Worst Case für Ferrero: Salmonellenbefall und Kommunikationsdesaster

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Ostern steht vor der Tür. Massenweise Schokohasen und Ostereier werden am kommenden Wochenende in den Nestern landen, vor allem Kinder freuen sich alljährlich über die Naschereien. Was der Süßwarenhersteller Ferrero dieser Tage erlebt, ist ein Albtraum – für das Unternehmen, aber auch für seine zahllosen Kunden rund um den Globus.

Massenhafter Produktrückruf in etlichen Ländern

In einer belgischen Produktionsstätte wurden Salmonellen nachgewiesen. Zahlreiche Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Verzehr von Produkten der Ferrero-Marke „kinder“ sind mittlerweile dokumentiert. Vorsorglich hat das Unternehmen nun massenweise Osterprodukte, aber auch Weihnachtsartikel zurückgerufen.

Ursprünglich ging es dabei nur um bestimmte Chargen, inzwischen wurde der Rückruf jedoch mehrfach ausgeweitet und erstreckt sich etwa in Deutschland auf sämtliche in dem belgischen Werk gefertigten Produkte. Etliche Länder sind betroffen, sogar bis nach Australien erstreckt sich der Rückruf.

Wird das beliebte Ü-Ei jetzt zum Ladenhüter?

Für Ferrero ist das ein Desaster. Unter der kinder-Marke werden neben Osterhasen aus typischer Ü-Ei-Schokolade auch zahlreiche Produkte vermarktet, die mehr oder weniger eiförmig sind und in verschiedensten Größen angeboten werden. Um etwas Abwechslung ins Osternest zu bringen, greifen daher viele Eltern gerne zu Schokobons, Überraschungsei und Co.

Doch in diesem Jahr dürften sich die Produkte nach dem Skandal zum Ladenhüter entwickeln. Ein Effekt, der möglicherweise auch weit über das Osterfest hinaus nachwirken könnte – denn viele der Produkte werden ganzjährig verkauft.

PR-Desaster kurz vor Ostern: Salmonellenbefall war schon vor Weihnachten bekannt

Neben dem GAU im Ostergeschäft entwickelt sich die Causa für Ferrero auch mehr und mehr zum PR-Debakel. Wie inzwischen bekannt wurde, waren die Salmonellen bereits Mitte Dezember 2021 entdeckt worden. Dass die Öffentlichkeit erst jetzt, rund vier Monate später, darüber informiert wurde, nennen nicht nur Verbraucherschützer skandalös – zumal weihnachtliche Produkte ebenfalls betroffen sind und bereits vielfach verzehrt wurden.

Das Unternehmen gerät in Erklärungsnot, inzwischen hat auch die belgische Staatsanwaltschaft Ermittlungen in dem Fall eingeleitet. Die betroffene Fabrik im belgischen Arlon musste Ferrero mittlerweile komplett schließen, die zuständige Aufsichtsbehörde Afsca hat dem Standort bis auf Weiteres die Produktionslizenz entzogen.

Ferrero hat sich in einer offiziellen Mitteilung entschuldigt und Fehler eingeräumt. So sei es wegen „interner Ineffizienzen“ zu der starken Zeitverzögerung zwischen dem Entdecken der Salmonellenbelastung im Dezember und der Rückrufaktion im April gekommen.

Gerade bei Lebensmitteln braucht es offene Fehlerkommunikation

Der italienische Süßwarenhersteller liefert damit ein Beispiel erster Güte, wie man es besser nicht machen sollte. Fehler können überall passieren, doch gerade in so sensiblen Bereichen wie der Lebensmittelsicherheit ist eine transparente Kommunikation und frühzeitige Warnung der Verbraucher das A und O. Noch unerlässlicher sind Offenheit und Tempo, wenn es sich um Produkte handelt, die sich explizit an Kinder richten, wie es hier nun der Fall ist.

Die meisten Menschen überstehen eine Salmonellenvergiftung relativ glimpflich, nach einigen Tagen mit Verdauungsbeschwerden und Unwohlsein ist es normalerweise vorbei. Doch es gibt eben auch immungeschwächte oder anderweitig vulnerable Gruppen, die es zu schützen gilt – zumal gerade bei Kindern nicht unbedingt alle möglichen gesundheitlichen Dispositionen von vornherein bekannt sind.