Aufatmen nach Frankreichs Stichwahl: Macron im Amt bestätigt

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Aufatmen in Paris, in Berlin, in Brüssel – und in Frankfurt: Auch die zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich konnte Amtsinhaber Emmanuel Macron für sich entscheiden.

Dax geriet wegen Wahl unter Druck

Am Freitag hatte der Dax noch nachgegeben, nicht zuletzt weil der rechtspopulistischen Herausforderin Marine Le Pen bessere Chancen ausgerechnet wurden als noch vor fünf Jahren. Zwar hatten die Buchmacher Macrons Sieg klar prognostiziert – doch spätestens seit dem Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union muss man bekanntlich mit allem rechnen.

Tatsächlich holte Le Pen ein beachtliches Ergebnis von 41 Prozent der Stimmen. Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatte auch der linke Kandidat Jean-Luc Mélenchon fast 22 Prozent der Stimmen geholt und landete damit nur gut 2 Prozent hinter Le Pen, deren politische Positionen kaum konträrer zu seinen sein könnten.

Macron hingegen, der erneut als wirtschaftsliberaler Reformer antrat, erscheint aus Sicht der Linken unwählbar. Obwohl nahezu alle unterlegenen Kandidaten für die Stichwahl dazu aufriefen, Macron zu unterstützen – um einen Wahlsieg Le Pens zu verhindern –, gaben viele Wahlberechtigte aus dem linken Lager an, einen Blanko-Stimmzettel abgeben zu wollen, also weder für Macron noch für Le Pen zu stimmen. Das machte den Wahlausgang am Sonntag umso ungewisser.

Unbeliebt macht sich Macron in der eigenen Bevölkerung unter anderem mit Vorhaben wie der schrittweisen Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 65 Jahre. Le Pen hingegen ging mit teuren Versprechen in den Wahlkampf, beispielsweise einer Mehrwertsteuersenkung auf bestimmte Produkte, um dem inflationsbedingten Kaufkraftverlust entgegenzuwirken – eine Maßnahme, die auf den ersten Blick gut ankommt, sich laut Ökonomen aber kaum gegenfinanzieren lassen würde.

Frankreich neben Deutschland zentraler Akteur Europas

Aus Sicht der Unternehmen und Finanzmarktakteure mindestens genauso wichtig ist die Haltung der Kandidaten zu Europa. Mit Le Pen wäre wohl eine protektionistische Ausrichtung zu erwarten gewesen, während Macron die europäische Verflechtung gerne noch stärker vorantreiben würde. In seiner ersten Amtszeit war es vor allem Merkels Bundesregierung, die hier eine Vertiefung der europäischen Integration ausgebremst hatte.

Nun besteht die Chance, dass die Ampelkoalition mit dem französischen Präsidenten enger zusammenarbeitet, um die Vision eines geeinten Europas voranzutreiben. Frankreich ist nach Deutschland die zweitgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone und innerhalb der EU auch ein politisches Schwergewicht. In den vergangenen Jahrzehnten war es oftmals die Verständigung zwischen Berlin und Paris, die für Fortschritte auf europäischer Ebene gesorgt hat.

Erleichterung in Frankfurt: Aufatmen und abhaken

Dementsprechend erleichtert fällt nun die Reaktion auf das gestrige Wahlergebnis aus. Macron ist im Amt bestätigt, was auch angesichts aktueller Herausforderungen wie der Pandemiebekämpfung und des Kriegsgeschehens in der Ukraine von hoher Bedeutung ist: Ein Regimewechsel in Frankreich hätte den Kontinent wohl in tiefes Chaos gestürzt.

Dem Dax gelang im frühen Handel am Montag der Sprung über die Marke von 14.000 Punkten, das Hochgefühl war jedoch nur von kurzer Dauer. Bereits im weiteren Verlauf des Vormittags rutschte der Leitindex tief in die Verlustzone und gab bis zum Mittag um fast 2 Prozent nach.

Montagshandel: Dax rutscht bis zum Mittag wieder in Verlustzone

Die Frankreich-Wahl konnte mit dem zufriedenstellenden Ergebnis am Parkett zügig abgehakt werden, nun fokussieren sich die Anleger wieder auf die verbleibenden Herausforderungen und Unsicherheiten – und davon gibt es nach wie vor genug: Die Corona-Politik Chinas, die Militärschläge Russlands in der Ukraine und die weitere Ausgestaltung von Zins- und Geldpolitik der Notenbanken angesichts der galoppierenden Inflation halten die Märkte weiterhin in Atem.

Unlängst haben praktisch sämtliche führende Wirtschaftsforscher, inklusive des Sachverständigenrats, der die Bundesregierung bei ökonomischen Entscheidungen berät, ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr drastisch nach unten korrigiert – und zugleich die Erwartungen an die Inflationsentwicklung hochgeschraubt.

Für das Gesamtjahr scheint damit nun eine Teuerungsrate bei den Verbraucherpreisen um 6,1 Prozent realistisch, zugleich wurden die optimistischen Prognosen vom Herbst mit Blick auf das Wirtschaftswachstum zurechtgestutzt. Anstelle von gut 4 Prozent rechnen die Experten nunmehr mit lediglich zwischen 2 und 3 Prozent Wachstum für 2022. Der Sachverständigenrat – die sogenannten Wirtschaftsweisen – haben ihre Prognose Ende März sogar auf nur noch 1,8 Prozent abgesenkt.