Kupfer vor Mega-Defizit? Was jetzt dafür spricht

Kupfer
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In der Theorie mag es ganz einfach klingen: Die Welt braucht wesentlich mehr Kupfer, um die stark steigende Nachfrage im Zuge der Energiewende, des Rüstungsbooms und der Digitalisierung (Cloud/KI) zu decken. Die Realität aber sieht deutlich problematischer aus. Die meisten renommierten Analyseinstitute erwarten für den Kupfermarkt nämlich ein langjähriges Defizit.

S&P Global Market Intelligence etwa prognostiziert für 2035 einen globalen Kupferbedarf von 50 Millionen Tonnen – was in etwa einer Verdopplung gegenüber 2022 entsprechen würde. Damit würde die Nachfrage deutlich schneller steigen als die Produktion. Je nach Angebotsszenario könnte das Defizit zur Mitte der 30er Jahre laut S&P bei bis zu 9,9 Millionen Tonnen liegen:

Quelle: S&P (https://www.spglobal.com/commodityinsights/en/market-insights/latest-news/energy-transition/071422-world-copper-deficit-could-hit-record-demand-seen-doubling-by-2035-s-p-global)

Kupfer: die Angebots-Krise

Das Problem des Marktes ist ein Angebotsproblem. Erstens dauert es mitunter sehr viele Jahre, neue Kupferlagerstätten zu finden, zu explorieren, zu entwickeln und schließlich mit der Ausbeutung zu beginnen. Hinzu kommen die teils astronomisch gestiegenen Kosten und oftmals der wachsende Widerstand indigener Gruppen gegen Minenprojekte.

Zweitens sind selbst bestehende Projekte immer häufiger von Fehlschlägen und Unterbrechungen betroffen. Sie errinern sich bestimmt an das Desaster von First Quantum Minerals rund um dessen Mega-Kupfermine Cobre Panama. Mit einem Schlag wurden dem Weltmarkt durch die gerichtlich angeordnete Schließung der Mine rund 380.000 Tonnen Kupfer jährlich praktisch weggenommen.

Auch Codelco muss deutliche Abstriche hinnehmen

Aber das ist noch längst nicht alles: Auch der bisherige Kupferprimus Codelco musste zuletzt erhebliche Abstriche einräumen. So fiel die Kupferproduktion des chilenischen Staatskonzerns allein im April gegenüber dem Vormonat um 6,1 % auf 95.100 Tonnen. Als problematisch erweist sich vor allem Codelcos Top-Mine El Teniente, die sich etwa 80 Kilometer Südlich von Santiago de Chile befindet und eigentlich 450.000 Tonnen Kupfer pro Jahr hervorbringt.

Der Produktionsrückgang der Untergrundmine belief sich im April auf satte 32 % und ist laut dem Konzern hauptsächlich auf einen Gesteinskollaps zurückzuführen, der sich bereits 2023 ereignet und noch bis heute Auswirkungen habe. Zwar zeigte sich der Staatskonzern optimistisch, die Probleme im Untertagebau alsbald lösen zu können. Doch der Zwischenfalls offenbart, wie anfällig die globale Kupferproduktion aufgrund ihrer starken Konzentration ist.

Nevada Copper muss Insolvenz anmelden

In diesem Kontext gab es nun eine weitere Hiobsbotschaft – diesmal aus den USA. Im Mittelpunkt steht das Unternehmen Nevada Copper. Der Kupfer-Player hat vor wenigen Tagen Insolvenz anmelden müssen.

Hintergrund: Nevada Copper betreibt die Mine Pumpkin Hollow im gleichnamigen US-Bundesstaat. Der Standort hat vor allem im Untertagebereich erhebliches Ressourcen- und Ausbaupotenzial. Der Untertagebau hatte pro Jahr zunächst rund 27.000 Tonnen Kupfer hervorgebracht und sollte später deutlich erweitert werden.

Doch das Projekt in Nevada erwies sich für das Unternehmen als Kostenfresser. Bereits Anfang 2024 hatte Nevada Copper einräumen müssen, dass zusätzliche Mittel erforderlich seien, um die Kupfermine in Betrieb halten und weiterentwickeln zu können. Das Management führte zur Begründung unter anderem Wasseransammlungen unter der Erde, ein unvollständiges Aufbereitungssystem für Erze sowie unerwartete Engpässe in der Lieferkette an, welche zur mehrmaligen Unterbrechung der Verarbeitungsanlagen geführt hätten.

Inzwischen seien einige dieser Probleme zwar gelöst worden. Das Geld ist nun aber trotzdem ausgegangen. Das Unternehmen habe Gespräche mit seinen wichtigsten Stakeholdern und Partnern geführt, um eine Finanzierung zu erhalten. Diese Gespräche seien jedoch nicht erfolgreich gewesen, weshalb eine weitere Zwischenfinanzierung ausbleibe, so das Management. Nevada Copper sei daher nicht in der Lage, seine Geschäfte fortzuführen.

Tatsächlich hatte das Unternehmen wegen der unsicheren Finanzierungslage bereits zuvor den Betrieb rund um Pumpkin Hollow erheblich reduziert. Nun steht das Projekt vorerst komplett still. Immerhin hat sich der große US-Hedgefonds Elliot inzwischen dazu bereit erklärt, den strauchelnden Kupferminenbetreiber zu unterstützen – wohl auch weil Elliot der Ankeraktionär des kanadischen Rohstoff-Streamers Triple Flag Precious Metals ist, der wiederum in Nevada Copper investiert hat. Ob die Hilfe des Hedgefonds ausreichen wird, um die Mine wieder nachhaltig auf Kurs zu bringen, bleibt nun abzuwarten.

Mein Fazit für Sie

Die juristischen, operativen und finanziellen Herausforderungen einiger Kupfer-Player verengen den Markt zusätzlich. Projiziert man diese Probleme in die Zukunft, dürfte das Defizit auch mit Blick auf die Bedeutung des roten Metalls für etliche disruptive Technologien verstärkt werden. Die Folge: Kupfer dürfte in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich teurer werden. Einige Experten schreiben dem Kupferpreis im Vergleich zum aktuellen Niveau Renditepotenzial von +54 % (z.B. Goldman Sachs) bis hin zu mehr als +300 % (Hedgefonds-Manager Pierre Andurand) zu.

Als Anleger jedenfalls können Sie sich für dieses Preissteigerungspotenzial positionieren. Achten Sie hierfür auf Aktien, die operativ funktional sind und gleichzeitig über sehr hohe Kupferreserven verfügen wie zum Beispiel Southern Copper und Freeport-McMoRan.