Inflation: Gekommen, um zu steigen

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Fast ein Drittel der Deutschen kann das laut Statistischem Bundesamt nicht: Kurzfristige Zusatzausgaben von 1.150 Euro oder mehr übersteigen das Budget von gut 31 Prozent der Deutschen – und das sind Zahlen vom vergangenen Jahr, also noch bevor Putins Truppen in die Ukraine einmarschierten, Russland die Gaslieferungen nach Europa weitgehend einstellte und die Inflation nicht nur die Marke von 5 Prozent übersprang, sondern in weiten Teilen Europas auf zweistellige Werte zusteuert.

Angesichts der immensen Preissteigerungen in nahezu allen Lebensbereichen dürften im laufenden und im kommenden Jahr noch einmal deutlich mehr Menschen finanziell an ihre Grenzen stoßen. Spielräume, um Rücklagen aufzubauen, bleiben oftmals schon jetzt nicht.

Ifo-Befragung: Viele Unternehmen haben keinen Notfallplan

Es sind indes nicht nur Privathaushalte, die schlecht vorgesorgt haben. Auch ein erheblicher Teil der Unternehmen in Deutschland ist auf die aktuelle Krise finanziell einigermaßen gut vorbereitet. Viele haben ihre Rücklagen während der Pandemie aufgezehrt und in diesem Jahr auf bessere Geschäfte gehofft, doch die hohen Energiepreise machen ihnen nun einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.

Doch obwohl die Energiekrise Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nun schon seit Monaten beschäftigt – wirklich ernsthaft vorbereitet auf etwaige Versorgungsengpässe in den Wintermonaten haben sich die wenigsten. Laut einer aktuellen Befragung des Münchener Ifo-Instituts unter rund 700 Personalleitern hat nicht einmal ein Drittel der Unternehmen einen Notfallplan für dieses Szenario erarbeitet.

Kleine Betriebe besonders schlecht vorbereitet

Beim Blick in die Details zeigt sich, dass vor allem Industriebetriebe sich gewappnet haben: Hier gaben mehr als 40 Prozent der Befragten an, dass es einen Notfallplan gebe. Unter den Dienstleistern lag dieser Wert bei lediglich einem Viertel, der Handel ist mit 17 Prozent vergleichsweise schlecht aufgestellt.

Besonders selten verfügen Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten über entsprechende Notfallpläne, während rund 60 Prozent der Unternehmen mit einer Belegschaft von mehr als 500 Personen Vorkehrungen getroffen haben. Um im Falle von Versorgungsengpässen kurzfristig Energie einzusparen, ziehen viele der befragten Betriebe eine Absenkung der Gebäudetemperatur in Erwägung. Auch der Abbau von Überstunden und Urlaubstagen gilt als probates Mittel, um die Geschäftstätigkeit vorübergehend zu reduzieren.

Ökonomen rechnen mit Rezession und Inflation – bis weit ins kommende Jahr hinein

Mit Home Office und Kurzarbeit setzen zudem zahlreiche Personaler auf Mittel, die während der Pandemie bereits erfolgreich erprobt wurden. Produktionsstopps oder Personalentlassungen sind bei den meisten Unternehmen dagegen kein vorherrschendes Thema.

Unterdessen mehren sich die Anzeichen einer langanhaltenden Krise, die auch nach dem Winter wohl noch nicht vorüber sein wird. Immer mehr Ökonomen halten eine Rezession in Europa für unausweichlich, das erste Halbjahr 2023 dürfte schwierig werden – und die Inflation auch im kommenden Jahr weiter ansteigen.

Laut Ifo-Studie: Industrie und Einzelhandel planen weitere Preiserhöhungen

Auch hierzu haben die Wirtschaftsforscher des Ifo-Instituts vor wenigen Tagen frische Zahlen vorgelegt. Gas, Strom, Lebensmittel – in all diesen Bereichen planen die befragten Unternehmen in den kommenden Monaten weitere Preisanhebungen. Für Kleidung und Elektronikgeräte sowie für Drogerieartikel müssen Verbraucher künftig ebenfalls (noch) tiefer in die Tasche greifen als bisher. Der Weihnachtseinkauf für die Lieben dürfte daher bei vielen teurer ausfallen als üblich, und das bei schmalerem Budget.

Damit geben die Unternehmen ihrerseits die gestiegenen Kosten zumindest teilweise an die Kunden weiter: Die monatelang unterbrechungsanfälligen Lieferketten und massive Materialengpässe haben zu einer Angebotsverknappung beigetragen, zudem sind die Transportkosten gestiegen – nicht zuletzt wegen höherer Spritpreise.

Diese wiederum gehen auf den hohen Ölpreis zurück, der nun sogar noch einmal anziehen dürfte: Die Runde der Opec+ hat vor wenigen Tagen erst verkündet, dass die tägliche Ölfördermenge ab November drastisch gekürzt werden soll.