Warum Sie sich die Zahl der Firmen-Insolvenzen genauer anschauen sollten

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Nach einem katastrophalen Jahr 2020 und einem ebenso schlechten Start ins Jahr 2021 rechnen die meisten Einzelhändler wegen der neuesten Corona-Beschränkungen mit massiven Einbußen im Weihnachtsgeschäft. Für Veranstalter, Clubinhaber und Restaurantbetreiber verschärft sich die Situation ebenfalls wieder. Die Rückkehr zur Normalität scheint in weite Ferne gerückt.

Trotz eines starken Umsatzrückgangs in zahlreichen Bereichen, melden jedoch weniger Unternehmen Insolvenz an. Die Zahl der Unternehmenspleiten wird nach den Erwartungen des weltgrößten Kreditversicherers Euler Hermes erst im kommenden Jahr wieder anziehen – weltweit und in Deutschland. Dabei werde die Zahl der Insolvenzen aber auch 2022 noch unter dem Niveau aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 liegen.

Ist das gut oder schlecht? Und gibt es Dinge, die Sie als Anleger jetzt berücksichtigen müssen?

Grundsätzlich gilt: Die meisten deutschen Unternehmer hatten sich nicht ein besonders dickes finanzielles Polster aufgebaut, um problemlos zwei Jahre Pandemie überstehen zu können. Vielmehr sind es die milliardenschweren Rettungspakete des Staates, die jede zweite Pleite in Westeuropa verhindert haben.

Der gigantische Schuldenberg wird für Sie und viele andere Sparerinnen und Sparer mehr und mehr zum Problem, weil die Zinsen deshalb niedrig bleiben müssen und dadurch die Inflationsrate befeuert wird, aber das nur nebenbei.

Zurück zu den Unternehmen, welche die Staatshilfen in Anspruch nehmen mussten, um ihre Existenz zu retten. Die großzügige, finanzielle Unterstützung wurde immer ausgeschüttet, egal, ob die Firmen ein gesundes Geschäftsmodell hatten oder nicht. Dadurch wurde die Zombiefizierung zahlreicher Unternehmen eingeleitet.

Wie Zombieunternehmen die Wirtschaft blockieren

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform warnt laut Handelsblatt vor unrentablen und überschuldeten Zombieunternehmen, die infolge der Coronakrise durch staatliche Hilfen künstlich am Leben gehalten werden. Das ist vor allem problematisch, weil eine verzögerte Insolvenz die Verluste anderer Marktteilnehmer erhöhen kann.

Zudem behindern die „Untoten der Wirtschaft“ Start-ups und leistungsfähige Unternehmen der Branche am Wachstum, weil Kapital und Fachpersonal an die falschen Unternehmen gebunden werden.

Es steht außer Frage, dass viele Unternehmen schnelle, unkomplizierte Hilfe benötigten, als während der ersten Corona-Welle vieles zusammenbrach, aber die „Hilfen aus der Gießkanne“ sind auch unrentablen, ertragslosen Unternehmen zugutegekommen. Darüber hinaus hat die vorrübergehende Aussetzung der Insolvenzantragspflicht dafür gesorgt, dass eine „geordnete Marktbereinigung“ viele Monate blockiert war.

Eine Studie von Creditreform und dem Leibnitz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) geht laut dem Handelsblatt von einem Insolvenzrückstau von rund 25.000 Unternehmen aus. Betroffen seien insbesondere kleine, finanziell schwache Firmen, „die unter normalen wirtschaftlichen Umständen mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Insolvenz gegangen wären“, erklärt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung. Insolvenzverwalter berichten, es sei im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit auffällig ruhig. Vieles sieht also nach der Ruhe vor dem Sturm aus.

Ihr Lebensstandard in Gefahr

Lassen Sie sich von Meldungen über einen Rückgang der Insolvenzen nicht blenden. Die guten Zahlen gaukeln uns etwas vor, in Wahrheit spitzt sich die Lage für Deutschland dramatisch zu. In zwei, drei oder fünf Jahren führen wir vielleicht schon ein Leben, das nicht mehr vergleichbar ist, mit dem, was wir mal hatten. Sorgen Sie deshalb vor, solange dies noch problemlos geht.