MSCI World unter Druck: Ist die Kritik berechtigt?

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In den vergangenen Wochen geriet ein Liebling der Privatanleger immer wieder in die Schlagzeilen: der MSCI World.

Er gilt als einfaches Basisinvestment für ETF-Sparer und verspricht dank breiter Streuung ein geringes Verlustrisiko. Insgesamt bildet der Index gut 1.500 Firmen aus 23 Ländern ab. Wer hier investiert, verteilt sein Kapital auf all diese Unternehmen, und das bei vergleichsweise geringen Gebühren. Doch zuletzt geriet der MSCI World vermehrt in die Kritik.

Kurzfristige Verluste – doch der langjährige Schnitt stimmt

Auslöser waren mehrmonatige Verluste bei dem eigentlich als ziemlich krisensicher geltenden ETF, dessen langjähriger Schnitt eine Rendite v on knapp 9 Prozent pro Jahr ausweist. Vor allem zwei Faktoren lassen Kritiker die Nase rümpfen: die Branchenfokussierung und der regionale Schwerpunkt des MSCI World.

Anders als der Name vermuten lässt, wird mitnichten die „Welt“ abgebildet, sondern eben nur die Welt der reichen Industrienationen – und das auch noch verzerrt, denn etwa 70 Prozent des Gesamtgewichts entfallen auf Firmen aus den USA. Mehr als ein Fünftel des Index besteht aus Unternehmen aus dem Tech-Sektor.

Ungleiche Gewichtung verunsichert Anleger

Auch die Gewichtung verunsichert manche Anleger: So machen die Top Ten der mehr als 1.500 enthaltenen Unternehmen bereits 20 Prozent des gesamten ETF aus. Allein Apple und Microsoft stehen zusammengenommen für rund 10 Prozent des MSCI World. Ist es also mit der Risikominimierung durch breite Streuung doch nicht so weit her, wie von manchen Laien-Anlegern erhofft?

Zumindest könnten Schwächephasen bei den genannten Schwergewichten die Gesamtrendite merklich schmälern – das Risiko eines jeden Indexfonds. Doch es gibt Alternativen: Gleich mehrere andere ETFs kommen dem Anspruch „weltweit“ deutlich näher als der MSCI World, denn sie umfassen zusätzlich Unternehmen aus Schwellenländern. Dies kann sich als Zusatzrisiko oder als Gewinnbringer erweisen, je nachdem, wie es für die Schwellenländer gerade läuft. Die Streuung insgesamt ist jedoch breiter, das Übergewicht der Top Ten Werte zugleich (etwas) geringer.

Alternative ETFs: ähnlich gestrickt, breiter gestreut

Doch auch wenn deutlich mehr Firmen, Branchen und Länder repräsentiert sind: Die Top-Werte und Hauptregionen unterscheiden sich in den weltweiten Indizes kaum. IT-, Finanz- und Gesundheitswerte stehen stets hoch im Kurs, auch bilden US-Werte praktisch überall mehr als die Hälfte des Gewichts im Gesamtindex. Auch Japan und Großbritannien zählen meist zu den schwergewichtigeren Investitionsregionen, ehe es sich mehr ausdifferenziert.

Wer also eine (noch) breitere Streuung als im MSCI World sucht, kann durchaus fündig werden. Wer hingegen auf regionale oder branchenspezifische Nischen setzen möchte, findet entsprechend spezialisierte ETFs im Angebot. Zu guter Letzt sei jedoch darauf hingewiesen, dass der MSCI World – seit Jahren der beliebteste ETF für Privatanleger und Börsenneulinge, die sich nicht tagtäglich mit dem Marktgeschehen auseinandersetzen (möchten) – trotz aller jüngst vorgetragenen Kritik kein schlechtes Investment ist.

Ganz im Gegenteil: Wer einen langen Atem beweist und auf Jahrzehnte hinaus für die Altersvorsorge investiert, wird für seine Treue in aller Regel am Ende belohnt werden. Den einen oder anderen zusätzlichen Titel ins eigene Depot aufzunehmen und somit selbst für eine gewisse weitere Streuung zu sorgen, kann jedoch nicht schaden.