Tests, Quarantäne, Versicherungen: Wo das Leben für Ungeimpfte künftig teurer wird

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Bereits früh hatte sich die Bundesregierung festgelegt: Es soll keine generelle Impfpflicht gegen Covid-19 geben.

Manch einer hatte den Beschluss schon damals für einen Fehler gehalten. Mittlerweile zeigt sich, wie leichtfertig die Politik damit ein mächtiges Schwert aus der Hand gegeben hat.

Nur knapp zwei Drittel sind geimpft

Das Kalkül der Regierung lautete damals: Wenn erst einmal genügend Impfstoff zur Verfügung steht, werden sich die Massen begeistert damit immunisieren lassen und die Pandemie ist vorbei. Doch diese Rechnung ist nicht aufgegangen.

Lediglich rund zwei Drittel der Deutschen haben sich aus freien Stücken bislang zu einer Impfung entschieden. Viel zu wenig, um die Pandemie in den Griff zu bekommen, so die einhellige Einschätzung von Virologen. Sie gehen davon aus, dass es mindestens 85 Prozent Geimpfte braucht, um das Virus einigermaßen in den Griff zu bekommen.

Zuckerbrot und Peitsche statt genereller Impfpflicht

Mit einer Art „Zuckerbrot und Peitsche“ versucht die Regierung nun, die Impfmuffel doch noch zum Piks in den Oberarm zu überreden. Mal wird eine Bratwurst versprochen, mal im Rahmen einer Aktionswoche niedrigschwellig überall dort geimpft, wo man im Alltag ohnehin vorbeikommt. Das ist die Zuckerbrot-Seite: Die Impfung so einfach wie möglich zugänglich zu machen.

Auf der anderen Seite müssen freiwillig Ungeimpfte – also all jene, bei denen kein medizinisch relevanter Grund eine Impfung ausschließt – zunehmend mit Belastungen rechnen, und zwar vor allem finanzieller Art.

Bürgertests müssen bald selbst bezahlt werden

Das beginnt im Oktober, wenn die bislang kostenlosen – also: vom Staat bezahlten – sogenannten Bürgertests selbst bezahlt werden müssen. Diese Schnelltests werden oftmals benötigt, um Zugang etwa zu Kulturevents zu erhalten, aber auch beim Restaurantbesuch wird oftmals im Rahmen der „3G-Regel“ ein negatives Testergebnis von denjenigen verlangt, die weder Impfung noch Genesung nachweisen können.

Zwar sind die Schnelltests im Vergleich zu den zuverlässigeren und aufwändigeren PCR-Labortests weitaus kostengünstiger. Auf Dauer geht das aber trotzdem ins Geld, wurden zuletzt doch nicht selten mehrere Tests pro Person und Woche benötigt, um einigermaßen am normalen Leben teilhaben zu können.

Keine Lohnfortzahlung für Ungeimpfte in Quarantäne

Doch es bleibt wohl nicht allein bei der auslaufenden Kostenübernahme für die Bürgertests. Darüber hinaus verkündete der Bundesgesundheitsminister in dieser Woche, dass ab November auch keine Lohnfortzahlung für diejenigen freiwillig Ungeimpften erfolgen soll, die vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt werden.

Auf die Ankündigung folgte harsche Kritik, schließlich komme die Solidargemeinschaft ja auch dafür auf, wenn sich beispielsweise ein Skifahrer bei der Ausübung seines Hobbys das Bein bricht, obwohl er dieses Risiko bewusst in Kauf genommen hatte.

Akt der Verzweiflung: Politik stolpert über eigenes Versagen

Der Schritt der Verantwortlichen aus den Gesundheitsministerien verdeutlicht die zunehmende Verzweiflung auf Seiten der Politik. Auch wenn man es vehement abstreitet: Es ist de facto die Impfpflicht durch die Hintertür, weil man sich die Impfpflicht durch den Haupteingang selbstherrlich frühzeitig verbaut hat.

Auch die Hoffnung, die Verantwortung auf die nachfolgende Bundesregierung abwälzen zu können, hat sich nicht erfüllt. Zu schnell kam die vierte Infektionswelle, zu rasch muss nun reagiert werden, als dass man hier auf das Zustandekommen einer neuen Koalition warten könnte, die an die Vorgaben der bisherigen nicht mehr gebunden wäre und sehr wohl eine verpflichtende Impfung einführen könnte.

Der Wegfall der Lohnfortzahlung bei angeordneter Quarantäne für Ungeimpfte macht es zudem erforderlich, dass der Arbeitgeber künftig den Impfstatus abfragen kann und sogar muss – ein Punkt, über den erst vor wenigen Wochen erbittert diskutiert worden war, geht es hierbei doch um sensible Gesundheitsdaten. Auch müssen Ungeimpfte, die sich wegen einer Vorerkrankung nicht immunisieren lassen können, dies durch Vorlage eines ärztlichen Attests nachweisen, was wiederum zu unangenehmen Situationen führen kann.

Höhere Versicherungstarife für Impfmuffel?

Doch nicht nur in der Politik, auch in einigen Wirtschaftszweigen wird mittlerweile diskutiert, wie mit Impfunwilligen umgegangen werden soll, aktuelles Beispiel: die Versicherungsbranche. Nach einem Vorstoß des Chefs der R+V wird in der Branche dieser Tage hitzig darüber diskutiert, ob privat Krankenversicherte künftig einen Corona-Zuschlag oder Sondertarif bezahlen sollten, wenn sie sich aus freien Stücken nicht impfen lassen wollen.

Während gesetzliche Krankenversicherungen nicht nach Impfstatus unterscheiden dürfen, wäre dies rein rechtlich bei privaten Versicherern kein Problem. Schon jetzt gibt es beispielsweise unterschiedliche Tarifstaffelungen für Raucher und Nichtraucher. Auch Motorradfahrer werden bei der Unfallversicherung anders eingestuft als Personen, die andere Transportmittel wählen.

Folgen einer politischen Fehleinschätzung

Damit versuchen die Versicherer, ein höheres Risiko finanziell auszugleichen. Im Falle einer Infektion mit Covid-19 inklusive Krankenhausaufenthalt und Long-Covid-Folgen können die Kosten schnell in die Zehntausende Euro gehen, wie bisherige Berechnungen der Krankenkassen zeigen. Obwohl die Versicherer bislang offenbar nicht an entsprechenden Tarifmodellen stricken, könnte auch dies in Zukunft ein weiterer Faktor sein, der Ungeimpfte finanziell belasten würde.

Kurzum: Die hohen Kosten, die auf Ungeimpfte zukommen oder künftig noch zukommen könnten, sollen wohl dazu dienen, weitere Menschen von der Impfung zu überzeugen. Ob das der richtige Weg ist, um das Vertrauen der bisherigen Impfverweigerer zu gewinnen, sei dahingestellt.

Unterm Strich zeigt der Fall jedoch eine fatale politische Fehleinschätzung, als sich die Regierung frühzeitig auf den Verzicht einer allgemeinen Impfpflicht festgelegt hat.