Ifo-Index fällt stärker als gedacht

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Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, doch die Aussichten für 2022 sind bestenfalls gedämpft. Hatten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor einem Jahr kurz nach der Zulassung der ersten Impfstoffe noch auf eine deutliche Besserung in 2021 gehofft, hat sich inzwischen Ernüchterung breitgemacht. Kaum jemand wagt noch allzu optimistische Prognosen für das kommende Jahr, und das hat vielfältige Gründe.

Pandemie und Inflation drücken aufs Gemüt

Trotz mehrerer verfügbarer Impfstoffe ist die Pandemie längst nicht besiegt. Weite Teile der Weltbevölkerung hatten noch keinen Zugang zu den Vakzinen, und in den reichen Industrienationen verweigert eine beachtliche Minderheit von rund einem Fünftel der Bevölkerung die Immunisierung. Immer wieder treten zudem neue Virusvarianten auf, die höhere Ansteckungsraten aufweisen und den Kampf gegen die Pandemie zusätzlich erschweren.

Doch nicht nur mit Blick auf gesundheitliche Aspekte gab es 2021 nur wenig Anlass zur Freude. Auch wirtschaftlich liegt einiges im Argen. Die Energiepreise sind in die Höhe geschnellt und haben die Inflation befeuert. Zusätzlich verstärkt wurde die Teuerungsrate, die mittlerweile bei mehr als 5 Prozent – in den USA gar bei fast 7 Prozent – liegt, durch anhaltende Lieferengpässe.

Lieferengpässe belasten Wirtschaftsleistung

Materialmangel einerseits und Schwierigkeiten in den globalen Lieferketten andererseits haben die Industrieproduktion trotz hoher Nachfrage ausgebremst, eine hohe Nachfrage trifft oftmals auf ein knappes Angebot. Vor allem die Chipkrise schlägt auf zahlreiche Branchen durch und trifft in Deutschland vor allem die Autobauer besonders hart. Schätzungen zufolge konnten hunderttausende Fahrzeuge nicht fertiggebaut werden, weil einzelne Komponenten fehlten.

Dass die Hersteller trotz rückläufiger Absatzzahlen steigende Gewinne verbuchen konnten, lag nicht zuletzt daran, dass hochpreisige Luxusautos bevorzugt fertiggestellt wurden – weil sie schlichtweg höhere Margen in die Konzernkassen spülten. Zudem mussten Händler kaum noch Rabatte gewähren, die in den vergangenen Jahren oftmals an der Tagesordnung waren.

Ifo-Geschäftsklimaindex fällt tiefer als erwartet

Kurzum: Die Stimmung könnte besser sein. Das spiegelt sich auch im jüngst veröffentlichten Ifo-Geschäftsklimaindex wider. Für Dezember weist das Konjunkturbarometer nur noch einen Stand von 94,7 Zählern aus und damit 1,9 Punkte weniger als im Vormonat. Damit verbuchen die Münchener Wirtschaftsforscher den 6. Rückgang in Folge. Das Barometer befindet sich nun auf dem niedrigsten Stand seit Februar. Damals befand sich das Land noch weitgehend im Lockdown, die Impfkampagne war gerade erst gestartet und von Lieferengpässen war noch keine Rede.

Besonders schlecht ist die Stimmung derzeit im Dienstleistungssektor sowie im Handel – beide sind von den neuerlichen pandemiebedingten Einschränkungen hart getroffen. Insgesamt bewerteten die rund 9.000 befragten Unternehmen sowohl ihre aktuelle Lage als auch den Ausblick für die kommenden sechs Monate pessimistischer als zuvor.

Bundesbank kappt Wachstumsprognosen

Analysten hatten im Schnitt vorab lediglich einen Rückgang auf 95,3 Punkte auf dem Zettel, sodass die Märkte von der Meldung auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Immer mehr Ökonomen haben zuletzt ihre Prognosen für das kommende Jahr zurechtgestutzt. Zwar rechnen sie weiterhin mit einem Aufschwung, dieser wird aber wohl etwas später einsetzen als zunächst angenommen.

Auch die Bundesbank hat zuletzt ihre Prognosen noch einmal nach unten korrigiert und darauf verwiesen, dass insbesondere die vierte Corona-Welle die deutsche Wirtschaft ausbremse. Für das laufende Jahr rechnen die deutschen Notenbanker lediglich mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 2,5 Prozent, im Juni hatte die Prognose noch bei 3,7 Prozent gelegen.

Experten sagen höhere Inflationsraten voraus

Für 2022 geht die Bundesbank nun von einem Anstieg um 4,2 Prozent aus, die Prognose liegt damit 1 Prozent unterhalb der vorherigen Einschätzung. Angehoben wurde demgegenüber die Vorhersage für 2023: Anstelle der bisher erwarteten 1,7 Prozent geht die Bundesbank nun von einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 3,2 Prozent aus. Der Aufschwung fällt also nicht aus, verschiebt sich aber zeitlich wohl weiter nach hinten.

Zugleich korrigierten die Notenbanker auch ihre Schätzungen im Hinblick auf die Inflationsrate. Für das laufende Jahr prognostizieren sie nun eine Teuerung um 3,2 Prozent nach 2,6 Prozent im Juni. Auch in den kommenden beiden Jahren schätzt die Bundesbank die Inflation mit 3,6 und 2,2 Prozent nun deutlich höher ein als zuvor. Im Juni waren die Experten noch davon ausgegangen, dass ab 2022 die Inflation wieder unterhalb der Marke von 2 Prozent liegen würde.