Nach Panama-Desaster: Quo vadis First Quantum?

Inhaltsverzeichnis

Kaum ein anderes Ereignis hat den Rohstoffsektor im letzten Jahr so erschüttert wie das Desaster rund um die Mega-Kupfermine Cobre Panama. Für Sie zur Erinnerung: Nach heftigen Protesten und Hafenblockaden hatte das Oberste Gericht des Landes den Minenkomplex für verfassungswidrig erklärt.

First Quantum-Aktie: erst Panik, dann Hoffnung

Der Betreiber First Quantum Minerals musste den Standort daraufhin vollends auf Eis legen. Für das Unternehmen ein Debakel sondergleichen. Cobre Panama war für etwa 40 % der Umsätze von First Quantum verantwortlich und für rund 330.000 Tonnen Kupfer pro Jahr. Entsprechend krachte der Aktienkurs letztes Jahr in sich zusammen (Stand: 23.05.2024, 9:15 Uhr, Börse Stuttgart):

Ein Bild, das Screenshot, Text, Grafiksoftware, Multimedia-Software enthält.Automatisch generierte Beschreibung

Quelle: www.aktienscreener.com

Was im Chart allerdings ebenfalls deutlich wird: Die Aktie hat nach dem Tief bereits im Dezember eine umfangreiche Gegenbewegung gestartet und inzwischen etwa die Hälfte des Crashs kompensiert. Angesichts der Probleme und Herausforderungen, die das Unternehmen wegen der Panama-Schlappe nach wie vor belasten, ist das durchaus beachtlich. Offenbar scheint die Börse Hoffnung in den kanadischen Rohstoffgiganten zu setzen. Und das kommt freilich nicht von ungefähr.

First Quantum tritt auf Kostenbremse und baut Schulden ab

Tatsächlich hat First Quantum zwischenzeitlich ambitionierte Maßnahmen in die Wege geleitet, um das Desaster abzumildern. Dabei geht es in erster Linie um Effizienzverbesserungen, die die finanzielle Situation nach der Produktionseinstellung in Panama absichern sollen. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem Asset-Verkäufe, Stellenstreichungen und die Aussetzung der Dividende.

Vor allem der enorme Schuldenberg hatte dem Kapitalmarkt nach dem Panama-Aus Sorgen bereitet. Die Ratingagentur Fitch etwa hatte vor einer eklatanten Zuspitzung der Schuldensituation und einem sogenannten Covenant Breach (Vertragsverletzung bzgl. der Einhaltung von Finanzierungsbedingungen) gewarnt. Doch First Quantum scheint die Lage in den Griff zu bekommen. Im ersten Quartal 2024 konnte der Minenkonzern seine Schulden um immerhin -1,14 Mrd. Dollar reduzieren. Die Gesamtverschuldung belief sich Ende März somit „nur noch“ auf knapp 6 Mrd. Dollar.

Neue Kupferminen in Peru: La Granja und Haquira als Rettungsanker?

Die Schuldentilgung jedenfalls soll dem Unternehmen erneut Luft verschaffen, um operativ wieder in die Spur zu kommen. Und das kann mittelfristig nur über neue Produktionskapazitäten gelingen – gerade mit Blick auf die herausragenden fundamentalen Chancen rund um das Metall Kupfer, das nicht nur für die Energiewende ausschlaggebend ist, sondern auch für die allseits forcierte militärische Aufrüstung und den KI-Boom (Stichwort: Rechenzentren).

Einer der Hoffnungsträger in diesem Kontext ist die Mine La Granja. Diese befindet sich im Norden von Peru und ist ein Gemeinschaftsprojekt von First Quantum und Rio Tinto. Der australische Rohstoffkonzern hatte 2023 einen Mehrheitsanteil (55 %) von Lan Granja an First Quantum verkauft und die Gründung eines Joint-Ventures in die Wege geleitet. La Granja soll auf einen Wert von mindestens 2,5 Mrd. Dollar kommen und gilt als eine der größten unerschlossenen Kupferlagerstätten der Welt.

Nach vollständiger Inbetriebnahme könnte der Standort über einen Zeitraum von 40 Jahren rund 500.000 Tonnen pro Jahr hervorbringen und damit gar deutlich mehr als Cobre Panama. First Quantum jedenfalls will das Projekt nun beschleunigen, um die durch Cobre Panama entstandene Lücke schnellstmöglich zu schließen. Das gab ein Manager des Bergbaukonzerns vor wenigen Tagen bekannt.

Ähnliches gilt indes für das Haquira-Projekt. Diese Lagerstätte befindet sich ebenfalls in Peru und ist vollständig im Besitz von First Quantum. Die entsprechende Mine könnte später mehr als 200.000 Tonnen Kupfer pro Jahr produzieren. Auch hier will der Konzern offenbar auf die Tube drücken und die Genehmigungsverfahren sowie den Austausch mit den indigen Gemeinden intensivieren. Wann genau die beiden Minen in Peru in Betrieb gehen können, blieb jedoch unklar.

Risiken auch in Peru

First Quantum will also nach dem Debakel in Panama verstärkt auf Peru setzen. Tatsächlich gilt das südamerikanische Land als vergleichsweise bergbaufreundlich. Trotzdem gab und gibt es auch in Peru teils heftige Proteste gegen Minenunternehmen. Ganz ohne Risiko ist das Engagement in dem Land für First Quantum also nicht.

Zuletzt hatte es eine Blockade der Kupfermine Las Bambas gegeben, die vom australisch-chinesischen Akteur MMG betrieben wird. Inzwischen hat das Unternehmen offenbar Zugeständnisse gegenüber den indigenen Gemeinden gemacht, woraufhin die Protestierer ihre Blockade beendeten.

Mein Fazit für Sie

Eigentlich ist First Quantum als einer der (ehemals) größten Kupferkonzerne der Welt ein höchstinteressanter Player im Rohstoffsektor. Doch das Debakel in Panama hat das Zukunftspotenzial des Unternehmens deutlich eingeschränkt. Nun versuchen die Kanadier alle Hebel in Bewegung zu setzen, um wieder auf Kurs zu kommen.

Aus dem Schneider ist der Konzern allerdings noch lange nicht. Selbst im Optimalfall wird es einige Jahre dauern, bis First Quantum auch nur in die Nähe alter Größe kommen wird. Meiner Meinung nach bleibt das Risiko rund um die First Quantum-Aktie weiterhin höher im Vergleich etwa zu direkten Konkurrenten wie BHP, Freeport-McMoRan oder Southern Copper.