Goldpreis – kein Ende der Fahnenstange?
Der Preis für die Feinunze Gold eilt von Rekord zu Rekord. Zwischenzeitliche Dämpfer nehmen Investoren, wie es scheint, nur mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Dem langfristigen Aufwärtstrend des Gelben Metalls können kleine Rücksetzer – jedenfalls bis dato – praktisch nichts anhaben. Weil Privatanleger oft prozyklisch agieren, was gefühlt zahllose Studien übereinstimmend feststellen, liebäugeln nicht wenige sogar jetzt noch mit dem Einstieg in das wohl bekannteste aller Edel- und Investmentmetalle.
Die einen mögen Gold in seiner physischen Form – etwa als klassische Goldbarren oder handliche Bullion Coins. Andere bevorzugen Gold ETCs oder Fonds auf Goldminenaktien, deren Kurse – zumindest früher oder später – mit der Entwicklung des Goldpreises korrelieren.
Eine gute oder aber eine schlechte Idee? Die Antwort hängt davon ab, wie plausibel vor allem die mittel- und langfristigen Prognosen für die Entwicklung des Goldpreises begründet werden.
Goldpreis – Blick in die Glaskugel
Prognosen sind schwierig, sobald sie sich mit der Zukunft beschäftigen. Und je näher diese Zukunft liegt, desto einfacher wird der Blick in die Glaskugel. So können Meteorologen vergleichsweise treffsicher das Wetter für die nächsten fünf Tage vorhersagen. Doch die Frage, ob wir eine weiße oder eine uselig-graue Weihnacht haben werden, kann kein Wetterforscher seriös beantworten.
Überflüssig zu betonen, dass verlässliche Prognosen – was schon ein Widerspruch in sich ist – zur längerfristigen Entwicklung des Goldpreises schier unmöglich sind. Wobei das Adjektiv „längerfristig“ in Jahren, nicht in Monaten sowie erst recht nicht in Tagen denkt. Gleichwohl trauen sich sogenannte Experten regelmäßig an jenes „längerfristig“ heran. Als erstes zum eher Kurzfristigen.
Die Investmentbank Goldman Sachs rechnet bis Mitte des kommenden Jahres mit einem Goldpreis je Feinunze von 4.000 US-Dollar. Sogar 5.000 Dollar seien möglich, falls die Unabhängigkeit der US-Notenbank Federal Reserve infrage gestellt werde. US-Präsident Trump hatte Fed-Chef Jerome Powell wiederholt wegen dessen zögerlicher Haltung im Hinblick auf Zinssenkungen attackiert. Dass Trump mit großem Gepolter die US-Notenbank sowie deren Chef Powell weiter angreift ist eher wahrscheinlich.
Doch nicht allein eine wackelnde Unabhängigkeit der Fed würde den Goldpreis beflügeln. Selbiges dürfte aus einer höheren Inflationsrate in den USA als Folge der Trump’schen Zollpolitik resultieren. Vergleichbares gilt für einen anhaltend schwachen Dollar, der zunehmend seine Rolle als Weltleitwährung verliert. Ganz zu schweigen von Putins möglicher Expansionsgier und dem Krieg in Nahost, der von allen Beteiligten mittlerweile jenseits der Menschenrechte geführt wird.
Für die pessimistische Sicht der Dinge gibt es plausible Gründe, die nichts mit allgemeinem Weltschmerz gemein haben. Jene Gründe signalisieren zumindest, dass das Investment ins Gelbe Metall auf lange Sicht nicht die schlechteste Entscheidung wäre. Und falls Gold, dann in welcher Variante?
In Gold investieren? Aber in welcher Form?
Gleich zu Beginn kurz und bündig: Goldschmuck ist und bleibt kein Investment. Er ist allein Balsam für die Seele – zum Hochzeitstag, zu Weihnachten oder als Liebeserklärung zwischendurch. Denn sobald die Kreditkarte beim Goldschmied des Vertrauens belastet ist, hat das güldene Teil schon die Hälfte seines Kaufpreises verloren – mindestens. Falls aber physisches Gold das Objekt der Begierde ist, dann schon eher …
… Barren und Investmentmünzen
Bei physischem Gold in diesen beiden Varianten sieht das Preis-Leistungsverhältnis, um einmal den gängigen Begriff aus dem Produktkosmos zu gebrauchen, deutlich besser aus als bei Schmuck. Beim Kauf von Goldbarren und Goldmünzen wird in der Regel ein Aufgeld fällig, das sogenannte Agio. Heißt im Klartext: Gold in diesen Formen ist etwas weniger wert, als der Anleger dafür bezahlt hat. Was ihn möglicherweise nicht weiter stört, weil er auf einen steigenden Goldpreis hofft.
Bei Barren ist jener Aufschlag in der Regel niedriger als bei Münzen. Plausibler Grund: Deren oft aufwendige Prägungen kosten halt Geld. Überdies hängt das Agio vom Gewicht ab. So beträgt das Aufgeld bei einem Kilobarren Gold um die 0,5 Prozent, rund fünfmal soviel bei einem 10 Gramm leichten Goldbarren. Bei Goldmünzen wie Krügerrand, Wiener Philharmoniker oder Maple Leaf ist das Verhältnis zwischen Höhe des Agios und Gewicht der Münze vergleichbar.
Wohin mit dem physischen Gold?
Samstags nach der Sportschau in Memoria Dagobert Duck seine Goldtalerchen zu streicheln, hat zweifellos etwas emotional Berauschendes. Doch vernünftig ist die stetige Erreichbarkeit des Goldschatzes, der ansonsten in der Nachtkommode oder in der Zuckerdose ruht, nicht.
Münzen und Barren in einem Schließfach zu deponieren, macht hingegen den spontanen emotionalen Kick so gut wie unmöglich. Und kostet obendrein wegen der Safemiete Geld. Ganz zu schweigen, dass die Hausratversicherung deutlich höhere Beiträge fordert, falls Wertgegenstände wie Edelmetalle, Antiquitäten oder Gemälde in den Versicherungsschutz integriert werden sollen.
Ergo: Unter dem Gesichtspunkt, dass das Gelbe Metall eine – hoffentlich – gute Rendite abwirft, sind ETCs (Exchange Trade Commodities) erste Wahl aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Kosten. Auf Platz zwei folgen Goldminenfonds, sofern sie denn ohne Ausgabeaufschlag erworben werden und sich die jährlichen Gebühren in Grenzen halten. An dritter Stelle physisches Gold. Allerdings, es ist schon ein gutes Gefühl, irgendwo im Haus ein paar Barren oder Münzen zu haben. Man weiß ja nie …