Goldpreis: Der wahre Grund für die Mega-Rallye

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Auch der Goldpreis hat turbulente Wochen hinter sich. Nach Beginn der israelischen Angriffe auf den Iran vor knapp zwei Wochen hatte sich das Edelmetall zunächst um rund 3 % verteuert, musste in den darauffolgenden Tagen jedoch wieder Abstriche hinnehmen.

Als dann an diesem Dienstag ein Waffenstillstand verkündet wurde, ging es für Gold noch einmal abwärts, sogar etwas unter das Niveau von vor dem Krieg. Offenbar sind einige Investoren angesichts der (scheinbaren) Deeskalation im Israel-Iran-Konflikt aus sicheren Häfen wie Gold ausgestiegen.

Langfristige Unterstützung für Goldpreis durch „De-Dollarisierung“

Doch das Edelmetall jetzt abzuschreiben, wäre wohl ein gravierender Fehler. Denn: Das wahre Potenzial der künftigen Preisentwicklung sind nicht primär die militärischen Kriege und Konflikte auf dieser Welt, sondern das nachlassende Vertrauen in das US-Finanzsystem. Hierbei handelt es sich um eine Entwicklung, die seit einigen Jahren unter dem Radar abläuft, seit der Amtsübernahme Donald Trumps nun aber für jeden sichtbar ist.

Der Präsident hat mit seiner erratischen Zollpolitik für massive Unsicherheiten rund um den Globus gesorgt und damit auch Zweifel an der Stabilität und Verlässlichkeit der USA genährt. Das wiederum hat den Status des US-Dollars und der US-Staatsanleihen als sichere Häfen offenbar nachhaltig beschädigt.

Entsprechend versuchen staatliche Akteure rund um den Globus, ihre Abhängigkeit vom Greenback zu verringern. Diese Entwicklung, die Fachleute als „De-Dollarisierung“ bezeichnen, begann in ihrer jüngsten Ausprägung bereits 2022.

Damals hatten die USA Sanktionen gegen Russland verhängt, indem russische Dollar-Staatsvermögen in hohem Umfang eingefroren wurden. In der Folge gab es auch bei anderen Staaten die Befürchtung, dass die USA deren Abhängigkeit vom Dollar als politisches Druckmittel nutzen könnten. Daraufhin investierten viele Zentralbanken in alternative Währungen, aber eben auch verstärkt in Gold.

Trumps „Big Beautiful Bill“ könnte US-Schuldenproblematik vergrößern

Nun hat Trumps Zollpolitik diese Tendenz verstärkt. Aber nicht nur das: Auch das vom Präsidenten forcierte Haushaltspaket, das von Trump euphemistisch als „Big Beautiful Bill“ bezeichnet wird, könnte das Vertrauen in das US-Finanzsystem weiter erodieren lassen. Denn: Der Gesetzentwurf, der aktuell im Senat debattiert wird, würde laut Experten die ohnehin massive Verschuldung der USA zusätzlich antreiben.

Das wiederum würde gepaart mit dem genannten Vertrauensverlust in die US-Regierung wohl dazu führen, dass die Zinsen für US-Staatsanleihen weiter steigen müssten, um die Investoren bei der Stange zu halten – was den Schuldendienst der USA abermals verteuern und den Staat zusätzlich unter Druck setzen würde.

Klar: Noch ist nicht absolut gesichert, wie genau sich das Haushaltspaket längerfristig auf die US-Staatsschulden auswirken würde. Ohnehin müsste nun erst einmal der Kongress in Form des Senats abschließend zustimmen. Hier könnte es unter Umständen noch Anpassungen an dem Gesetzestext geben.

Die Trump-Administration jedenfalls betont, dass die Steuersenkungen die Wirtschaft so weit beflügeln würden, dass es unterm Strich sogar weniger Schulden gäbe. Aber allein die Tatsache, dass Trump ein so gigantisches Risiko für den Staatshaushalt eingehen will, verstärkt die internationalen Sorgen rund um die Stabilität der USA.

Viele Zentralbanken wollen noch mehr Gold als Absicherung kaufen

Ein Profiteur ist der sichere Hafen Gold. Laut einer neuen Umfrage der Denkfabrik Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF) plant jede dritte Zentralbank, in den nächsten zwei Jahren ihre Investitionen in das Edelmetall zu erhöhen.

OMFIF beruft sich hierbei auf eine Umfrage unter 75 Notenbanken, die zwischen März und Mai 2025 durchgeführt wurde. Die Erhebung gibt somit einen wichtigen Überblick, wie die weltweiten Zentralbanken auf Trumps Politik reagieren.

Bereits in den letzten Jahren hatten die staatlichen Währungshüter im Rahmen der genannten „De-Dollarisierung“ ihre Gold-Engagements vergrößert. Nun sprechen die Experten des OMFIF davon, dass einige Zentralbanken ihre Investitionen in Gold in den kommenden Jahren gar verdoppeln könnten.

Steigt Gold auf 4.000 USD pro Unze?

Das wiederum stärkt die Nachfrage nach dem Edelmetall und dürfte den Marktpreis weiter beflügeln – trotz der bereits erlebten Aufwertungen in den letzten Jahren. Die Bank of America (BofA) etwa rechnet weiterhin damit, dass der Goldpreis in den kommenden 12 Monaten die 4.000-USD-Schwelle erreichen wird. Das wäre ein Plus von rund 20 % gegenüber dem aktuellen Stand und ein neuer Mega-Rekord (Stand: 25.06.2025, 9:00 Uhr).

Die BofA und übrigens auch weitere Institute wie Goldman Sachs betonen für ihre bullischen Goldprognosen indes die zunehmende Abkehr der Zentralbanken vom US-Dollar. Laut der OMFIF-Umfrage ist der Greenback aktuell nur noch die siebtbeliebteste Reservewährung – hinter Gold, aber auch hinter regulären Währungen wie dem Kanadischen Dollar, dem Yen (Japan), dem Renminbi (China) und allen voran dem Euro, der aktuell einen beachtlichen Siegeszug hinlegt.

Mein Fazit für Sie

Klar: Noch führt der US-Dollar in absoluten Zahlen die Devisenreserven der Zentralbanken an. Doch diese langjährige Dominanz bröckelt zunehmend, was dazu führen dürfte, dass der Dollar auch im Vergleich zum Gold weiter an Wert einbüßen würde.

Als Anleger können Sie sich diese Entwicklung zunutze machen, indem Sie auf steigende Goldpreise setzen. Hierfür können Sie neben dem physischen Erwerb auch auf Gold-ETFs und Minen-Aktien setzen. Achten Sie bei Letzteren vor allem auf die Produktionskosten, die möglichst niedrig ausfallen sollten, um den Gewinnhebel auf steigende Marktpreise zu vergrößern.