Corona-Silvester: Von Zäsur und Kontinuität

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An Silvester wird üblicherweise der Beginn des neuen Jahres gefeiert – doch viele Menschen dürften in dieser Woche wohl vor allem darüber froh sein, dass das Jahr 2020 endlich zu Ende geht.

Zwar ist der Jahreswechsel lediglich eine menschengemachte und somit symbolische Zäsur, doch er bietet die Chance, mit dem Bisherigen abzuschließen und verbreitet den Charme von Aufbruchstimmung und Neuanfang.

Schwungvoll in die Zukunft

Beim Jahreswechsel 2020/2021 dürfte das noch einmal deutlicher spürbar werden als in den vergangenen Jahren. Hinter uns liegt ein Jahr der Pandemie, mit all seinen Unsicherheiten, Einschränkungen und Verlusterfahrungen. Die globale Pause-Taste hat in einigen Bereichen zu einem abrupten Umdenken geführt, bereits länger schwelende Fortentwicklungen erreichten einen ungeahnten Temposchub – man denke nur an Homeoffice-Optionen, Digitalisierung von Schulen oder auch Durchbrüche in der Impfstoffforschung.

In vielen Bereichen geht man daher tatsächlich schwungvoll in die Zukunft, während andere am Boden liegen. Gastronomen, kleinere Einzelhändler sowie praktisch die komplette Veranstaltungsbranche haben ein hartes Jahr hinter sich, zum Teil wurden seit März keine Einnahmen mehr generiert.

Licht am Ende des Tunnels

Gerade für sie zeigt sich der Symbolcharakter von Silvester und die eigentliche Kontinuität der Ereignisse: Auch das kommende Jahr wird eines sein, das stark von der Pandemie geprägt ist. Die Impfungen werden sich voraussichtlich bis weit in die zweite Jahreshälfte hinein ziehen, zumindest bis ins Frühjahr hinein ist auch weiterhin mit starken Einschränkungen im Alltag zu rechnen.

Dass aber ein erster Impfstoff bereits im Einsatz ist und weitere kurz vor der Zulassung stehen, verheißt einen Lichtschimmer am Ende des langen, dunklen Corona-Tunnels. Das Virus wird nicht verschwinden, aber der Menschheit stehen erste Mittel zu seiner Bekämpfung zur Verfügung, weitere werden wohl folgen.

Privilegien für Geimpfte?

Dieser Tage wird hitzig über etwaige Privilegien – oder deren Verbot – diskutiert, die Geimpften gegenüber Nicht-Geimpften zuteilwerden könnten. Bislang ist das Zukunftsmusik, denn solange nicht alle, die sich impfen lassen wollen, zumindest die Möglichkeit dazu gegeben wurde, wären entsprechende Ungleichbehandlungen nur schwer zu rechtfertigen.

Die Debatte weist in die Zukunft, denn nach aktuellem Stand wird sich wohl rund ein Drittel der Deutschen nicht impfen lassen wollen. Ob sie künftig mit verschlossenen Türen zu rechnen haben, etwa in der städtischen Kita oder am Flughafenterminal? Es scheint zumindest denkbar.

Zäsur zur rechten Zeit

Für den Moment aber verheißen die anlaufenden Impfungen vor allem die Chance auf eine Rückkehr zu Freiheit und Normalität. Die wird vielleicht 2021 noch nicht vollumfänglich wieder erreicht, aber die Stimmungslage ist weitaus hoffnungsvoller als noch im März dieses Jahres, als man sich dem Virus auf unbestimmte Zeit weitgehend schutzlos ausgeliefert sah.

Eine kalendarische Zäsur parallel zum Impfbeginn wird somit für viele dieses Silvester wohl zu einem besonderen machen – auch wenn oder gerade weil die üblichen großen Feiern im privaten wie im öffentlichen Raum diesmal ausbleiben werden.