Gas ist knapp und teuer – droht nun eine Eskalation mit China?
Der Bundeswirtschaftsminister wirbt schon mal fürs Frieren: Privathaushalte wie Unternehmen sind von der Regierung aufgefordert, möglichst an allen Ecken und Enden Energie einzusparen, so gut es eben geht. Auch die Kommunen machen mit: So werden nicht mehr alle öffentlichen Gebäude und Sehenswürdigkeiten nachts von Scheinwerfern angestrahlt, auch sollen reine Durchgangshallen weniger warm geheizt werden als sonst üblich.
Nord Stream 1 wieder in Betrieb – mit deutlich geringeren Gasmengen
Hintergrund der Kampagne ist die drohende Gasknappheit in den Wintermonaten. Der Konflikt mit Russland ist alles andere als gelöst. Zwar hat Russland nach dem Abschluss der planmäßigen Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1 die Gaslieferungen durch die Ostsee wieder aufgenommen.
Doch nachdem zunächst lediglich 40 Prozent der eigentlich üblichen Gasmengen durch die Rohre geströmt sind, wurde die Menge zuletzt von Moskau noch einmal drastisch reduziert. Nur noch etwa ein Fünftel der eigentlichen Gaslieferungen fließt derzeit aus Russland über Nord Stream 1 nach Deutschland.
Wie Putin Berlin vorführt
Russlands Machthaber Wladimir Putin kann Deutschland vorführen – denn in den vergangenen Jahrzehnten unter den Regierungen Merkel und Schröder hat sich die Bundesrepublik stärker als die meisten anderen Staaten von russischen Gaslieferungen abhängig gemacht. Das rächt sich nun.
Auf der einen Seite trägt Deutschland selbstverständlich westliche Sanktionen gegen den Kreml mit, das Verhältnis zu Russland ist seit dem 24. Februar zerrüttet. Die meisten Beobachter gehen von einer geopolitischen Zeitenwende aus, einer Rückkehr zu Eisernem Vorhang und Kaltem Krieg zwischen Ost und West.
In Taiwan schwelt ein gefährlicher Konflikt
In Europa weit weniger prominent in den Schlagzeilen schwelt derweil am anderen Ende der Welt ein weiterer Konflikt, der sich für die hiesige Wirtschaft noch schwerwiegender auswirken könnte als das derzeitige Zerwürfnis mit Russland. Chinas Staatsführung sieht sich im Schatten des Ukrainekrieges offenbar ermutigt, Taiwan militärisch zu bezwingen. Der Inselstaat wird von Peking als abtrünnige Provinz und eigentlich zu China gehörig angesehen.
Ein offenbar bevorstehender Besuch der hochrangigen US-Politikerin Nancy Pelosi – immerhin dritthöchste Amtsinhaberin der Vereinigten Staaten nach dem Präsidenten und dessen Vize – in Taiwan im Zuge ihrer geplanten Asienreise sorgt für empfindliche Verstimmungen und deutliche Warnungen aus Peking gegenüber Washington. Ob Pelosi tatsächlich einen Stopp in Taiwan einlegen wird, ist offiziell noch nicht final bestätigt. Die Gerüchteküche brodelt jedoch seit Tagen.
Rekordinflation im Euroraum: Preise steigen stärker als gedacht
Ein offener Konflikt mit China wäre für Europa und Deutschland weitaus verheerender als die bisherige Auseinandersetzung mit Russland. Die wirtschaftliche Macht, mit sich der China in den vergangenen beiden Jahrzehnten auf dem hiesigen Kontinent eingekauft hat, ist nicht zu unterschätzen. Zudem gilt das Reich der Mitte etlichen Unternehmen als wichtigster und wachstumsträchtigster Absatzmarkt. Nicht zuletzt deutsche Autobauer machen dort gute Geschäfte.
Bislang ist es aber vor allem der Ukrainekrieg, der sich hierzulande immer stärker bemerkbar macht. Die in der Folge stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten, die zuvor bereits kräftig angezogen hatten, sorgen für eine immense Preissteigerung für Erzeuger wie auch Verbraucher. Zuletzt meldeten die Statistikbehörden für Juli einen neuen Inflationsrekord: In der Eurozone stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,9 Prozent.
Damit stiegen die Preise zuletzt stärker als erwartet: Experten hatten lediglich mit einem Anstieg auf 8,7 Prozent gerechnet nach 8,6 Prozent im Juni. In Deutschland lag die Inflationsrate im Juli bei 8,5 Prozent.