Kupferpreis und Kupfer-Aktien: Kommt der Superzyklus?

Ohne Frage: Die letzten Wochen waren für den Kupferpreis wegen der Querelen rund um die US-Zölle sehr turbulent. Doch was Sie als Anleger nicht vergessen sollten: Das rote Metall bietet Ihnen ungeachtet dieser (temporären) handelspolitischen Achterbahnfahrt auf lange Sicht erhebliche Renditechancen.
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Doch zunächst: Der Stromleiter Kupfer ist nach wie vor der entscheidende metallische Rohstoff der Elektrizität und somit ausschlaggebend für Mega-Trends wie Elektromobilität, erneuerbare Energien und künstliche Intelligenz. Doch es sind nicht nur diese Technologien selbst, die die Kupfernachfrage in den kommenden Jahren erheblich antreiben werden, sondern auch der damit einhergehende Ausbau der Stromnetze.
Stromnetz-Ausbau: Jede Menge Kupfer nötig
Hierzu veröffentlichte die Nachrichtenagentur Reuters kürzlich eine interessante Analyse, die Sie unbedingt kennen sollten. Demnach werden die Investitionen in das globale Stromnetz im laufenden Jahr voraussichtlich die 400-Mrd-USD-Schwelle überschreiten, nachdem im letzten Jahr laut Internationaler Energieagentur bereits eine Rekordsumme von 390 Mrd. USD ausgegeben worden war.
„Kupfer ist ein oft massiv unterschätzter Teil der Netzinfrastruktur. Die Menschen erkennen die Notwendigkeit, das Stromnetz auszubauen, schätzen aber oft die schiere Menge an Kupfer falsch ein, die dafür erforderlich ist“, betonte Michael Finch von der Beratungsfirma Benchmark Mineral Intelligence (BMI) laut Reuters.
BMI erwartet, dass die Kupfernachfrage für die Modernisierung der Stromnetze (sowohl Erzeugung als auch Übertragung) weltweit bis Ende der 20er-Jahre auf jährlich 14,87 Millionen Tonnen ansteigen könnte. Zum Vergleich: In diesem Jahr sollen es insgesamt 12,52 Millionen Tonnen sein. Der gesamte jährliche Kupferverbrauch der Menschheit liegt derzeit übrigens bei knapp 28 Millionen Tonnen.
KI-Boom und Rechenzentren als Kupfer-Treiber
Der Ausbau der Stromnetze wird laut den Experten vor allem dort energisch vorangetrieben werden, wo viele Rechenzentren gebaut werden – etwa in den USA, wo die bestehenden Netze ohnehin stark in die Jahre gekommen sind. Der deutsche Energietechnik-Spezialist Siemens Energy erwartet, dass bis 2050 gigantische 2 Billionen Dollar in das veraltete US-Stromnetz investiert werden, was wiederum jede Menge Kupfer erfordert.
Allein die Kupfernachfrage aus Rechenzentren wird laut dem Beratungsunternehmen CRU bis 2030 auf mehr als 650.000 Tonnen pro Jahr ansteigen. Das wäre noch einmal mehr als doppelt so viel, wie für 2025 (260.000 t) erwartet wird und mehr als achtmal so viel wie 2020 (78.000 t). Hinzu kommen ökologische Technologien wie Elektromobilität, Windkraft, und Solarenergie, die ebenfalls eine Modernisierung der Stromnetze erforderlich machen. Nicht zuletzt dürfte auch das Wirtschaftswachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern den Bedarf an Elektrizität und damit auch an Kupfer erhöhen.
Superzyklus voraus?
Michael Widmer, Analyst der Bank of America, erwartet Reuters zufolge eine Zunahme der Kupfernachfrage bis 2030 um 10 % auf insgesamt 30,32 Millionen Tonnen. Gleichzeitig rechnet der Experte damit, dass das Angebot dem nicht hinterherkommt. Widmer sieht bis Anfang der 30er-Jahre ein Angebotsdefizit auf dem weltweiten Kupfermarkt in Höhe von satten 1,84 Millionen Tonnen.
Der Analyst spielt damit auf einen sogenannten Superzyklus an, der am Kapitalmarkt bezüglich Kupfer bereits seit Jahren diskutiert wird. Heißt: Sollte der Kupfermarkt über einen längeren Zeitraum unterversorgt sein, würde das in anhaltend hohen Marktpreisen resultieren. Diese wiederum würden die Gewinne der bestehenden und künftigen Kupferminen deutlich verbessern – inklusive deren Aktien.
Jenes Thema ist in den letzten Monaten zwar etwas von der Bildfläche verschwunden, auch wegen Trumps Zoll-Politik, die alles zu überlagern scheint. Doch tatsächlich ist die Chance auf einen solchen Superzyklus-Bullenmarkt nach wie vor intakt.
Neue Minen dauern zu lange
Wie erwähnt ist hierfür nicht nur die stark steigende Nachfrage verantwortlich, sondern auch das begrenzte Angebot. Derzeit dauert es je nach Jurisdiktion teils mehrere Jahrzehnte, bis eine neue Kupfermine exploriert, entwickelt und in Betrieb genommen werden kann.
Verantwortlich dafür sind unter anderem die gestiegenen Kosten für Ausrüstung und Personal, strengere Umweltauflagen sowie die Tatsache, dass die Lagerstätten tendenziell immer schwieriger erreichbar sind. Gleichzeitig erschöpfen sich allmählig die Vorkommen bestehender Minen.
Klar: Durch eine Erhöhung der Recyclingquoten ließe sich das begrenzte Minenangebot zumindest anteilig kompensieren. Um die Mega-Nachfrage der Zukunft zu stillen, dürfte das jedoch längst nicht ausreichend sein.
Erz wird knapp: China drückt offenbar auf die Bremse
Bereits aktuell offenbaren sich Anzeichen einer zunehmenden Verengung. So meldete Bloomberg vor wenigen Tagen, dass Chinas Kupferhütten ihre Produktion möglicherweise reduzieren müssen, da die Bestände an Erzen in den Lagerhallen deutlich rückläufig sind.
Verschärfend kommt aktuell hinzu, dass in Chile eine große Untertagemine (El Teniente) wegen eines erdbebenbedingten Einsturzes den Betrieb vorübergehend einstellen musste. Inzwischen darf der Betreiber Codelco zwar offenbar wieder einige Teile der Minen in Betrieb nehmen. Seine volle Auslastung dürfte der Standort allerdings so schnell nicht wieder erreichen. Das könnte die Angebotsseite weiter unter Druck bringen und den Marktpreis kurzfristig unterstützen.
Mein Fazit für Sie
Wollen Sie auf steigende Kupferpreise setzen, können Sie auf Kupfer-ETCs setzen, aber auch auf ETFs, die Kupferminen-Aktien beinhalten. Wollen Sie etwas mehr Risiko eingehen und gleichzeitig Ihre Renditechancen erhöhen, können Sie sich auch interessante Einzelaktien anschauen.
Mein persönlicher Favorit ist Southern Copper. Der Bergbaubetreiber mit Aktivitäten in Peru und Mexiko verfügt über gigantische Kupferreserven und bietet relativ geringe Produktionskosten. Zudem erhält das Unternehmen Rückendeckung von der mexikanischen Regierung, die den Bergbau entfesseln will, auch um die finanziellen Schäden durch den Handelskonflikt mit den USA zu kompensieren.
Southern Copper spielt hierfür eine wichtige Rolle. Allein bis Ende 2025 will das Unternehmen mehr als 600 Millionen USD in den Ausbau seiner Kupferminen investieren. Und weitere Großinvestitionen in den kommenden Jahren sollen folgen.
Southern Copper wird somit einer der größten Profiteure des wohl anstehenden Kupfer-Superzyklus sein. Entsprechend hat die Aktie mit der nötigen Geduld meiner Meinung nach noch viel Luft nach oben.