Fed gibt Signal für Zinswende – US-Börsen im Minus

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Mit Spannung erwartet hatten Anleger die Sitzung der US-Notenbank in dieser Woche – und tatsächlich gab es recht deutliche Signale.

Zwar will die Federal Reserve kurzfristig ihre bisherige Zins- und Geldpolitik beibehalten. Monatlich fließen demnach weiterhin 120 Milliarden US-Dollar in Anleihekäufe, zudem bleibt der Leitzins bis auf Weiteres bei seinem historisch niedrigen Niveau von 0 bis 0,25 Prozent.

Zinsanhebung schon 2023?

Allerdings signalisierten die Notenbanker eine Zinsanhebung in zwei Stufen für das Jahr 2023. Das wäre ein Jahr früher als bislang gedacht. Goldpreis und Aktienmärkte reagierten prompt und gaben zum Teil kräftig nach. Der Grund liegt auf der Hand: Bei höheren Zinsen werden andere Anlageprodukte wieder attraktiver, Aktien gelten nicht mehr als alternativlos, um mit angelegtem Kapital eine gewisse Rendite zu erwirtschaften und Vermögen muss nicht mehr in Edelmetallen „geparkt“ werden, um nicht zu sehr an Wert zu verlieren.

Fed-Chef Jerome Powell kündigte außerdem an, dass einer Zinsanhebung wohl eine Straffung der Geldpolitik in Form einer Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe vorausgehen werde. Folglich wäre mit einem solchen Schritt wohl schon im kommenden Jahr zu rechnen.

Inflation zieht stark an

Die eigene Inflationsprognose wurde von den Notenbankern zudem deutlich nach oben korrigiert: Anstelle von 2,4 Prozent – so die Schätzung im März – geht man nun von einer Teuerungsrate von 3,4 Prozent in den USA für das laufende Jahr aus. Die Fed geht allerdings davon aus, dass es sich dabei um einen vorübergehenden Trend handelt.

Die wirtschaftliche Erholung und damit steigende Nachfrage treffe auf ein knappes Angebot, beispielsweise an Rohstoffen oder Halbleitern, was die Preise für Beschaffung und Produktion kurzfristig in die Höhe treibe. Allerdings könne sich dies mittelfristig auch ins Gegenteil verkehren, so die Einschätzung der US-Notenbanker.

EZB bleibt bei Niedrigzinspolitik

Bereits in der vergangenen Woche hatte auch die Europäische Zentralbank getagt, an der Zinsschraube jedoch ebenfalls vorerst nicht drehen wollen. Beobachter rechnen für Europa noch auf Jahre hinaus mit anhaltend niedrigen Zinsen, nicht zuletzt angesichts der immensen Staatsverschuldung innerhalb der Währungsunion.

Die Inflation, die auch in Deutschland und Europa in den vergangenen Monaten stark angezogen hatte, werten Europas Ökonomen und Notenbanker als Normalisierung nach Preisrückgängen während der ersten Phase der Corona-Pandemie vor einem Jahr: Wegen der geringen Werte im Vergleichszeitraum falle die Steigerung nun eben umso höher aus.

Deutschland: Stärkste Inflation seit 10 Jahren

Dieser Trend dürfte sich zumindest in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte noch einmal verstärken. 2020 war von Juli bis Ende Dezember vorübergehend die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozentpunkte gesenkt worden. Die Rückkehr zum Normalsatz schlägt dementsprechend in den kommenden Monaten bei der Inflationsrate zu Buche.

Hinzu kamen hierzulande zu Beginn des Jahres gestiegene Energiekosten, unter anderem durch zusätzlich erhobene Abgaben, beispielsweise auf Benzin. Seit Jahresbeginn zieht die Inflation in Deutschland merklich an. Lag die Teuerungsrate im März noch bei 1,7 Prozent, waren es im April bereits 2,0 Prozent. Im Mai wurde mit 2,5 Prozent der höchste Wert seit September 2011 ermittelt. Für das Gesamtjahr prognostizierten Forscher zuletzt eine Inflationsrate von 2,6 Prozent – das wäre die stärkste Preissteigerung seit 2008.