Finger weg von Anleihen hochverschuldeter Länder

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Investitionen in Anleihen sind beliebt. Das gilt vor allem für solche aus den USA, Japan und dem Euroraum. Allerdings stehen sowohl den USA als auch dem japanischen Staat die Schulden bis zum Hals. Und das Euroland ächzt unter Sonderproblemen. Machen da Investitionen in Anleihen überhaupt noch Sinn?

Grundsätzlich haben Anleihen Vorteile bei der Geldanlage. Im Unterschied zu Aktien oder Gold sind die Kursschwankungen in der Regel gering, was die Wertentwicklung Ihres Depots stabilisiert. Sie sollten sich jedoch fragen, ob Sie statt in Schuldverschreibungen aus den oben genannten Länder besser in ein anderes Land investieren.

Sonderprobleme in der Eurozone

Schauen wir uns zunächst die Probleme etwas genauer an:

Der Euro führte einst Länder mit unterschiedlichen Zinssätzen sowie Währungs- und Wirtschaftstraditionen zusammen. Dadurch entstanden Blasen in den Südländern, da die nun niedrigen Zinsen billige Kredite ermöglichten. In der Eurokrise 2011 platzten die Blasen und es hätte eigentlich zu einer Abwertung der jeweiligen Währung kommen müssen. Das ist jedoch nicht passiert, da es nur noch den Euro gab. Auf dringend notwendige strukturelle Anpassungen wurde ebenfalls verzichtet. Viele Löhne und Abgaben waren zu hoch, was zur Verstärkung der Wirtschaftskrise, insbesondere in Griechenland, führte.

Obwohl in den vergangenen Jahren von der Eurokrise wenig zu hören war, können wir uns nicht in Sicherheit wiegen. Der Euro ist weiterhin äußerst fragil, die Probleme wurden mit viel Geld der Europäischen Zentralbank kaschiert, aber nicht gelöst. Die verschiedenen Sichtweisen zur Geldstabilität, die unterschiedlich hohen Inflationsraten, die unterschiedlich soliden Bankensysteme, die verschieden hohen Defizite und die sehr stark differierenden Stände der Staatsverschuldung sind eine tickende Zeitbombe.

USA mit gigantischer Schuldenlast

In den USA sind die Probleme anders. Hier geht es vor allem um das gigantische Haushaltsdefizit. Die USA haben 2020 ein für Friedenszeiten rekordhohes Defizit von 18,7 Prozent des BIP verbucht, 2021 dürfte das Defizit nur unwesentlich niedriger ausfallen. Zudem waren bereits in den Jahren vor Corona massive Budgetdefizite verbucht worden.

Der Kauf von Anleihen ist grundsätzlich nur dann empfehlenswert, wenn die Länder eine hohe Finanzstabilität aufweisen. Zu den klassischen Kennzahlen für die Einschätzung der Stabilität eines Landes und seiner Währung zählt die Staatsverschuldung. Schauen Sie sich dazu folgende Grafik an:

Sie sehen: In Deutschland ist die Verschuldung durch die Finanzkrise 2008 und die anschließende tiefe Rezession gestiegen, konnte aber in den Jahren danach wieder reduziert werden. Für die Eurozone galten diese Bemühungen nicht. Die Linie fiel kaum und kam zu keinem Zeitpunkt auch nur in die Nähe der 60-Prozent-Marke, die in der EU bekanntermaßen als Obergrenze für die Staatsverschuldung gilt. In den USA sieht es noch schlechter aus. Dort gibt es seit vielen Jahren überhaupt keine signifikante Reduktion der Staatsschulden.

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Gänzlich anders sieht die Entwicklung in den beiden Nicht-Euro-Staaten Norwegen und Schweiz aus. Beide Länder überzeugen mit einem niedrigen Schuldenstand, der auch während der Corona-Krise nur einen geringen Anstieg verzeichnet. Das senkt das Risiko einer sehr starken Inflation erheblich. Außerdem sind sowohl Norwegen als auch die Schweiz nicht Teil des Euroraums und somit von dessen Problemen nicht unmittelbar betroffen.

Allerdings sind Investitionen in den Schweizer Franken auch nur noch bedingt empfehlenswert, weil die Währung aus unserem Nachbarland völlig überbewertet ist. Bleibt noch die norwegische Krone – und hier lohnt es sich definitiv, genauer hinzuschauen.