Aufatmen an den Börsen: Biden gewinnt Super Tuesday

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Aufatmen nach dem Super Tuesday: Der Tag, an dem die meisten Delegiertenstimmen vergeben werden im Vorwahlkampf um die US-Präsidentschaft, hat den anfangs angeschlagenen Bewerber Joe Biden wieder zurück aufs Spielfeld katapultiert.

Der ehemalige Vizepräsident, der im Vorfeld als klarer Favorit gehandelt worden war, musste bei den ersten Vorwahlen herbe Niederlagen einstecken. Vor allem Bernie Sanders, ein besonders linksgerichteter Kandidat, hatte sich in der Wählergunst weit vorn platzieren können.

Bewerberfeld wird neu gemischt

Der Super Tuesday hat die Karten nun neu gemischt. In den meisten Staaten hatte nun der als gemäßigt geltende Bewerber Biden die Nase vorn, wenngleich Sanders den bevölkerungsreichsten und damit auch delegiertenstimmenstärksten Bundesstaat Kalifornien für sich entscheiden konnte.

Der ehemalige New Yorker Bürgermeister und Unternehmer Michael Bloomberg zog sich nach Dienstag aus dem Rennen zurück. Sein Wahlkampfteam ließ verlautbaren, dass Bloomberg von nun an die Kandidatur Joe Bidens unterstützen werde.

Damit zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen zwei betagten weißen Herren ab: Biden und Sanders, beide näher an der 80 als an der 70, gelten als die Kandidaten mit den größten Chancen, von den Demokraten nominiert zu werden.

Gegensätzliche Programme

Die Programme der Bewerber könnten unterschiedlicher kaum sein: Während Sanders als linkes Gegenmodell zu US-Präsident Donald Trump gilt und diesem offen den Kampf angesagt hat, tritt Biden als versöhnender Brückenbauer auf, der die tiefe Kluft in Gesellschaft und Politik überwinden und Gemeinsamkeiten wieder stärker in den Vordergrund rücken will.

An den Märkten sind die Reaktionen eindeutig: Hier reagiert man erleichtert auf die Aufholjagd Bidens, der den meisten Anlegern wohl deutlich lieber wäre als potenzieller künftiger US-Präsident als Sanders. Unter Letzterem wären drastische Änderungen wahrscheinlich, etwa die in den USA umstrittene Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung. Entsprechend reagierten vor allem Aktien privater Krankenversicherer positiv auf Bidens Triumph vom Dienstag.

Schwächen auf beiden Seiten

Doch unabhängig davon, welcher von beiden Kandidaten letztlich gegen Trump antritt – die Chancen für die Demokraten, das Weiße Haus zurückzuerobern, stehen allenfalls bei 50 Prozent. Zwar prophezeien manche Beobachter, die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus und der drohende Crash an den Aktien- und Finanzmärkten könnten Trump am Ende das Amt kosten. Bislang aber ist an diesem Mann alles abgeperlt, seine Teflon-Eigenschaften sind noch stärker ausgeprägt als jene, die man Angela Merkel häufig nachsagte.

Die heiße Phase des Vorwahlkampfs ist damit nun eingeläutet. Sicher ist schon jetzt: Das Weiße Haus wird auch nach November aller Voraussicht nach in der Hand eines alten, weißen Mannes bleiben. Unabhängig davon, ob Demokraten oder Republikaner am Ende den Wahlsieg für sich verbuchen können, zeigt sich damit auf dramatische Weise: In beiden Lagern fehlt der politische Nachwuchs.

Spätestens in vier Jahren, wenn auch eine zweite Amtszeit Trumps enden würde und damit seine Ablösung als Präsident bevorstünde, müsste man hier besser aufgestellt sein – auf beiden Seiten.