US-Demokraten wappnen sich für Wahlkampf

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Seit dieser Woche ist es offiziell: Joe Biden wird für die US-Demokraten im November gegen Donald Trump antreten. Auf ihrem größtenteils virtuell abgehaltenen Parteitag bestätigten die Demokraten Bidens Nominierung sowie die Aufstellung der Juristin Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin.

Etliche Reden wurden gehalten, darunter auch von Trumps Vorgänger Barack Obama und dessen Ehefrau Michelle. Beide appellierten, ebenso wie die anderen Rednerinnen und Redner, eindringlich, im November tatsächlich wählen zu gehen und die eigene Stimme nicht verfallen zu lassen.

Der Tenor war übergreifend: Es geht darum, eine zweite Amtszeit Trumps zu verhindern. Vor diesem Hintergrund ist es schon fast egal, wer für die Demokraten ins Rennen zieht, wobei sich das Duo Biden/Harris in seinen Antrittsreden ziemlich gut geschlagen hat.

Überraschungssieg vor vier Jahren

Vor vier Jahren war die Kandidatur Trumps zunächst belächelt worden. Viele zweifelten daran, dass die Republikaner ihn tatsächlich als Kandidaten aufstellen würden. Als sie es dann doch taten, wurden ihm kaum Chancen ausgerechnet gegen die ehemalige First Lady Hillary Clinton. Und doch kam es bekanntlich anders. Am Ende gewann Trump zwar nicht mehr Wählerstimmen, aber mehr Wahlmännerstimmen, weil er in den Swing States punkten konnte.

Aus dem vermeintlich schlechten Witz wurde am Wahltag eine schlechte Idee und in der Folge eine schlechte Präsidentschaft – die schlimmste in der jüngeren US-Geschichte, wie inzwischen selbst einige frühere Anhänger der Republikaner anmerken und kundtun, im November nicht erneut für Trump stimmen zu wollen.

Trump profitierte von Proteststimmung

Der Siegeszug Donald Trumps 2016 war in erster Linie eine Protestwahl. Viele Amerikaner hatten den jahrelangen Klüngel in Washington satt, hielten die alten Eliten für überholt und wünschten sich frischen Wind im Weißen Haus. Den bekamen sie auch, allerdings zu einem hohen Preis.

Manipulationen, Lügen und Unwahrheiten, eine Zerstörung lang gewachsener außenpolitischer Beziehungen und ein Präsident, der die Gesellschaft innenpolitisch mehr spaltet als versöhnt, all das haben die vergangenen vier Jahre mit sich gebracht. Dass Trump ein Amtsenthebungsverfahren überstehen konnte, lag in erster Linie an parteitreuen Republikanern, weniger an der Faktenlage.

2020: Protestwahl gegen Trump?

Die Präsidentschaftswahl 2020 nun dürfte erneut zu einer Protestwahl werden: gegen Donald Trump. Darauf jedenfalls münzen die Demokraten derzeit ihren kompletten Wahlkampf. Zwar werden auch eigene Themenschwerpunkte gesetzt, so versprach Biden beispielsweise eine nationale Strategie zur Eindämmung der Corona-Pandemie, von der Trump scheinbar immer noch hofft, sie würde irgendwann von ganz allein verschwinden.

Doch im Kern ist die wichtigste Parole, Trump zu verhindern. Dazu müssen sowohl politikmüde Anhänger der Demokraten als auch unschlüssige Wählergruppen mobilisiert werden. Andernfalls könnte es am Morgen nach der Wahl ein böses Erwachen geben, wie schon 2016.