Lage der Nation – Strom aus Klopapier?

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Mangel lässt schnell die Preise explodieren. Das ist bei Klopapier nicht anders als bei Strom und Gas. Einige Fakten und noch mehr Meinungen, was uns gerade beschäftigt.

Pandemie – wir waren von der Rolle

Welch ein Elend, Millionen Menschen in Deutschland waren traumatisiert. Und sie sind es, so scheint es jedenfalls, heute noch. Ob bei Aldi oder Lidl, bei Rewe oder Edeka, bei Penny oder Real – gähnende Leere in den Hygiene-Abteilungen. Also dort, wo ansonsten die Pakete mit den vierlagigen Rollen im unendlich anmutendem Überfluss lagerten.

Panische Hamsterkäufe, die Frage nach der Möglichkeit von Reservierungen und die Rationierung dieses pandemiegetriebenen und scheinbar unbezahlbaren Assets. Wohlgemerkt, wir schreiben nach wie vor das 21. Jahrhundert, und wir leben in einem der reichsten und angeblich zivilisiertesten Länder der Welt.

Wie viel wir so verbrauchen

Statistiker haben berechnet, dass jeder in Deutschland jährlich 12,1 Kilogramm Toilettenpapier verbraucht. Jede Rolle wiegt im Schnitt rund 90 Gramm. Dies bedeutet also, dass der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr rund 134 Rollen beträgt.

Deutschlandweit werden jährlich knapp 800.000 Tonnen Toilettenpapier hergestellt – umgerechnet nahezu vier Prozent der gesamten Papierproduktion. Wobei die Hersteller zum Höhepunkt der Fake-News, wonach es wegen Corona bald kein Klopapier mehr geben würde, vorübergehend den Rollen-Ausstoß auf 100.000 Tonnen im Monat erhöhten.

Wohlgemerkt: Seinerzeit war weder die Rede vom Gasmangel noch hatten wir explodierende Energiekosten. Die Rollen-Hortung war demnach nicht darauf zurückzuführen, dass findige Tüftler vorschlugen, aus Klopapier Strom und Wärme zu produzieren.

Woher kommt der Strom?

„Es soll uns keiner einreden, das Geld kommt von der Bank und der Strom aus der Steckdose. Das Gegenteil ist der Fall.“ Dieses Zitat stammt vom früheren Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann und datiert auf den 3. März 1985. Man kann vom nicht selten politisch eher unglücklich agierenden FDP Politiker halten was man will, aber da hat er recht.

Denn – Hand aufs Herz – wer hat sich damals schon Gedanken gemacht, was alles nötig ist, damit wir an einem frühen Wintermorgen Licht in der Küche haben, unsere Toastscheiben geröstet werden oder lauwarm duschen können. Das wissen die meisten von uns – von ein paar löblichen Ausnahmen wie Greta, Kevin, Jacqueline und Yves abgesehen – erst seit gut einem halben Jahr, als Putin sich anschickte, den Gashahn zuzudrehen.

Unsere Energieträger

Im Jahr 2021 stammten knapp 58 Prozent des in Deutschland eingespeisten Stroms aus konventionellen Energieträgern – Braun- und Steinkohle sowie Gas. 42 Prozent demnach aus regenerativen Kraftspendern wie Sonne, Wind und Wasser.

Fast die Hälfte der Bestandsimmobilien wird mit Erdgas beheizt, ein Drittel mit Heizöl. Lichtblick ist, dass in den vergangenen Jahren der Anteil neuer Wohnungen, die mit Wärmepumpen beheizt werden, auf rund 30 Prozent angestiegen ist. Wir sind also auf dem richtigen Weg, aber ohne Gas geht bis auf weiteres rein gar nichts.

Notstromaggregat – das neue Must-Have

Was vor noch nicht langer Zeit das Toilettenpapier war, sind seit ein paar Monaten Notstromaggregate. Große Baumärkte und sogar der vermeintliche Alleskönner Amazon melden bereits die ersten Lieferengpässe. Zu den beliebtesten Stromerzeugern zählt übrigens der Honda eu 20i. Früher hauptsächlich geordert von Campern und Handwerkern, seit Monaten aber verstärkt von Privatleuten, die daheim die Dunkelheit fürchten wie der Teufel das Weihwasser. In welchen Zeiten leben wir?

Für alle, die es noch nicht wissen: Notstromaggregate werden mit Kraftstoff betrieben…