Schwaches Schlussquartal erwartet

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Absehbar war es schon länger, seit gestern steht es nun auch offiziell fest: Die Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens – der „Lockdown Light“ – wird auch über den November hinaus fortgesetzt.

Politisch sinnvoll, virologisch fragwürdig

Bund und Länder verständigten sich auf eine teilweise Verschärfung und eine Fortführung der Maßnahmen zunächst bis zum 20. Dezember und machten bereits deutlich, dass auch im neuen Jahr noch mit Einschränkungen zu rechnen sein wird. Lediglich über die Feiertage sind gemäßigte Lockerungen angedacht, wobei an die Bevölkerung appelliert ist, den erlaubten Rahmen wenn möglich nicht voll auszureizen.

Politisch sind die Lockerungen über die Feiertage sicherlich sinnvoll, um die Akzeptanz für die Maßnahmen darüber hinaus zu erhalten. Aus virologischer Perspektive dürfte es ein Rückschlag sein. Zuletzt zeigten die immensen Reiseaktivitäten in den USA über Thanksgiving, was hierzulande während der Weihnachtsfeiertage ebenfalls drohen könnte: eine erneute überregionale und kaum zu verfolgende Ausbreitung des Coronavirus, sodass in der Folge wieder schärfere Maßnahmen vonnöten sein werden.

Gastronomieschließung trifft auch Einzelhändler

Die von den Schließungen und Einschränkungen betroffenen Branchen ächzen schon jetzt: Gastronomie und Hotellerie sind direkt betroffen, der Einzelhandel indirekt. Der Verkauf von Speisen ist nur noch als Lieferservice oder zum Mitnehmen erlaubt, die Beherbergung nur für Geschäftsreisende zulässig, nicht aber für den privaten Tourismus.

Einzelhändler dürfen nur noch eine bestimmte Anzahl von Kunden gleichzeitig in den Laden lassen, die exakte Zahl richtet sich nach der Verkaufsfläche. Da aber die Touristen wegbleiben und sich die Menschen nicht mehr zum Kaffee oder Abendessen in den Lokalen treffen, bleiben auch die Innenstädte leer – das Schaufenstershopping entfällt, stattdessen verlagern sich die Einkäufe mehr und mehr ins Internet.

Konsum- und Geschäftsklima eingetrübt

Insgesamt hat sich die Verbraucherstimmung im Zuge des neuerlichen Teil-Lockdowns merklich eingetrübt. Trotz Black Friday und Vorweihnachtszeit sank der von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erhobene Konsumklimaindex auf minus 6,7 Punkte, nach minus 3,2 Zählern im Vormonat. Beobachter hatten lediglich mit einem Rückgang auf minus 4,9 Punkte gerechnet.

Auch der Ifo-Geschäftsklimaindex verzeichnet einen erneuten Dämpfer. Das Barometer fiel von 92,5 Punkten im Vormonat auf nun 90,7 Zähler zurück. Pessimistisch bewertet wird die Lage wenig überraschend vor allem vom Dienstleistungssektor und hier insbesondere vom Tourismus-, Hotel- und Gastgewerbe. Die Industrie hingegen verzeichnet wieder vermehrte Auftragseingänge und blickt etwas optimistischer in die Zukunft.

3. Quartal stärker als angenommen

Besser als erwartet verlief die wirtschaftliche Entwicklung im dritten Quartal: Im Zeitraum von Juli bis Ende September legte das Bruttoinlandsprodukt um 8,5 Prozent zu und hat damit einen großen Teil des Einbruchs vom Frühjahr wieder aufgeholt. Aufwärts ging es vor allem durch höhere private Konsumausgaben, angekurbelt nicht zuletzt durch die Absenkung der Mehrwertsteuer in der zweiten Jahreshälfte, sowie einen stärkeren Außenhandel. Hier profitierten deutsche Exporteure insbesondere durch die rasche Erholung der chinesischen Volkswirtschaft, einem der wichtigsten Abnehmer für deutsche Produkte.

Der neuerliche Lockdown dürfte zwar zu einem weiteren Rückgang der Konjunktur im Schlussquartal führen, doch die Folgen werden durch milliardenschwere Hilfspakete der Bundesregierung abgefedert.

2021: Rückkehr zur Normalität?

Hoffnung für das kommende Jahr machten zuletzt vor allem die angekündigten Impfstoffe. Mit Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca stehen gleich drei Anbieter in den Startlöchern, eine Zulassung im Eilverfahren könnte noch in diesem Jahr erfolgen.

2021 könnte dann wieder etwas mehr Normalität zurückkehren – und mit ihr auch das Wirtschaftswachstum. Zumindest die Wirtschaftsweisen rechnen in ihrem Jahresgutachten mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,7 Prozent im kommenden Jahr.