Fed lässt Leitzins unangetastet – vorerst

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Die zurückliegende Handelswoche stand einmal mehr ganz im Zeichen der Notenbanken, genauer gesagt: der Federal Reserve.

Deutliche Straffung der US-Geldpolitik erwartet

Die US-Währungshüter waren zu einer zweitägigen Sitzung zusammengekommen, um über ihr weiteres geldpolitisches Vorgehen zu beraten. Von besonderem Interesse für Anleger war dabei erneut die Frage nach der Zinswende.

In mindestens drei Schritten will die Fed den Leitzins in diesem Jahr anheben, soviel hatten die Notenbanker um Fed-Chef Jerome Powell bereits im Vorfeld angekündigt. Inzwischen gehen die Märkte jedoch von einer noch deutlicheren Straffung der Geldpolitik aus.

Eher 5 als 3 Zinsschritte in diesem Jahr?

Zwar ließ die Fed den Leitzins vorerst unangetastet – er liegt damit nach wie vor in einer Spanne von 0 bis 0,25 Prozent und damit auf historisch niedrigem Niveau. Doch als Powell im Anschluss an die Fed-Sitzung im Rahmen einer Pressekonferenz danach gefragt wurde, ob auf jeder in diesem Jahr anstehenden Zinssitzung nun mit einer Anhebung zu rechnen sei, ließ der oberste Währungshüter der Vereinigten Staaten die Frage offen. Das versetzte Anleger in Panik – immerhin stehen noch ganze 7 Sitzungen auf der Agenda für dieses Kalenderjahr.

Dass es tatsächlich zu 7 Zinsanhebungen kommen wird, gilt indes als eher unwahrscheinlich. Zunehmend rechnen Marktteilnehmer aber damit, dass die Fed nicht nur 3, sondern vielmehr 5 Zinsschritte planen könnte. Bis zum Ende des Jahres könnte der Leitzins damit auf ein Niveau von 1,25 bis 1,5 Prozent steigen.

Quantitative Tightening: Fed will Märkten Liquidität entziehen

Neben der Zinsentscheidung sorgte ein weiteres Detail an den Märkten für Aufsehen. So war bereits bekannt, dass die Fed ihre monatlichen Anleihekäufe bereits im Frühjahr beenden wird. Neu ist allerdings, dass Gelder aus auslaufenden Anleihen nicht mehr vollumfänglich in Anleihen reinvestiert werden sollen. Damit stellt die US-Notenbank nicht nur ihr bisheriges „Quantitative Easing“ ein, sondern schwenkt in die Gegenrichtung eines „Quantitative Tightening“: Anstatt billiges Geld in die Märkte zu pumpen, wird ihnen künftig also sogar Liquidität entzogen.

Ein harter Schlag für die Anleger, die seit der Finanzkrise vor gut einem Jahrzehnt eine expansive Geldpolitik inklusive weit geöffneter Liquiditätsschleusen gewohnt waren. Doch angesichts von Inflationsraten, die zuletzt im Dezember allein in den USA die 7-Prozent-Marke gerissen haben, und gleichzeitiger Beinahe-Vollbeschäftigung am US-Arbeitsmarkt sehen sich die Notenbanker offensichtlich gezwungen, zu handeln.

Immerhin besteht ein erklärtes Ziel der Fed darin, die Teuerungsrate bei 2 Prozent stabil zu halten. Davon kann seit Monaten keine Rede mehr sein, die Inflation weitet sich stetig aus und belastet das Budget der Verbraucher. Für die US-Wirtschaft, die zu nicht unerheblichen Teilen auf Konsumausgaben basiert, ein Albtraum.

Europäische Zentralbank zeigt sich unbeeindruckt

Insofern ist die Kehrtwende der Fed so nachvollziehbar wie erwartbar. In Europa hingegen, wo das Inflationsziel ebenfalls mit 2 Prozent beziffert wird, denkt die Europäische Zentralbank bislang nicht daran, ihrerseits ebenfalls entsprechende Schritte in die Wege zu leiten. Der Leitzins bleibt hier vorerst unangetastet. Im Gegensatz zu Powell geht EZB-Chefin Christine Lagarde noch davon aus, dass es sich bei der Inflationsdynamik um ein vorübergehendes Phänomen handelt, das sich in einigen Monaten von selbst erledigt.

Aus Verbrauchersicht kann man nur hoffen, dass sie damit Recht behält. Die Teuerungsraten liegen für zahlreiche Länder Europas inzwischen bei mehr als 5 Prozent, ebenso wie in den USA verzeichnet die EU die höchsten Inflationsraten seit mehreren Jahrzehnten. Erschwerend kommt hinzu, dass bei Bedarfen des täglichen Lebens die Preissteigerungen oftmals um ein Vielfaches höher ausfallen. So sind die Preise für Lebensmittel, aber auch Energiekosten in Form von Strom, Sprit oder Heizöl in den vergangenen zwölf Monaten geradezu explodiert.