Neue Eskalationsstufe zwischen USA und China

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Der Konflikt zwischen den USA und China erreicht dieser Tage eine weitere Eskalationsstufe: Washington forderte die Regierung in Peking auf, binnen drei Tagen das chinesische Konsulat in Houston zu schließen. Chinas Staatsführung reagierte umgehend und mit gleicher Schärfe, so wurde nun auch die US-Vertretung in Chengdu geschlossen. Die jeweiligen Diplomaten wurden abgezogen.

Es ist ein weiterer bedeutender Meilenstein im Kampf zwischen den USA und China, der von US-Präsident Donald Trump zunächst als Handelskonflikt gestartet war und inzwischen immer stärker zum Showdown auf offener internationaler Bühne eskaliert. Es geht um nicht weniger als eine neue Weltordnung.

Staatsfeind China statt Russland

Galt jahrzehntelang Russland als mächtigster Gegenspieler der Vereinigten Staaten, hat dessen Rolle seit dem Zerfall der Sowjetunion bedeutend nachgelassen. Parallel dazu etablierte sich China als wirtschaftlicher Motor der globalen Konjunkturentwicklung und schaffte es mit geschickt platzierten Handelsbeziehungen, sich unverzichtbar zu machen.

Die Asiaten schlagen dabei traditionell leisere Töne an, als man sie im Westen gewohnt ist, doch sind sie deswegen nicht weniger mächtig, ganz im Gegenteil. Aus Furcht vor einem wirtschaftlichen Rückzug der Chinesen, die sich in Europa längst strategisch eingekauft haben, werden selbst die bekannten Menschenrechtsverletzungen im Reich der Mitte inzwischen nur noch sehr vorsichtig adressiert.

Trump setzt auf offensive Konfrontation – Peking reagiert entsprechend

Trump hingegen lässt es auf die offene Konfrontation ankommen, er fordert sie offensiv heraus, sei es durch Strafzölle auf diverse Waren, sei es durch Kooperationsbeschränkungen für US-Unternehmen mit chinesischen Firmen oder eben durch diplomatische Affronts wie in den vergangenen Tagen die Schließung von Konsulaten.

Stets reagieren die Chinesen umgehend und auf ähnliche Weise. Ein Einlenken ist von beiden Seiten derzeit nicht zu erwarten, denn es geht nicht nur um die internationale Machtposition, sondern auch um den jeweiligen Machterhalt nach innen.

Innerer Machterhalt als Antrieb?

Trump muss sich im November der nächsten Präsidentschaftswahl stellen, seine Umfragewerte sind im Zuge der Coronapandemie deutlich eingebrochen. Die interne Krisenbewältigung liegt ihm nicht, stattdessen schürt er Feindbilder auf internationaler Bühne, allen voran eben China.

Die Staatsführung in Peking wiederum sieht sich nach den Ausschreitungen und Einschränkungen in Hongkong internationaler Kritik ausgesetzt und ist bemüht, ihre Machtposition im bevölkerungsreichsten Staat der Erde zu verteidigen. Dabei setzt sie auf eine harte Hand gegenüber allen allzu harschen Angriffen von außen, insbesondere gegenüber Trump und den USA.

Europa zwischen den Fronten

Der Rest der Welt kann dabei nur gebannt zuschauen und hoffen, nicht zu sehr zum Spielball zwischen Peking und Washington zu werden. Europäische Unternehmen etwa pflegen intensive Handelsbeziehungen zu beiden Ländern. Werden sie gezwungen, sich auf eine Seite zu schlagen, trifft sie das auf der anderen Seite ganz erheblich, und das inmitten einer ohnehin belastenden und unberechenbaren Pandemiesituation. Nicht wenige fühlen sich dieser Tage erinnert an die Zeiten des Kalten Krieges, als Russland und die USA ihre Weltmachtstellung ebenfalls auf dem Rücken der Europäer austrugen.

Mit einer allmählichen Annäherung ist frühestens ab November zu rechnen, sofern die US-Amerikaner einen anderen als Trump ins Weiße Haus wählen, doch das steht zum heutigen Zeitpunkt noch völlig in den Sternen. In den gut drei Monaten bis zur Wahl kann noch viel passieren.