Konflikt in Nahost: Worauf Rohstoff-Anleger achten sollten!

Erdöl
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Der aufflammende Konflikt zwischen Israel und dem Iran ist das dominierende Thema dieser Tage – auch im Rohstoffsektor. Vor allem Erdöl und Gold stehen derzeit im Fokus des Kapitalmarkts. Als Anleger sollten Sie jetzt ganz genau aufpassen, denn die militärische Auseinandersetzung im Nahen Osten birgt Preispotenzial für beide Rohstoffe, wenngleich in unterschiedlicher Ausprägung.

Israel vs. Iran: Preissprung beim Erdöl

Starten wir mit dem Erdöl. Nachdem Israel am Freitag seinen Großangriff auf den Iran gestartet hatte, ist der Marktpreis des fossilen Energieträgers sprunghaft nach oben gestiegen.

Im Chart sehen Sie den Kurssprung anhand der Öl-Sorte WTI (gelber Pfeil, Stand: 17.06.2025, 8:00 Uhr).

Quelle: www.aktienscreener.com

Hintergrund: Der Iran verfügt über die zweitgrößten konventionellen Erdölreserven der Welt und produzierte 2023 rund 4,7 Millionen Barrel pro Tag. Das Land ist damit nach Saudi-Arabien und dem Irak der drittgrößte Produzent des Nahen Ostens und für etwa drei Prozent des globalen Angebots verantwortlich.

Wichtig ist, dass es dem Iran in den letzten Jahren trotz massiver Sanktionen gelungen ist, große Mengen seines Öls zu exportieren. Sollten diese Exporte durch den Krieg gänzlich wegfallen, würde das den Weltmarkt zwar treffen, allerdings noch in einem eher überschaubaren Rahmen. Der Wegfall des iranischen Öls könnte nach Expertenmeinungen durchaus von anderen Akteuren kompensiert werden.

Straße von Hormus: Das Öl-Nadelöhr im Nahen Osten

Wirklich problematisch ist der Konflikt in Sachen Ölpreis aber vor allem mit Blick auf die Straße von Hormus. Dabei handelt es sich um eine Meerenge zwischen dem Iran im Norden und dem Oman im Süden, welche den Persischen Golf mit dem Indischen Ozean verbindet. Über dieses strategisch äußerst wichtige Nadelöhr exportieren die Golfstaaten pro Tag rund 20 Millionen Barrel Öl, vor allem nach Asien und Europa.

Die Straße von Hormus ist somit ausschlaggebend für etwa ein Fünftel des weltweiten Angebots. Sollte dieser Transportweg wegfallen, wäre die globale Versorgung mit Erdöl, aber auch mit Erdgas stark gefährdet. In der Folge würden die Marktpreise der Fossilen durch die Decke schießen, was enorme konjunkturelle Schäden mit sich bringen würde – unter anderem auch in Deutschland. Umso bitterer, dass der Iran inzwischen offen damit droht, die Meerenge militärisch zu blockieren.

Blockade? Iran würde Wut u.a. der Amerikaner auf sich ziehen

Allerdings: Der Kapitalmarkt sieht dieses Thema offenbar deutlich gelassener. Ansonsten wäre der Ölpreis wohl bereits wesentlich stärker gestiegen und würde längst nicht mehr unter dem Vorjahresniveau notieren. Denn tatsächlich spricht einiges gegen eine mögliche Blockade durch den Iran.

Diese würde die beiden Supermächte und Mega-Ölverbraucher USA und China wirtschaftlich enorm treffen. Die USA unter Donald Trump könnten sich durch eine mögliche Blockade der Meerenge gar dazu veranlasst sehen, direkt in den Krieg einzugreifen und möglicherweise iranische Schiffe zu beschießen und zu versenken. Dieses Risiko dürfte das Regime in Teheran wohl kaum eingehen wollen.

Zudem wird die Straße von Hormus nicht nur vom Iran, sondern auch vom Oman kontrolliert. Eine Blockade könnte einen direkten Kriegseintritt des Omans bewirken.

Sie sehen also: Unterm Strich dürften sich die weiteren Effekte auf den Ölpreis wahrscheinlich eher in Grenzen halten – auch weil die globale Nachfrage nach dem Rohstoff 2025 und 2026 weiterhin langsamer wachsen soll als in den Vor-Corona-Jahren. Trotzdem bleiben natürlich in Kriegssituationen immer Unsicherheiten.

Absicherung in unruhigen Zeiten: Goldpreis weiter auf Kurs

Dies bringt uns zum nächsten Rohstoff: Gold. Der Goldpreis konnte zuletzt durch den militärischen Konflikt auf hohem Niveau zulegen. Der Kapitalmarkt sieht in dem Edelmetall weiterhin einen sicheren Hafen in unruhigen Zeiten. Dies ist vor allem deshalb relevant, da eine Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten möglich und eine schnelle sowie nachhaltige Lösung wenig wahrscheinlich erscheint.

Bereits in den letzten Monaten hatte der Goldpreis deutlich zugelegt – nicht nur wegen der eskalierenden Spannungen in Nahost, sondern auch wegen des anhaltenden Ukraine-Kriegs, der Trump-Zölle sowie des heftigen Handelskonflikts zwischen Washington und Peking.

In der Folge steigt die Bedeutung von Gold als Absicherungsvehikel. Nach Daten der Europäischen Zentralbank haben die weltweiten Notenbanken bereits im letzten Jahr mehr als doppelt so viel Gold eingekauft als im Durchschnitt der Zehnerjahre.

Die Notenbanken diversifizieren demnach ihre Portfolios, auch um sich gegen geopolitische und wirtschaftliche Risiken abzusichern. Zudem sorgt das sinkende Vertrauen in den US-Dollar und das US-Finanzsystem für eine Flucht in Gold.

Neben diesen staatlichen Akteuren setzen ebenso immer mehr große und kleine Privatinvestoren auf steigende Goldpreise und treiben dadurch die Rallye weiter an.

Die neuerliche Eskalation im Nahen Osten ist also nur ein Puzzlestück für die langfristige Perspektive des Edelmetalls. Längst erwarten einige Experten, darunter Analysten von Goldman Sachs, einen weiteren Anstieg des Goldpreises über die 4.000-USD-Schwelle. Aktuell notiert der Preis bei knapp 3.400 Dollar pro Feinunze (Stand: 17.06.2025, 8:00 Uhr). Andere Experten etwa von JPMorgan halten perspektivisch gar 6.000 Dollar für möglich.

Mein Fazit für Sie

Während der Ölpreis aller Wahrscheinlichkeit nach wieder konsolidieren dürfte, könnte es für den Goldpreis meiner Meinung nach unterm Strich weiterhin konstant nach oben gehen. Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran offenbart schonungslos die geopolitischen Risiken unserer Zeit, die Gold als Investment der Stunde erscheinen lassen.

Als Anleger können Sie neben dem physischen Erwerb auch z.B. über Gold-ETCs und Goldminen-Aktien auf steigende Marktpreise setzen.