BP-Aktie: Q1-Zahlen machen Hoffnung – oder doch nicht?

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Investments in Energierohstoffaktien sind für Sie aktuell ein zweischneidiges Schwert. Schauen Sie: Auf der einen Seite profitieren die westlichen Gas- und Ölkonzerne vom Ukraine-Krieg. Schließlich stiegen wegen Putins Invasion die Marktpreise  für die Energierohstoffe teils sehr massiv an und damit auch die Gewinnmargen von Big Oil.

Auf der anderen Seite sind gerade diese Konzerne traditionell sehr stark in Russland aktiv und müssen jetzt wegen des Krieges Milliardenabschreibungen auf dieses Geschäft tätigen.

BP: Hohe Öl- und Gaspreise lassen Betriebsergebnis nach oben schnellen

Diese Ambivalenz zeigt sich auch bei BP: Der Mineralölgigant aus London hat vor wenigen Tagen seine neuste Quartalsbilanz vorgelegt. Auf den ersten Blick jedenfalls sieht das Ganze recht erfreulich aus.

Wegen steigender Öl- und Gaspreise konnte BP in den ersten drei Monaten des Jahres operativ mehr Geld scheffeln als erwartet. Bereinigt um Sondereffekte verdiente der Konzern 6,25 Milliarden Dollar. Das war mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Der entsprechende Marktkonsens belief sich laut BP übrigens nur auf 4,49 Milliarden Dollar.

So lag etwa der durchschnittliche Verkaufspreis für die europäische Ölsorte Brent in Q1 um 28 Prozent über dem Niveau des vierten Quartals 2021. Und auch beim Erdgas gab es erhebliche Preissteigerungen, da der Markt einen möglichen Importstopp von russischem Gas befürchtete bzw. immer noch befürchtet.

Abgeschriebene Rosneft-Beteiligung sorgt für Mega-Nettoverlust

Doch nun zur anderen Seite der Medaille: BP musste im ersten Quartal nämlich einen gigantischen Nettoverlust hinnehmen – in Höhe von 20,4 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: In Q4 2021 hatte man unterm Strich noch 2,33 Milliarden Dollar verdient. BP begründet den massiven Profiteinbruch vor allem mit dem russischen Ölkonzern Rosneft.

BP war mit knapp 20 Prozent an dem staatlichen Unternehmen beteiligt und hatte Ende Februar angekündigt, sich von der Beteiligung zu trennen. Für die Briten war diese Ankündigung eine der größten Zäsuren in deren Firmengeschichte.

Nun muss der Konzern das Ganze auslöffeln. Bereits im Februar hatte man die Anleger vor Abschreibungen auf die Rosneft-Beteiligung in Höhe von bis zu 25 Milliarden Dollar gewarnt. Das drückte nun in der Quartalsbilanz den Nettoprofit dramatisch nach unten. Die Entscheidung habe zu erheblichen, nicht zahlungswirksamen Belastungen geführt, musste BP-Boss Bernard Looney einräumen.

Warum die Aktie trotzdem steigt

Trotzdem stieg die BP-Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen am Dienstagmittag um 2 Prozent (Stand: 03.05.2022, 13:00 Uhr). Das hat mehrere Gründe. Zum einen war die gigantische Abschreibungssumme der Börse – wie oben erwähnt – bereits seit Februar bekannt. Entsprechend hat der Markt die Profitdelle längst eingepreist.

Zum anderen gab sich BP am Dienstag alle Mühe, trotz der Verwerfungen mit Russland ordentlich Optimismus zu streuen. So gab der Ölkonzern bekannt, dass man die Dividende nicht senken werde. Zudem wolle man einen 2,5 Milliarden Dollar schweren Aktienrückkauf tätigen. Dadurch sendet das Management ein klares Signal, dass man zuversichtlich in die Zukunft blickt. Entsprechend entpuppen sich Aktienrückkäufe in der Regel als Kurstreiber.

Hoffnung auf Öko-Zukunft

Ohnehin würden die Verluste im Zusammenhang mit Russland  die Strategie des Unternehmens nicht ändern, so BP. Man wolle weiterhin viel Geld in erneuerbare Energien stecken. Dabei geht es unter anderem um den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur, die man zum Beispiel gemeinsam mit dem deutschen Energiekonzern RWE forciert. Hinzu kommen Investitionen in Windparks, Ladestationen für E-Autos und Biokraftstoffe.

BP macht das natürlich nicht ganz ohne Druck. Inzwischen fordern auch viele Investoren den Konzern eindringlich dazu auf, in die Öko-Zukunft zu investieren. Angesichts der strengen staatlichen Vorgaben muss sich BP schlicht zukunftsfähig machen, ansonsten droht dem Konzern langfristig der Gang in die Bedeutungslosigkeit.

Analysten optimistisch

Die Analysten waren am Dienstag recht positiv gestimmt. So beließen die Institute RBC Capital Markets (4,5 GBP) und Goldman Sachs (5,9 GBP) ihre Kursziele für die BP-Aktie. Zum Vergleich: Das Papier notierte am Dienstagmittag in London bei 4,0 GBP (Stand: 13:00 Uhr).

Vor allem die Tatsache, dass man trotz des gigantischen Nettoverlusts die Aktionäre in Form einer Dividende und des Aktienrückkaufprogramms bedacht hat, sorgte bei den Analysten für Zuversicht.

Mein Fazit für Sie

Unterschätzen sollten Sie als Anleger das Russland-Desaster allerdings nicht. Immerhin musste BP wegen des Krieges so viel Geld abschreiben wie kein anderes westliches Unternehmen. Ein kleiner Schluckauf sieht jedenfalls anders aus.

Zudem warnte BP in seiner Quartalsbilanz ausdrücklich vor einer signifikanten weltweiten Konjunkturabschwächung infolge des Krieges, aber auch wegen der strengeren Corona-Maßnahmen in China. Diese könnte im schlimmsten Falle dazu führen, dass die Nachfrage nach Energierohstoffen aus der Industrie zurückgeht bzw. gar einbricht – ähnlich wie zu Beginn der Corona-Pandemie. Damals hatten die Ölkonzerne erhebliche Verluste geschrieben.

Noch ist das für BP und dessen Anleger zwar längst keine Realität. Sollte Putin jedoch weiter an der Eskalationsspirale drehen, könnte das eine Rezession begünstigen.