Verkündet die Fed heute das Anleihe-Aus?

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Mit Spannung blicken Anleger rund um den Globus in dieser Woche nach Jackson Hole. In dem kleinen Städtchen, gelegen in den Rocky Mountains, treffen sich alljährlich die Vertreter der Notenbanken aus aller Welt, um über langfristige Perspektiven und Strategien zu beraten.

Pandemiebedingt wird das Treffen am heutigen Donnerstag – wie schon im Vorjahr – erneut auf virtueller Ebene stattfinden. Anleger werden dennoch ganz genau hinhören, was die Notenbanker zu sagen haben.

Steigt die Fed jetzt aus dem Anleihekaufprogramm aus?

Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei einmal mehr auf der Fed, also der US-Notenbank Federal Reserve. Es wird erwartet, dass die Notenbanker in absehbarer Zeit ihr Anleihekaufprogramm zurückfahren werden. Bislang pumpt die Fed monatlich 120 Milliarden US-Dollar in den Markt. Noch in diesem Jahr dürfte das Programm zumindest in seinem Umfang reduziert werden.

Da die Fed neben der reinen Geldpolitik jedoch – anders als etwa ihr europäisches Pendant, die Europäische Zentralbank (EZB) – auch ein Auge auf die Lage am Arbeitsmarkt werfen muss, gibt es durchaus Zweifel daran, ob ein sogenanntes Tapering – der Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm – tatsächlich schon in Jackson Hole angekündigt werden wird.

Stabile Erholung am US-Arbeitsmarkt?

Zwar hat sich der US-Arbeitsmarkt zuletzt etwas erholen können, doch pandemiebedingt sah es zuvor lange Zeit ziemlich schlecht aus für die Beschäftigten. Dementsprechend wurde aus Fed-Kreisen bereits angedeutet, dass man sich zunächst noch die weitere Entwicklung anschauen wolle, ehe ein konkreter Zeitplan verkündet wird. Es könnte also durchaus noch bis in den Herbst hinein dauern, bis weitere Details bekanntgegeben werden.

Bis dahin allerdings werden die Märkte wohl nervös bleiben, wann immer es Neues von der US-Notenbank gibt. Dennoch dürfte das Tapering keine so heftigen Schockwellen auslösen, wie es noch 2013 der Fall war. Damals hatte der seinerzeit amtierende Fed-Chef Ben Bernanke den Schritt relativ überraschend verkündet und Anleger auf dem völlig falschen Fuß erwischt, was zu heftigen Turbulenzen an den Anleihemärkten führte. Diesmal aber sind die Voraussetzungen anders, denn es wird allgemein damit gerechnet, dass die Reduzierung des Anleihekaufprogramms demnächst eingeleitet wird.

Zinsen bleiben wohl unangetastet

Zudem sind Befürchtungen, wonach die Fed an der Zinsschraube drehen könnte, wohl eher unbegründet. Angesichts der weltweiten Lieferkettenprobleme und der nach wie vor andauernden Pandemielage ist mit einer Zinserhöhung vermutlich frühestens 2022 zu rechnen. Derzeit ist die gesamtwirtschaftliche Lage zu fragil und der Ausblick zu ungewiss, als dass ein solch einschneidender Schritt bereits beschlossen werden würde.

Für Anleger, die ihr Kapital in Aktien gesteckt haben, sind das gute Nachrichten: Denn solange die Zinsen niedrig, unter Inflationsniveau, nahe Null oder gar im negativen Bereich sind, gibt es keine gängige Anlageform, die mehr Rendite verspricht als die Geldanlage in Aktien. Dementsprechend dürften die Aktienmärkte auch weiterhin boomen – allein seit Anfang des Jahres hat der Dax bereits zwei neue 1.000er-Schwellen durchbrochen, die 15.000 im Frühjahr und die 16.000 erst vor kurzem.

Fortsetzung der Aktienrally?

Steigende Zinsen könnten die Dauerrally an den Aktienmärkten tatsächlich gefährden, weil dann andere Anlageformen wieder an Attraktivität gewinnen. Davon aber sind die Notenbanker aktuell noch meilenweit entfernt.

Trotz der spürbaren Anspannung an den Märkten im Vorfeld des Events in Jackson Hole sind keine allzu gewaltigen Schockwellen von dem Jahrestreffen der Notenbanker zu erwarten. Die Rekordjagd bei Dax, Dow Jones und Co. könnte also schon bald wieder Fahrt aufnehmen.