Nickel auf dem absteigenden Ast? Das müssen Sie wissen!

Nickel auf dem absteigenden Ast? Das müssen Sie wissen!
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Schauen Sie sich einmal diesen Chart an (Stand: 06.10.2023, 10:00 Uhr):

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Quelle: www.aktienscreener.com

Nickelpreis auf Achterbahnfahrt

Der Chart zeigt den Kurs eines auf Nickel basierenden ETCs und somit die Marktpreisentwicklung des Rohstoffs. Deutlich wird der zunächst starke Aufstieg nach Beginn des Ukraine-Kriegs Anfang 2022, die anschließende Abkühlung, der darauffolgende schmale Rebound und letztlich die bis dato anhaltende Abwärtsbewegung.

Der Nickelpreis hat also turbulente Jahre hinter sich. Dabei wird dem Metall eigentlich großes Potenzial zugeschrieben. Immerhin ist Nickel ein wichtiger Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien und damit ein Schlüsselrohstoff der Energiewende. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den inzwischen fast ikonischen Satz von Tesla-Chef Elon Musk, der 2020 die Bergbaubranche dazu aufgerufen hatte: „Baut mehr Nickel ab!“

Neue Studie: Nickel-Überschuss dürfte zunehmen

Und tatsächlich: Die globalen Förderquoten sind in den letzten Jahren signifikant gestiegen. Das allerdings belastet aktuell den Marktpreis, wie eine neue Studie der International Nickel Study Group (INSG) zeigt. Zunächst: Die INSG ist eine zwischenstaatliche Forschungsorganisation, der Länder angehöhren, die Nickel produzieren bzw. verbrauchen. Die Organisation erstellt Statistiken zur Nickelwirtschaft, die Aufschluss über deren künftige Entwicklung geben.

In der nun veröffentlichten, neusten Analyse kommen die INSG-Experten zu dem Schluss, dass die globale Nickelproduktion auch im kommenden Jahr einen Überschuss generieren wird. Demnach dürfte das Angebot die Nachfrage um rund 239.000 Tonnen übertreffen. Zum Vergleich: Im letzten Jahr lag der Überschuss laut INSG bei 104.000 Tonnen. Für das laufende Jahr prognostizieren die Analysten indes 223.000 Tonnen.

Zwischen Anfang 2022 und Ende 2024 könnte der kumulierte Überschuss also bei rund 566.000 Tonnen liegen. Das ist durchaus ein beachtlicher Wert im Vergleich zum globalen Verbrauch, der sich 2023 auf rund 3,2 Millionen Tonnen belaufen soll.

Indonesien flutet den Markt

Die INSG erwartet, dass der weltweite Verbrauch im laufenden Jahr um 8 Prozent wachsen wird und im kommenden Jahr um weitere 9 Prozent. Gleichzeitig soll der Nickel-Output aber um 12 bzw. 9 Prozent zulegen. Die Welt produziert laut der Forschungsorganisation also immer mehr Nickel, während die Nachfrage dem nicht gänzlich hinterherkommt.

Vor allem Indonesien drückt demnach ordentlich auf die Tube. Das Land will massiv von der Elektromobilität profitieren. In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres schoss die Nickelproduktion von Indonesien im Vorjahresvergleich um satte 31 Prozent nach oben, so die Daten der INSG. Und dabei geht es nicht einmal nur um die Primärförderung.

In Indonesien schießen neue Verarbeitungsanlagen förmlich aus dem Boden. Der Output von Zwischenprodukten wie Nickel-Roheisen (NPI) und Nickelmatte stieg in dem Zeitraum um rund 80 Prozent. Der südostasiatische Inselstaat will durch die Raffinationsoffensive größere Anteile der Elektroauto-Wertschöpfungskette im eigenen Land konzentrieren. Und das scheint zu gelingen. Längst forcieren Big Player wie der deutsche Chemiegigant BASF oder der US-Autoriese Ford neue große Nickel-Verarbeitungsanlagen in Indonesien.

Übrigens: Neben Indonesien hat auch China laut INSG seinen Output zuletzt deutlich erhöht – sowohl die Primärförderung als auch die Raffinationsproduktion.

Wird die Elektromobilität ausgebremst?

Auf der anderen Seite steht die Nachfrage. Im Mittelpunkt der Wachstumsfantasie befinden sich die Elektroautos und deren Lithium-Ionen-Batterien. Die weltweiten Absatzzahlen der reinen E-Fahrzeuge und Plug-in-Hybride sind zwar in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Doch die Konjunkturprobleme in einigen großen Volkswirtschaften erweisen sich aktuell als Bremsklotz.

In Deutschland etwa ist die Zahl der neuzugelassenen Batteriefahrzeuge im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 28,6 Prozent gesunken. Experten führen den Rückgang unter anderem auf die auslaufenden staatlichen Förderungen für gewerbliche E-Autos zurück. Diese hatten die Absatzzahlen in den Monaten zuvor beflügelt. Hinzu kommt, dass die Elektroautos vor allem für viele Privatkunden immer noch unerschwinglich sind – gerade in Zeiten gestiegener Lebenshaltungskosten.

Natürlich ist die Elektromobilität weiterhin der große Hoffnungsbringer der Batteriebranche und nicht zuletzt der Nickelkonzerne. Doch die Transformation ist kein Selbstläufer und kann durch die makroökonomischen Probleme durchaus ausgebremst werden.

Nickel-Aktien: mein Fazit für Sie

Nickel befindet sich derzeit in einem Bärenmarkt. Kein Wunder also, dass viele Investoren längst Short-Positionen aufgebaut haben, um von fallenden Nickelpreisen zu profitieren. Die neue Studie von INSG unterstützt nun dieses Bild.

Anleger von Nickel-Aktien wie Anglo American, BHP oder Vale sollten jetzt trotzdem nicht in Panik verfallen. Es gibt durchaus auch Stimmen, die von einer kommenden Trendwende bei Nickel sprechen und dem Rohstoff geduldige Renditechancen zuschreiben.

Der Finanzdienstleister S&P Global etwa hat kürzlich zwar seine kurzfristige Preisprognose für LME 3M Nickel (Nickelpreis an der Londoner Metallbörse auf 3-Monats-Sicht) nach unten korrigiert. Für 2027 aber erwarten die Analysten einen Durchschnittspreis von 22.000 US-Dollar pro Tonne. Das wären in etwa 3.500 Dollar mehr als aktuell. Demnach prognostiziert S&P Global, dass sich der weltweite Überschuss wegen der massiv steigenden Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien ab Mitte der 20er Jahre verringern wird.