Abgesang auf Kohle verschoben: So können Sie sich jetzt positionieren!

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Die Weltklimakonferenz in Glasgow im November sollte eigentlich das Ende des globalen Kohle-Zeitalters einläuten. Doch praktisch in letzter Minute haben China und Indien interveniert: Statt von einem Ausstieg ist im Beschluss der mehr als 200 Staaten nun nur noch von einer schrittweisen Reduzierung der Kohlenutzung die Rede.

Der klimaschädliche Brennstoff wird der Welt also erhalten bleiben – zumindest auf absehbare Zeit. Tatsächlich nimmt die Bedeutung der Kohle sogar zu. Der Grund: Infolge der Corona-Krise hat sich die Weltwirtschaft so schnell erholt, dass der steigende Strombedarf nicht über eine CO2-arme Versorgung gedeckt werden kann.

Neue IEA-Daten: Kohlestrom boomt – nicht nur in China und Indien

Das geht nun auch aus Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor. Demnach dürfte die globale Stromerzeugung aus Kohle im Jahr 2021 voraussichtlich bei 10.350 Terawattstunden liegen. Das wäre ein Anstieg von neun Prozent.

Ganz vorne mit dabei: China. Auf das Reich der Mitte entfällt laut IEA mehr als die Hälfte der globalen Kohleverstromung. Im auslaufenden Jahr soll der dortige Verbrauch ebenfalls um neun Prozent zulegen. Für Indien rechnet die Energieagentur gar mit einer Steigerung von zwölf Prozent.

Beide Länder sehen sich noch auf Jahre abhängig von dem fossilen Brennstoff. Kein Wunder also, dass China und Indien ein konkretes Aus der Kohleverstromung im Rahmen der Weltklimakonferenz blockierten. In China sollen bis 2025 bis zu 150 Gigawatt an neuen Kohlekraftwerkskapazitäten hinzukommen. Und auch in Indien will man den Kohlestrom erst einmal weiter ausbauen.

Übrigens: Auch in Deutschland war Kohle im dritten Quartal nach wie vor der wichtigste Energieträger zur Stromerzeugung. Dem Statistischen Bundesamt zufolge verzeichnete der Strom aus Kohlekraftwerken zuletzt gar ein Plus von 22,5 Prozent.

Aktienbeispiel Glencore: Konzern will Kohle noch nicht Lebewohl sagen

Sie sehen also: Entgegen der Hoffnung der Klimaschützer dürfte Kohle zunächst ein relevanter Rohstoff bleiben. Natürlich werden der Brennstoff Gas und später die Erneuerbaren Energien sukzessive das Ruder übernehmen. Bis dahin dürften aber noch viele Jahre vergehen.

Als Anleger können Sie auf diesen temporären Kohle-Boom setzen. Zum Beispiel mit der Aktie Glencore. Der Schweizer Rohstoffhändler und Bergbaukonzern ist auch beim Thema Kohle stark engagiert. Zuletzt kündigte Glencore gar an, dass man die Anteile der beiden Konkurrenten BHP Group und Anglo American an der kolumbianischen Kohlefirma Cerrejón übernehmen werde.

Im Unterschied zu anderen Rohstoffkonzernen will Glencore zumindest 2022 sein Engagement im Kohlegeschäft steigern. Demnach peilt der Konzern für das kommende Jahr eine Kohleproduktion von 126 Millionen Tonnen an (2021: 104 Mio. t). Ab 2023 soll die Produktion konstant bleiben und erst 2024 sukzessive rückgebaut werden.

Eine Gewissensfrage

Glencore will also in den nächsten Jahren erst einmal von der höheren Nachfrage nach Kohle profitieren. Freilich dürfte das dem Konzern erheblichen Protest vonseiten der Klimaschützer einbringen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht das vorübergehende Festhalten an der Kohle jedenfalls Sinn, da der Konzern mit Blick auf den hohen Kohlepreis damit durchaus lukrative Gewinne realisieren dürfte.

Als Anleger sollten Sie sich aber bewusst sein, dass diese möglichen Rendite zulasten des Klimaschutzes gehen.