US-Vorwahlen: Biden am Boden?

Inhaltsverzeichnis

Es galt eigentlich schon als fast ausgemachte Sache: Joe Biden, ehemaliger US-Vizepräsident unter Barack Obama, sollte die Demokraten im Herbst in die Präsidentschaftswahl führen und gegen Amtsinhaber Donald Trump antreten.

So hatten sich das zumindest im Vorfeld viele vorgestellt, Biden galt als aussichtsreichster Kandidat des Vorwahlkampfs.

Nun, da die ersten beiden Runden in Iowa und New Hampshire gelaufen sind, muss man festhalten: Ganz so sicher ist das nicht. Zwar gilt Biden, bundesweit betrachtet, nach wie vor als Favorit. Doch in den ersten beiden Vorwahlen der Demokraten landete er gerade einmal auf Rang 4 (Iowa) beziehungsweise gar Platz 5 (New Hampshire).

Der Älteste und der Jüngste

Stattdessen liefern sich nun Bernie Sanders und Pete Buttigieg ein Kopf-an-Kopf-Rennen – der älteste und der jüngste Kandidat. Sanders, Ende 70, Senator aus Vermont und selbsternannter Sozialist, auf der einen Seite, Buttigieg, Ende 30, Ex-Bürgermeister aus Indiana und offen homosexuell lebend, auf der anderen.

Wie bereits vor vier Jahren punktet ausgerechnet der Senior vor allem bei den jungen Wählern, die sich offenbar nach einem Linksruck sehnen. Daran haben auch vier Jahre Trump nichts geändert. Buttigieg hingegen gilt als eher moderat, aber auch unerfahren.

Kritiker sprechen beiden Kandidaten, so sehr sie das demokratische Lager auch zu begeistern vermögen, die Chancen ab, sich bei der Präsidentschaftswahl tatsächlich gegen Trump durchsetzen zu können. Allerdings sind die Demokraten seit dem Ausscheiden Barack Obamas aus dem Präsidentenamt und dem Scheitern Hillary Clintons bei den Wahlen 2016 auf Richtungssuche. Sie scheinen erst einmal neu sortieren zu müssen, wofür sie eigentlich stehen wollen – und wer dieses Selbstverständnis am glaubhaftesten repräsentiert. Ob dieser Kandidat dann letztlich bundesweit mehrheitsfähig sein wird, ist nicht absehbar. Bei Sanders oder Buttigieg gilt es allerdings als eher unwahrscheinlich.

Mehr Klarheit nach „Super Tuesday“

Punkten – und Joe Biden überholen – konnten zudem zwei Senatorinnen, Elizabeth Warren aus Massachusetts und Amy Klobuchar aus Minnesota. Beiden werden allerdings keine großen Chancen auf eine Kandidatur im Herbst ausgerechnet.

Gleiches gilt zunehmend für Ex-Vize Biden: Zwar sind erst zwei von 50 Vorwahlen gelaufen, doch die Signale zum Auftakt hätten desaströser kaum ausfallen können. Die US-Wahlkampfstrategen konzentrieren sich daher bereits jetzt vermehrt auf Sanders und fahren eine entsprechende Kampagne gegen den potenziellen Herausforderer.

Sanders allerdings dürfte es kaum gelingen, Stimmen aus dem Trump-Lager für die Demokraten zurückzugewinnen. So verstörend es aus europäischer Sicht anmuten mag, mit welcher Skandaldichte der amtierende US-Präsident seit Jahren durchkommt – seine Wiederwahl im Herbst ist nach den ersten beiden Vorwahlrunden der Demokraten noch einmal wahrscheinlicher geworden als sie ohnehin schon ist.

Im Laufe des Monats finden noch die Vorwahlen in Nevada und South Carolina statt. Spätestens am 3. März – dem „Super Tuesday“ – dürfte sich das Bewerberfeld dann lichten. An diesem Tag werden die Delegiertenstimmen aus 15 Staaten verteilt, darunter mit Texas und Kalifornien auch zwei der stimmenstärksten.