Stößt China die USA vom Gold-Thron? Und was heißt das für Sie?

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China ist einer der größten Gläubiger der USA. Doch das heißt nicht, dass China auch wirklich an die USA glaubt.

Eher ist es ein Mangel an Alternativen, der die Zentralbank so viele US-Staatsanleihen kaufen ließ. De facto arbeitet China emsig daran, die USA zu entthronen. Auch auf dem Goldmarkt!

Schon am 25. April 2016 startete China, zweimal am Tag Fixing-Preise für Gold an der Börse Shanghai festzustellen. Bis dato war das Londoner Goldpreis-Fixing Maßstab für die weltweite Investoren-Gemeinde.

Die Londoner legen den Goldpreis in Euro, Pfund und US-Dollar auf Basis der Preismeldungen von 12 Banken fest. Wie Prozesse rund um den Libor-Skandal zeigten, ist dieses Londoner Fixing anfällig gewesen für Manipulationen.

Doch das dürfte nicht der Grund für das neue Fixing in Shanghai gewesen sein.

Zwar melden in China gleich 18 Banken ihre Preise für das Fixing. Wichtiger aber ist, dass der Preis in der chinesischen Währung Yuan festgestellt wird. Darüber hinaus wählte China endlich das metrische System als Maßstab.

Der Preis wird also nicht pro Unze festgestellt, sondern pro Gramm. Auch die chinesischen Gold- und Silbermünzen werden inzwischen nicht mehr in Unzen-Stückelungen  (31,1g) verkauft, sondern z.B. mit 30g.

Das Goldpreis-Fixing ist ein Baustein, um die Dominanz der USA zu brechen

Mit dem Preis-Fixing wird China nicht die Weltherrschaft an sich reißen. Doch es ist ein Baustein unter vielen, um die Dominanz der USA und des US-Dollars zu brechen.

So werden Fixingkurse zum Beispiel benötigt, um die Abrechnungspreise von Derivaten zu bestimmen. Als es noch kein Fixing in Yuan gab, waren auch chinesische Banken und Anleger gezwungen, in Auslandswährung zu rechnen und zu handeln.

China allein ist für rund 30% der weltweiten Goldnachfrage verantwortlich. Diese 30% können jetzt in Yuan statt US-Dollar abgerechnet werden.

Außerdem ist denkbar, dass sich das Handelsvolumen in Yuan allein dadurch erhöht, dass Arbitrage-Händler Preisunterschiede zwischen London und Shanghai auszunutzen versuchen.

Dabei wird Gold in Shanghai ge- und in London gleichzeitig verkauft oder umgekehrt – je nach dem, wo Gold gerade minimal günstiger oder teurer ist.

Mit diesem Arbitrage-Handel erhöht sich auch die Nachfrage nach der chinesischen Währung, was die Relevanz Chinas auf den Weltmärkten erhöht.

Die Shanghaier Future Börse wächst übrigens beim Handelsvolumen mit Gold derzeit noch kaum schneller als die US-Börse Comex. Zwischen 2014 und 2016 legte das Volumen an der Comex um 42% zu – das in Shanghai um 44%.

Ganz anders sieht es an der Shanghai Gold Exchange aus, wo nicht Papiergold gehandelt wird, sondern mit echtem Gold hinterlegte Kontrakte. In 2 Jahren stieg das Volumen um 139%!

Für Anleger weltweit hat das Yuan-Fixing den Vorteil, dass der Yuan dank kontinuierlicher Markteingriffe der chinesischen Zentralbank sehr schwankungsarm ist. Die chinesische Zentralbank hält die Währung in einem engen Preisband.

Das wird zwar kontinuierlich angepasst. Schnelle große Preisänderungen sind aber sehr selten. Der in Yuan abgerechnete Goldpreis dürfte also auch weniger stark schwanken als der in US-Dollar berechnete.

China wird auch in Sachen Gold-Aktien immer interessanter

Für Sie als Anleger ergeben sich aus dem chinesischen Preisfixing keine unmittelbaren Handlungsaufforderungen. Ich kann Ihnen aber nur empfehlen, den chinesischen Goldmarkt aufmerksam zu beobachten.

Er ist der größte der Welt, Gold hat in China einen ganz anderen Stellenwert als zum Beispiel in den USA. Gut möglich, dass das in Yuan abgerechnete Gold noch einmal einen Popularitätsschub auslöst.

Und wer weiß: Vielleicht rechnen irgendwann auch wir Gold eher in Yuan als US-Dollar ab.

Auch als Fördernation wird China übrigens immer wichtiger. China war vor 40 Jahren ein Niemand im Goldsektor. Inzwischen ist China der mit weitem Abstand größte Förderer von Gold auf der Welt.

Zwischen dem Zweitplatzierten Australien und China liegen 56% Unterschied. Die Förderung ist mehr als 3x so groß wie die von Südafrika, dem bis 2007 größten Goldförderer der Welt.

Immer öfter werden die Förderaktivitäten in China auch mit Aktien finanziert.