksrepublik zu versorgen. Indonesien wollte mit dem Exportbann mehr Wertschöpfung ins eigene Land holen, was sich als voller Erfolg herausstellte. Vor allem chinesische Unternehmen haben in den letzten zehn Jahren Milliardensummen in den Aufbau einer Weiterverarbeitungsinfrastruktur in Indonesien investiert.

Indonesien als Spielwiese für Chinas Konzerne

Im Mittelpunkt stehen sogenannte NPI-Produktionsanlagen, die in großen Industrieparks Indonesiens von chinesisch-indonesischen Joint-Ventures betrieben werden. Größter Akteur Chinas in dem Land ist der Edelstahlgigant Tsingshan. NPI (Nickel Pigiron) ist eine kostengünstige Alternative zu reinem Nickel für die Herstellung von rostfreiem Stahl.

Das in Indonesien produzierte NPI wird entweder nach China exportiert oder im Land selbst eingesetzt. Mithilfe chinesischer Investoren entstanden in dem Inselstaat zwei gigantische Edelstahlwerke, die über eine jährliche Kapazität von rund 5,5 Millionen Tonnen verfügen. Das entspricht laut BGR circa 10 % der weltweiten Kapazität und ist in etwa vergleichbar mit dem Gesamtoutput in Europa.

Über- oder Unterangebot? BofA sieht Nickel-Trendwende ab 2026

Durch die massiven Investitionen Chinas auf dem indonesischen Nickelmarkt ist es in den letzten Jahren zu einem sprunghaften Anstieg von NPI und weiteren Nickelprodukten gekommen. Die Folge: Der globale Nickelmarkt ist aktuell deutlich im Überschuss. Nach Angaben der Bank of America (BofA) lag die weltweite Nickelproduktion 2023 bei knapp 3,4 Millionen Tonnen und damit +10,2 % über 2022. Der Bedarf hingegen stieg nur um +6,5 % auf rund 3,3 Millionen Tonnen. Und auch 2024 und 2025 wird das Überangebot laut den Experten der BofA anhalten.

Immerhin: Für 2026 erwartet die US-Großbank zum ersten Mal wieder ein leichtes Defizit von 15.000 Tonnen. Die Analysten führen das von ihnen prognostizierte, allmählige Gleichgewicht auf dem Nickelmarkt vor allem auf die Produktionskürzungen großer Akteure zurück. So hatten Konzerne unter anderem in Australien (First Quantum Minerals, Wyloo Metals) und Neukaledonien (Glencore) große Nickelminen wegen der schwachen Marktpreise und der entsprechenden Verlustgeschäfte auf Eis gelegt.

Dadurch soll das von Indonesien und dessen Partner China verursachte Überangebot abgemildert werden. Ob das im Endeffekt gelingen kann, bleibt freilich abzuwarten. Septian Hario Seto, der als Regierungsbeamter die Nickelbranche in Indonesien beaufsichtigt, hatte erst im Februar betont, dass die Preise an der Londoner Rohstoffbörse wohl nicht viel über 18.000 USD pro Tonne steigen werden. Das Ziel der Regierung sei es demnach, dass der Markt gut versorgt bleibe, um die Kosten für die Elektroautohersteller niedrig zu halten. Ohnehin erwartet Seto einen erheblichen Nachfrageboom vonseiten der Elektromobilität.

Mein Fazit für Sie

Ohne Frage: Nickel ist ein heikler Rohstoff. Auf der einen Seite ist dessen Zukunftspotenzial mit Blick auf die Elektromobilität, und freilich auch den wichtig bleibenden Werkstoff Stahl, enorm. Auf der anderen Seite hat dieses Potenzial dazu geführt, dass Indonesien mit üppiger Hilfe aus China den Weltmarkt in einen Überschuss gestürzt hat, der zudem durch die makroökonomischen Herausforderungen verstärkt wurde. Letztere dürften sich indes nach und nach auflösen – so zumindest die meisten Konjunktur- und Handelsprognosen.

Das könnte den Nickelpreis, gepaart mit den Produktionskürzungen außerhalb Indonesiens, unterstützen. Dennoch: Meiner Meinung nach ist das Aufwärtspotenzial dieses Metalls längst nicht so hoch wie das des Allrounders Kupfer, der nicht nur für die Energiewende, sondern auch für die Rüstungsbranche und die Digitalisierung (Kupfer in Rechenzentren etc.) ausschlaggebend ist.