Irre Prognose zu Kupferpreis: 40.000 Dollar – die Hintergründe

Kupfer
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2024 ging es für den Kupferpreis deutlich nach oben (Kupfer in USD pro Tonne, Stand: 27.05.2024, 8:45 Uhr):

Quelle: Börse Frankfurt ( https://www.boerse-frankfurt.de/rohstoff/kupferpreis)

Obwohl der Preis letzte Woche einen spürbaren Dämpfer erlitten hatte, steht das Metall seit Jahresbeginn immer noch mit satten rund 20 % im Plus. Viele Experten jedenfalls sind sich sicher, dass die Kupfer-Rallye längst nicht am Ende ist, sondern im Prinzip immer noch am Anfang steht. So auch der Hedgefonds-Manager Pierre Andurand.

Andurand: milliardenschwere Rohstoff-Wetten

Zur Einordnung: Der französische Geschäftsmann, ehemals tätig für die renommierte Investmentbank Goldman Sachs, kontrolliert unter anderem den gleichnamigen Andurand Commodities Discretionary Enhanced Fund, der rund 1,3 Milliarden USD an Investments in Rohstoffe verwaltet. Der Fonds war in den Zehnerjahren durch Wetten gegen und mit dem Markt einer der erfolgreichsten Rohstoff-Hedgefonds.

Profitiert hatte der Fonds zudem von der durch Corona und Ukraine-Krieg ausgelösten Ölpreisrallye Anfang der 2020er Jahre. 2023 allerdings musste der Hedgefonds Verluste hinnehmen, da dessen bullische Öl-Wetten angesichts der gefallenen Preise nach hinten losgingen. 2024 wiederum scheint sich das Blatt nun abermals zu wenden. Nach einem Bericht der Financial Times (FT) hat Andurands Hedgefonds im bisherigen Jahresverlauf um +83 % zugelegt. Die FT beruft sich in ihrem Bericht auf Insiderangaben.

Kupferpreis: Andurand erwartet +294 %

Demnach hat eine wohl durchdachte Diversifizierung des Rohstoffportfolios diese üppige Rendite ermöglicht. Ganz vorne mit dabei: Kupfer. Andurand jedenfalls sieht das Ende der Fahnenstange bei dem roten Metall längst noch nicht erreicht. Der erfahrene Hedgefonds-Manager erwartet, dass der Kupferpreis in den kommenden Jahren auf 40.000 USD pro Tonne ansteigen wird. Das wäre ein Zuwachs von sagenhaften rund +294 %. Andurand begründet diese stark bullische Prognose mit dem Angebotsdefizit auf dem Kupfermarkt. Das Angebot werde zunehmend Schwierigkeiten haben, mit der Nachfrage Schritt zu halten, so der Experte laut dem FT-Bericht.

„Ich denke, dass wir in den nächsten vier Jahren bis zu 40.000 Dollar pro Tonne erreichen könnten. Ich sage nicht, dass es dann so bleiben wird; irgendwann werden wir eine Angebotsreaktion bekommen, aber diese Angebotsreaktion wird mehr als fünf Jahre dauern, betonte Andurand laut „Financial Times“.

Das Wachstums-Triumvirat: Kupfer und die drei großen Zukunftstrends

Der Investmentprofi spielt vor allem auf die drei grundlegenden Nachfragetrends rund um Kuper an:

  • Energiewende
  • Rüstung
  • Rechenzentren (KI und Cloud)

So benötigen beispielsweise Windkrafträder und Solaranlagen jede Menge Kupfer. Hinzu kommen die Elektroautos, die dem deutschen Kupferverband zufolge etwa dreimal mehr des Metalls erfordern als konventionelle Verbrenner. Nicht zuletzt verlangt die (dringend nötige) Modernisierung des Stromnetzes zum Beispiel in Europa gigantische Mengen an Kupfer.

Im derzeit mit üppigen Staatsmilliarden unterstützten Rüstungsbereich ist Kupfer wichtig unter anderem für Kommunikationssysteme, Verkabelungen sowie Korrosionsschutz und wird etwa in Panzern, Flugzeugen und U-Booten ausgiebig genutzt. Im Bereich der Rechenzentren (Stichwort: KI) ist Kupfer wiederum vor allem für die Stromversorgung dieser extrem energieaufwendigen Standorte unabdingbar. Sämtliche drei Bereiche sind aktuell hochdynamisch und werden über viele Jahre hinweg extremes Wachstum generieren, weshalb die Nachfrage nach Kupfer deutlich anziehen wird.

Herausforderungen bei neuen Minen: Angebot schwächelt

Auf der anderen Seite dürfte das Angebot nicht ausreichen, um diesen Bedarf adäquat zu stillen. Darauf wies nun auch Pierre Andurand hin. Es reiche nicht aus, aktuelle Bergbaubetriebe auszubauen. Vielmehr brauche es neue Minen. Diese zu explorieren, zu entwickeln und zu bauen, dauere allerdings viele Jahre.

Hintergrund: Das Umfeld für neue Minenstandorte hat sich in den letzten Jahrzehnten tendenziell verschlechtert. So sind die Genehmigungsverfahren vielerorten komplizierter und langwieriger geworden, auch weil die Bedürfnisse indigener Gemeinden inzwischen (zu Recht) stärker berücksichtigt werden. Das zieht den Realisierungsprozess teils massiv in die Länge. Gleichzeitig sind die Kosten durch die hohen Zinsen und die Inflation zuletzt deutlich gestiegen, weshalb einige Unternehmen ihre Engagements auf Eis legen oder verzögern mussten. Und: Die Identifizierung neuer Vorkommen ist angesichts der in den letzten Jahrhunderten sehr ausgiebigen Ausbeutung ebenfalls nicht gerade einfacher geworden.

Viele Experten sind sich daher sicher, dass es künftig schlicht zu wenig Kupfer geben wird, um die großen Nachfragetrends zu bedienen. BloombergNEF etwa prognostiziert bis 2030 ein Defizit von rund 10 Millionen Tonnen. In der Folge dürfte das Metall in einen sogenannten Superzyklus wechseln. Das heißt: Kupfer wird demnach sehr lange Zeit sehr wertvoll sein.

Mein Fazit für Sie

Profiteure dieser Entwicklung sind die Unternehmen, die heute den Markt kontrollieren bzw. künftiges Wachstumspotenzial in Sachen Kupferförderung bieten. Kein Wunder also, dass Aktien wie Freeport-McMoRan oder Southern Copper angesichts dieser Perspektive 2024 bereits Top-Kursgewinne eingefahren haben. Doch auch das dürfte laut vielen Experten nur der Anfang eines wesentlich größeren Bullentrends gewesen sein.

Rohstoffe sind aktuell einer der interessantesten Sektoren an der Börse. Vor allem Kupfer bietet meiner Meinung nach ein herausragendes fundamentales Umfeld, das langjährige Renditen verspricht. Kupfer ist schlicht und ergreifend das Zukunftsmetall schlechthin. Als Anleger sollten Sie dessen Perspektive also nicht unterschätzen.