Trump-Auftritt mit Maske – und trotzdem nichts gelernt?

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Es war ein reichlich ungewohntes Bild, das dieser Tage zu bewundern war: Donald Trump, Präsident der USA, zeigte sich vor öffentlichen Kameras mit einer Mund-Nasen-Schutzbedeckung.

Trump verharmlost Virus, während es wütet

Bislang hatte Trump die Maskenpflicht stets abgelehnt, insbesondere weigerte er sich vehement, selbst ein solches Stoffstück zu tragen. Trump, der das Coronavirus monatelang konsequent als „chinesisches Virus“ verdammte und sich überdies überzeugt zeigte, es sei doch alles nur halb so schlimm, sieht sich nun mit der Realität konfrontiert.

Kaum ein anderes Land der Welt ist von der Pandemie so hart getroffen worden wie die USA. Die Infektionszahlen und Todesfälle schießen seit Wochen in die Höhe, ein Abflachen ist insgesamt betrachtet kaum zu erkennen.

Auch der erwartete Wirtschaftseinbruch fällt in den Vereinigten Staaten besonders verheerend aus. Die Wirtschaftsleistung dürfte dort im laufenden Jahr wesentlich heftiger unter die Räder geraten als beispielsweise in Europa.

Brasilien: Bolsonaro zum zweiten Mal infiziert

Ein ganz ähnliches Bild zeichnet sich weiter im Süden ab, in Brasilien, dessen rechtsradikaler Präsident Jair Bolsonaro als freundschaftlich verbunden mit Trump gilt. Auch Brasilien verzeichnet eine immens hohe Infektions- und Sterberate, Bolsonaro selbst wurde jüngst erst positiv auf das Coronavirus getestet – und das bereits zum zweiten Mal binnen weniger Wochen.

Trotz bekannter Infektion zeigt sich Bolsonaro weiterhin ohne Maske in der Öffentlichkeit und mischt sich unters Volk. Dieses Verhalten erinnert ein wenig an einen Staatschef diesseits des Atlantiks, von ähnlicher Haarfarbe und politischer Couleur wie Trump. Auch Boris Johnson nahm das Coronavirus lange nicht ernst, verzichtete auf Mundschutz oder Abstand, selbst im direkten persönlichen Kontakt mit Infizierten.

Johnson: Europas Negativbeispiel

Die Quittung kam auch in diesem Falle doppelt: Kein anderes europäisches Land wurde so stark von der Pandemie getroffen wie Großbritannien – und auch Premier Johnson infizierte sich selbst mit dem Virus, lag sogar einige Tage deswegen auf der Intensivstation.

Doch ein tiefgreifendes, grundsätzliches Umdenken ist weder bei Trump noch bei Bolsonaro oder Johnson zu erkennen. Im Zuge seines Masken-Auftritts ließ Trump lediglich verlauten, die Situation werde sich leider vorerst noch verschlimmern, ehe es wieder aufwärts gehe.

Trump geht geschwächt in Präsidentschaftswahl

Im Gegensatz zu seinen beiden Amtskollegen steht Trump unter zusätzlichem Druck: In seinem Land wird im November gewählt, sein wichtigstes Pfund war der wirtschaftliche Aufschwung, und der ist nun erst einmal dahin.

Sein mangelndes Krisenmanagement hat ihn zudem Ansehen und Zustimmung gekostet, in Umfragen zeigte sich zuletzt nur noch rund ein Viertel der Befragten zufrieden mit ihrem Präsidenten. Ob die Unzufriedenheit mit dem einen Kandidaten jedoch am Ende ausreichen wird, um dem anderen Kandidaten den Sprung ins Weiße Haus zu sichern, bleibt abzuwarten.

Vor vier Jahren hatte kaum jemand mit einem Wahlsieg Trumps gerechnet. In diesem Jahr erscheint ein Wiedereinzug ins Oval Office zwar wackelig, aber realistisch.