Stromausfallgefahr: Unternehmen und Kommunen kaum vorbereitet

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Deutschland ist schlecht vorbereitet. Bereits vor einigen Wochen kamen Unternehmensbefragungen zu dem Ergebnis, dass es in den wenigsten Betrieben Notfallpläne gibt, um auf längerfristige Stromausfälle zu reagieren. Nun wird deutlich: Offenbar haben auch die Kommunen vielfach keinen Plan für ein solches Szenario.

Sirenen abgebaut, Zuständigkeiten ungeklärt

Medienberichten zufolge fehlt es an verlässlichen Notfallplänen, Zuständigkeiten sind nicht immer transparent und für alle ersichtlich klar geregelt. Das kann im Ernstfall zur Katastrophe führen. Als mahnendes Beispiel kann dabei die Flutkatastrophe im Ahrtal gelten. Stundenlang versäumten es die zuständigen Behörden, die Bevölkerung zu warnen oder Evakuierungen einzuleiten – bis es zu spät war. Mehr als 100 Menschen verloren in jener Nacht ihr Leben.

Nach dem Ende des Kalten Krieges hat man in Deutschland die Sirenen, die die Bevölkerung im Ernstfall vor Gefahren warnen sollen, massenhaft abgebaut. Ein bundesweiter Test offenbarte zudem, dass auch die noch verfügbaren Warnanlagen in vielen Fällen nicht funktionieren. Dass sich die kommunalen Verwaltungen offenbar auch auf ein Szenario wie einen Stromausfall bislang nicht hinreichend vorbereitet haben, gibt Anlass zur Sorge.

Trotz aller Appelle: Bislang kaum Energiespareffekte zu verzeichnen

Denn trotz aller Aufrufe zum Energiesparen sind bislang kaum Einspareffekte zu verzeichnen. Hier und da wird die Heizung etwas heruntergeregelt oder die Außenbeleuchtung nachts etwas früher abgeschaltet, doch substanzielle Einsparungen von mindestens 20 Prozent, wie sie die Bundesregierung eigentlich anstrebt, sind noch in weiter Ferne – und die Heizperiode fängt gerade erst an.

Sollte der Verbrauch auf bisherigem Niveau fortgesetzt werden, droht angesichts der europaweiten Versorgungsengpässe ein Blackout – ein Albtraum sowohl für Unternehmen wie auch für private Haushalte.

Aus Katastrophenereignissen nichts gelernt?

In einer zunehmend digitalisierten und automatisierten Welt geht ohne Strom so gut wie nichts mehr. Auch der Akku im Smartphone reicht meist nicht einmal für 24 Stunden. Was aber, wenn ein Stromausfall nicht binnen weniger Stunden behoben werden kann, sondern mehrere Tage anhält? Was, wenn davon nicht nur einzelne Stadtteile, sondern großflächige Regionen betroffen sind?

Einen Eindruck davon haben die Menschen im Ahrtal, wo weite Teile der Infrastruktur nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr neu aufgebaut werden mussten. Die Strom- und Wasserversorgung war in vielen Ortschaften unterbrochen, es dauerte zum Teil mehrere Tage, bis sich die Lage einigermaßen stabilisierte. Auch im Münsterland, wo im Jahr 2005 wegen massiver Schneefälle mehrere Strommasten kollabierten, blieben einige Orte für mehrere Tage von der Stromversorgung abgeschnitten.

Gelernt hat man daraus – zumindest bundesweit betrachtet – bislang offenbar wenig. In den seinerzeit betroffenen Landkreisen ist davon auszugehen, dass Konsequenzen gezogen und Verbesserungen angestoßen wurden, doch dass zahlreiche Kommunen bis heute nicht über entsprechende Vorsorgepläne für den Katastrophenfall verfügen, ist bedenklich – zumal die Gefahr von Stromausfällen in diesem Winter deutlich größer ist als üblich.