Lithium Americas-Aktie: Plötzlich +80 Prozent – was ist das los?

Inhaltsverzeichnis

Was war da denn los? Am Dienstagabend im nachbörslichen US-Handel schoss die Aktie von Lithium Americas plötzlich durch die Decke. Entsprechend ging es am Mittwoch auch im deutschen Handel nach oben.

Im Chart sehen Sie die Kursexplosion anhand des Pfeils ganz rechts (Stand: 24.09.2025, 9:00 Uhr, Börse Stuttgart).

Quelle: www.aktienscreener.com

Konkret stand die Aktie zum genannten Zeitpunkt mit sagenhaften 80 % im Plus. Damit hat der Titel zumindest einen Teil seiner massiven Verluste aus dem Jahr 2024 wieder kompensieren können.

Lithium Americas: Mega-Projekt Thacker Pass

Bevor wir uns die Hintergründe zum Kursrausch anschauen, zunächst ein paar Worte zu dem Unternehmen. Lithium Americas (LAC) mit Sitz in Kanada forciert ein gigantisches Lithiumprojekt in den USA, genauer gesagt die Thacker Pass Lithiummine in Nevada.

Der Tagebau im Humboldt County ist bereits genehmigt und befindet sich in der fortgeschrittenen Bauphase. In Phase 1 der anstehenden Produktion will LAC 40.000 Tonnen Lithiumkarbonat (LiCO) pro Jahr hervorbringen. Perspektivisch soll der Output auf bis zu 160.000 Tonnen p.a. erhöht werden. Thacker pass könnte somit die größte Lithiummine der westlichen Hemisphäre werden.

Was das Projekt zudem hochinteressant macht:  Die Ressourcen vor Ort sind gigantisch und belaufen sich nach aktuellen Angaben auf 44,5 Mio. Tonnen Lithium-Äquivalent (LCE). Hinzu kommen 14,3 Mio. Tonnen LCE an Reserven. Das Projekt kann wahrscheinlich also über einen sehr langen Zeitraum produzieren. Das Unternehmen peilt aktuell 85 Jahre an. Produktionsstart ist für 2027/2028 vorgesehen.

Großkonzern General Motors ist Ankeraktionär

In die Öffentlichkeit geriet Thacker Pass 2023, nachdem der US-Autogigant General Motors (GM) eine hohe Investition in Lithium Americas bekannt gegeben hatte. Im Oktober 2024 legte der Autohersteller dann nach und erhöhte sein Gesamtengagement auf 945 Millionen US-Dollar. GM hält seither 38 % der Anteile an LAC und hat sich theoretischen Zugriff auf die Phase-1-Produktion von Thacker Pass gesichert.

General Motors will mit dem Lithium seine Batterieproduktion in den USA unterstützen und resilienter machen, was wiederum den Elektroauto-Bemühungen des Konzerns zugutekommen soll.

Trump-Regierung stellt Biden-Kredit auf den Prüfstand

Das Projekt von Lithium Americas ist aber nicht nur wirtschaftlich hochinteressant, sondern längst auch ein Politikum. 2024 hatte die Biden-Regierung einen 2,26 Milliarden Dollar schweren Kredit für die Errichtung des Tagebaus angekündigt.

Kein Wunder, ist Thacker Pass dank der gigantischen Vorkommen doch ein entscheidender Faktor, um die USA bei dem kritischen Batteriemetall unabhängiger vor allem von China zu machen. Lithium Americas jedenfalls plant die Produktion von Lithiumkarbonat in Batteriequalität, weshalb eine Verarbeitung des Rohstoffs zum Beispiel in China nicht notwendig ist.

Doch eben dieser Kredit hat vor wenigen Tagen nun für Aufmerksamkeit gesorgt. So will die inzwischen regierende Trump-Administration das milliardenschwere Darlehen neu bewerten. Laut Bloomberg gibt es Bedenken, dass Thacker Pass angesichts der Konkurrenz durch billiges chinesisches Lithium keine Kunden anziehen könnte, weshalb eine Rückzahlung des staatlichen Kredits in Gefahr wäre. Die Regierung drängt daher General Motors dazu, eine verbindliche Abnahmevereinbarung mit LAC zu schließen.

Möglicher Staatseinstieg lässt LAC-Aktie abheben

Doch was daraufhin folgte, hatten wohl selbst die meisten Analysten nicht auf dem Schirm. Am Dienstag berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass die US-Regierung nun eine Kapitalbeteiligung von 10 % an Lithium Americas anstrebe. Die LAC-Aktie schoss in der Folge wie oben erwähnt durch die Decke.

Zuvor hatte Lithium Americas der US-Regierung offenbar angeboten, Bezugsrechte auf Aktien (Warrants) in Höhe von 5 bis 10 % der Stammaktien zu erwerben und jene Kosten zu übernehmen, die durch Anpassungen im Rückzahlungsplan des Kredits entstehen könnten. Der Staat sieht darin nun offenbar eine Möglichkeit, nicht nur das finanzielle Risiko des milliardenschweren Kredits abzusichern, sondern zugleich direkten Einfluss auf ein strategisch wichtiges Lithiumprojekt zu erhalten und von möglichen Gewinnen zu profitieren.

Auch wenn bis dato noch nichts in Stein gemeißelt ist, erinnert der Schritt an das jüngste staatliche Engagement bei MP Materials. Im Sommer wurde bekannt, dass die US-Regierung über das Verteidigungsministerium bei dem Seltenerdproduzenten einsteigt, um dessen Projekte massiv zu unterstützen.

Auch hier geht es um eine Stärkung der heimischen Rohstoffproduktion und die Abkopplung von China – ein Thema, das übrigens bei beiden großen US-Parteien ganz oben auf der Agenda steht.

Mein Fazit für Sie

Erneut zeigt sich die politische Dimension, die inzwischen mit kritischen Rohstoffen einhergeht. Die US-Regierung nimmt sich hier auch ein Stück weit ihren größten Konkurrenten als Vorbild. So investiert Peking seit etlichen Jahren in private Rohstoffprojekte rund um den Globus, um sich staatlichen Zugriff auf die wichtigen Zukunftsmetalle zu sichern.

Als Rohstoff-Anleger sollten Sie daher mehr denn je auf die politische und strategische Komponente von Minenprojekten achten. Hier ergeben sich horrende Gewinnchancen, wie die Beispiele MP Materials und Lithium Americas zeigen.

Ebenfalls vor wenigen Tagen wurde indes bekannt, dass das Pentagon einen umfassenden Vertrag mit dem Unternehmen United States Antimony Corporation geschlossen hat, woraufhin dessen Aktie ebenfalls deutlich anstieg. Antimon ist ein wichtiger und weitestgehend von China kontrollierter Rohstoff unter anderem für militärische Munition und Halbleiter.

Bezüglich Lithium Americas gilt es nun abzuwarten, ob die Regierung tatsächlich eine Beteiligung erwirbt. Ruft man sich die bisherige Rohstoffpolitik der Trump-Administration ins Gedächtnis, könnte der Staatseinstieg meiner Meinung nach nur noch eine Frage der Zeit sein.

Die Börse jedenfalls jubelt weiter. Auch am Donnerstag gab es zunächst signifikante Kursgewinne für die LAC-Aktie.