Die Schattenseite der Minenbranche: Ein todernstes Thema!

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Zweifelsohne: Der Rohstoffsektor bewirkt Großes und bietet Ihnen enormes Renditepotenzial. Es gibt aber auch Risiken – und das nicht nur in Sachen Investments. Heute soll deshalb ausnahmsweise einmal die Schattenseite der Minenbranche im Mittelpunkt stehen.

Die Katastrophe von Brumadinho

Sie werden es wahrscheinlich schon ahnen: Es geht um den Bergbaugiganten Vale und die Katastrophe von Brumadinho. Am 25. Januar 2019, also ziemlich genau vor vier Jahren, brach in der Nähe dieser brasilianischen Kleinstadt die Hölle los.

Genau um 12:28 Uhr Ortszeit gab der Staudamm einer Eisenerzmine nach und löste eine Schlammlawine aus. Auf seinem Weg zerstörte der giftige Schlamm Gebäude und Wälder und begrab hunderte Menschen unter sich – mehr als 270 Personen kamen zu Tode.

Der Dammbruch war die größte Minenkatastrophe in der jüngeren Geschichte Brasiliens und sorgt noch heute für Nachwehen. Als Betreiber der Mine war der Rohstoffgigant Vale verantwortlich für die Sicherheit des Staudamms.

Hat Vale aus Profitgier bewusst Menschenleben riskiert?

Das Problem: Laut Recherchen des „Spiegel“ und des „ZDF“ hatte Vale im Vorfeld offenbar Druck auf die zuständigen Sicherheitsprüfer ausgeübt. Im Mittelpunkt steht die deutsche Prüfgesellschaft TÜV, die den Damm nur wenige Monaten vor dem Unglück zertifiziert hatte. Den Medienberichten zufolge hatten die Prüfer bereits im Jahr 2018 an der Stabilität des Damms gezweifelt. Vale aber hat die Prüfgesellschaft demnach unter Druck gesetzt und gegenüber dem TÜV indirekt damit gedroht, eine andere Institution zur Zertifizierung heranzuziehen.

Sollte das der Wahrheit entsprechen, hätten also der Minenkonzern und auch der TÜV die Sicherheit der umliegenden Bevölkerung bewusst riskiert, um ihre Geschäfte nicht zu gefährden. Das ist freilich harter Tobak.

Ex-CEO Schvartsman unter Mordverdacht

Immerhin: Inzwischen zeigt sich Vale reumütig. Der ehemalige Konzernchef Fabio Schvartsman und andere Vorstandsmitglieder hatten nur wenige Monate nach der Katastrophe ihren Hut genommen. Anfang 2020 hatte die Staatsanwaltschaft im Bundestaat Minas Gerais dann Mordanklage gegen Schvartsman und weitere Verantwortliche erhoben. Eine Verhandlung gab es bislang aber nicht.

Vor wenigen Tagen hat der Oberste Gerichtshof Brasiliens die unteren Instanzen nun angewiesen, sofort mit der Bearbeitung der Klage zu beginnen. Damit wollen die Verfassungsrichter einer möglichen Verjährung vorbeugen – das gilt vor allem für jene Beschuldigten, denen nur ein relativ geringes Strafmaß droht. Die dann folgende Verhandlung soll endgültig feststellen, wer für die fast vier Jahre alte Katastrophe verantwortlich ist.

Finanziell ist die Katastrophe noch längst nicht ausgestanden

Was klar ist: Für Vale geht das Ganze mit erheblichen finanziellen Belastungen einher. In den letzten Jahren zahlte der Konzern Milliardensummen für Reparaturen und Entschädigungen. Allein 2022 sollen es umgerechnet 1,8 Milliarden Euro gewesen sein. Das Ende der Fahnenstange ist damit aber offenbar noch längst nicht erreicht, wie ein Vale-Manager kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters betonte.

Demnach sollen im Jahr 2023 umgerechnet weitere 1,39 Milliarden Euro im Zusammenhang mit der Dammkatastrophe von Brumadinho hinzukommen. Laut Marcelo Klein, der bei Vale unter anderem für Reparationsangelegenheiten verantwortlich ist, werden umgerechnet rund 700 Milliarden Euro für einen Deal mit den Behörden aufgewendet.

340 Millionen sollen in eigene Projekte des Konzerns an dem Standort fließen. Weitere  Millionen sind demnach für Überwachung, Infrastruktursanierung sowie Studien und Projektentwicklung vorgesehen. Klein jedenfalls wies auf die geringeren Ausgaben im Vergleich zu 2022 hin.

Vale hatte Anfang 2021 mit der Regierung des Bundesstaats Minas Gerais und der Staatsanwaltschaft eine Vereinbarung geschlossen. Demnach muss Vale neben Entschädigungszahlungen auch Geldmittel bereitstellen, um das Wirtschaftswachstum der betroffenen Region zu beschleunigen. Dabei geht es unter anderem um einen  Ausbau des Schienennetzes, eine Förderung öffentlicher Einrichtungen und eine Modernisierung der Wasserversorgung.

Mein Fazit für Sie

Wollen Sie in die Minenbranche investieren, sollten Sie auch die Schattenseiten kennen. Das ist nicht nur eine Frage der Moral, sondern angesichts der finanziellen Konsequenzen solcher Katastrophen für den jeweiligen Konzern und dessen Aktie auch ein essenzieller ökonomischer Faktor.

Umso besser, dass sich Vale inzwischen geläutert zeigt. Nach eigenen Angaben hat der Rohstoffgigant seit der Katastrophe von Brumadinho neue Sicherheitsstandards etabliert, gerade im Bereich der Staudämme. Ein weiteres Unglück in diesem Ausmaße dürfte sich der Konzern auch schlicht nicht mehr leisten können.