Ifo-Geschäftsklimaindex steigt deutlich

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Das ist gerade noch einmal gutgegangen: Um ein Haar wäre der heute vorgestellte Ifo-Geschäftsklimaindex obsolet gewesen.

Denn die Befragungen für das März-Barometer hatten zu einem Zeitpunkt stattgefunden, da von einem verschärften Oster-Lockdown noch keine Rede gewesen war. Hätte die Politik an den umstrittenen Plänen festgehalten, hätte das die Stimmung in den Managementetagen der Unternehmen sicherlich deutlich eingetrübt.

Nun aber hat Angela Merkel bekanntlich die angedachten zusätzlichen Ruhetage rund um das Osterwochenende in einer bemerkenswerten Stellungnahme wieder einkassiert, also alles wie gehabt – und damit behält auch der neue Ifo-Geschäftsklimaindex seine Aussagekraft.

Stimmung so gut wie seit 2019 nicht mehr

Das Stimmungsbarometer zeigt eine erstaunlich optimistische Entwicklung bei den Unternehmen. Mit 96,6 Zählern erreichte der Index den höchsten Wert seit Juni 2019, also lange bevor die Coronakrise überhaupt ein Thema wurde. Im Vergleich zum Vormonat, als das Barometer lediglich 92,7 Punkte erreicht hatte, fiel das Plus besonders kräftig aus und konnte die Erwartungen der Beobachter deutlich übertreffen.

Besonders zuversichtlich ist man im verarbeitenden Gewerbe: Hier erreichten die Einzelerhebungen den höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Doch insgesamt schätzen Industrievertreter die Lage prächtig ein.

Hoffen auf Impfungen – und Erholung der Absatzmärkte

Damit greifen sie einerseits vor – und hoffen auf einen raschen Erfolg der bislang eher schleppend verlaufenden Impfkampagne ab dem 2. Quartal. Zudem setzen die vielen exportorientierten Unternehmen auf den bereits angelaufenen Aufschwung der chinesischen Volkswirtschaft sowie das umfassende Konjunkturpaket, dass die Biden-Administration für die USA kürzlich auf den Weg gebracht hat.

China und die Vereinigten Staaten zählen für etliche deutsche Industriekonzerne zu den wichtigsten Absatzmärkten jenseits der Europäischen Union. Eine dortige Erholung würde somit auch zu einer Entspannung hierzulande führen.

Extreme Spaltung der deutschen Wirtschaft

Allerdings zeigt sich weiterhin die extreme Spaltung der deutschen Wirtschaft: Während die Industrie von den bisherigen pandemiebedingten Beschränkungen kaum betroffen war und sowohl die aktuelle wie auch die künftige Lage recht positiv bewertet, liegen andere Wirtschaftszweige am Boden.

Sie sind allerdings strukturell gänzlich anders aufgestellt. Gerade die Gastronomie, aber auch Teile des Einzelhandels bestehen zu einem großen Teil aus kleinen Betrieben oder sind inhabergeführt. Sie sehen sich in der Pandemie mit existenzbedrohenden Schließungen konfrontiert, zahlreichen Betrieben droht die dauerhafte Schließung.

Lockdown verlängert – Konjunkturprognosen gesenkt

Millionen von Menschen sind hier beschäftigt, doch die gesamtwirtschaftliche Leistung ist – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – vergleichsweise gering. Es sind nach wie vor in erster Linie Deutschlands Exporteure, die einen erheblichen Anteil zur Wirtschaftsleistung beitragen. Gerade deswegen zeigt sich wohl auch in den Lockdown-Maßnahmen eine deutliche Unterscheidung: Die Industrie wird geschont, viele andere Branchen dafür umso strenger reguliert.

Das mag für die Wirtschaftsbilanz kurzfristig sinnvoll sein. Auf lange Sicht gefährdet es aber den gesellschaftlichen Zusammenhalt und könnte sich zu einer immensen Belastung der Sozialsysteme auswachsen.

Mit Blick auf den bis weit in den April hinein verlängerten Lockdown hatten zuletzt etliche Ökonomen ihre Konjunkturprognosen für das laufende Jahr nach unten korrigiert, darunter auch das Ifo-Institut selbst. Anstelle der bislang veranschlagten 4,2 Prozent gehen die Münchner nun lediglich von einem Wirtschaftswachstum von 3,7 Prozent für 2021 aus – und bleiben damit noch weitaus zuversichtlicher als viele ihrer Kollegen.