Gold: Höchste Zeit, den sicheren Hafen anzusteuern?

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Nun stehen wir wieder dort, wo wir vor einem Jahr schon einmal waren – mit rund 1.254 US-Dollar je Feinunze befindet sich der Goldpreis ziemlich genau auf dem Niveau, auf dem er auch im Vorjahr zu diesem Datum notierte.

Allein: Die weltpolitische Lage ist heute eine völlig andere. Seit dem 10. April 2016 hat sich eine Menge verändert. Besonders einschneidend waren aus europäischer Sicht das Brexit-Votum der Briten im Juni und der Wahlsieg Donald Trumps im November.

Beide Ereignisse kamen relativ überraschend, kaum jemand hatte ernsthaft mit ihrem Eintreten gerechnet. Beide Ereignisse sorgten weltpolitisch für völlig neu gemischte Karten. Wohin beide Ereignisse die Welt führen werden, müssen Historiker der Zukunft rückblickend einordnen.

Die Lage spitzt sich zu

Klar ist lediglich, dass sich die Lage in Europa weiter zuspitzt. Alles fokussiert sich auf die gerade aufgenommenen zweijährigen Brexit-Verhandlungen. Es ist ein schmaler Grat in der Abwägung von Interessen sowohl der britischen als auch der europäischen Seite. Niemand will der Gegenseite zu viele Zugeständnisse machen, aber ebenso ist niemand an einem vollständigen Bruch interessiert.

Zugleich schwelen weitere, nicht minder schwerwiegende Probleme wie etwa die längst nicht vollständig ausgestandene Euro-Krise, die Flüchtlingskrise, die Europa und die Bundesrepublik zu gewöhnungsbedürftigem Verhalten gegenüber er Türkei zwingt oder auch die immer höhere Frequenz „kleinerer“ Terroranschläge in europäischen Metropolen.

Brüssel, Nizza, Berlin, London, Stockholm – die unvollständige Liste der Attentate der vergangenen Monate verdeutlichen, es geht nicht mehr um symbolträchtige Anschläge mit tausenden von Todesopfern wie am 11. September 2001, sondern um viele einzelne Nadelstiche, die die Gesellschaften auseinanderdriften lassen sollen.

Trump – auf dem Weg in die Eskalation?

Diese explosive Gemengelage wird durch einen innen- wie außenpolitisch unberechenbaren US-Präsidenten Trump noch verstärkt, der mit seinem Angriff auf einen syrischen Stützpunkt vor wenigen Tagen nicht nur früher vertretene Überzeugungen über Bord warf, wonach sich die USA nicht mehr als „Weltpolizist“ gerieren und in Stellvertreterkriege einmischen sollten, sondern vielmehr auch sein Verhältnis zu Moskau auf eine harte Probe stellte.

Kein Wunder also, dass Staaten wie Privatanleger vermehrt „die Krise kriegen“ und sich in Gold flüchten, das seit jeher als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten gilt. Gold mag seinen Wert nicht mehren wie manch eine Aktie erfolgreicher Unternehmen und auch keine jährliche Dividende ausschütten, sondern ganz im Gegenteil Lagerungskosten verursachen. Doch wenn es hart auf hart kommt, kann man sich für Gold immer noch etwas kaufen – viele Wertpapiere hingegen werden schlichtweg wertlos.

Noch ist es nicht soweit, und aus heutiger Sicht vermag man sich kaum vorzustellen, dass es in absehbarer Zeit soweit kommen wird. Aber das haben viele von uns vor einem Jahr über Brexit und Trump auch noch gedacht.