10 Jahre nach der Griechenlandkrise: Spitzt sich die Lage wieder zu?

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In den meisten Krisen geht es irgendwie ums Geld. Viele von Ihnen fragen sich, wer wohl am Ende die dicke Corona-Rechnung bezahlt oder ob die zusätzlichen Rüstungsausgaben uns in den Ruin treiben könnten. Da in den letzten Jahren eine Krise die nächste jagt, rücken vergangene Krisen (und deren Ausgaben) irgendwann  automatisch in den Hintergrund. Weil eine neue Krise die ungeteilte Aufmerksamkeit verlangt.

Mitten in der Corona- und Ukraine-Krise ist beispielsweise komplett untergegangen, dass sich die Griechenland-Krise zum zehnten Mal jährt. Fragen Sie sich jetzt, warum wir uns mit etwas beschäftigen sollten, das zehn Jahre zurückliegt? Insbesondere, wenn neue Probleme auf unseren Schultern lasten.

Wir alle sollten uns bewusst machen, dass alte Krisen längst nicht alle behoben sind, wenn sie aus den täglichen Nachrichten verschwinden.

Griechenlandkrise: Ein Rückblick

Das Loch in Griechenlands Staatskasse war 2012 so groß, dass die Staatpleite drohte. Das Euro-System stand damals kurz vor dem Zusammenbruch, was für alle Euro-Länder ein Desaster gewesen wäre. Deshalb wurde ein Rettungsschirm aufgespannt.

110 Milliarden Euro aus dem Rettungspaket, das die Euro-Länder im Jahr 2010 geschnürt hatten, waren zu diesem Zeitpunkt schon aufgebraucht. Deshalb folgte ein Rettungsschirm in Höhe von 770 Milliarden Euro für Griechenland und für andere finanziell schwache Euro-Länder. Staaten durften diesen Rettungsschirm beanspruchen, wenn sie versprachen, in Zukunft besser zu haushalten.

Außerdem lieh die Europäische Zentralbank den Griechen eine ganze Menge Geld, weil Geschäftsbanken dankend ablehnten, wenn es darum ging, Griechenland Geld zu leihen.

Darüber hinaus verabschiedete das griechische Parlament ein Sparpaket, unter anderem gehörten dazu die Absenkung der Renten, die Kürzung der Löhne und eine Erhöhung der Steuern. Die Griechen wehrten sich vehement dagegen, wollten nicht für die Misswirtschaft des Staates aufkommen, aber letztendlich wurde die Reform durchgezogen. Heute räumen Experten ein, dass man Griechenland kaputt gespart hätte. Die Folgen der radikalen Sanierung sind auch heute noch spürbar. Knapp jeder dritte Mensch in Griechenland lebt am Rande der Armut. Kann man ansonsten jedoch sagen, dass die Griechenlandkrise komplett überwunden ist?

Aktuelle Alarmzeichen einer Krise 2.0

Ein bisschen beängstigend ist es schon, wenn auf tagesschau.de zu lesen ist, dass zehn Jahre nach dem Höhepunkt der Krise die Experten wieder Alarm schlagen. Eine Finanz-Fieberkurve meldet „erhöhte Temperatur“. Griechenland muss wieder auffällig mehr Zinsen zahlen, wenn es sich an den internationalen Finanzmärkten Geld besorgen will.

Im Hinblick auf eine mögliche Zinswende könnte das weitreichende Konsequenzen haben. „Viele Anleger fürchten, dass die Zinsen dann überproportional in den Regionen steigen, wo Geld ganz besonders benötigt wird. Und das gilt eben in Europa ganz besonders für den Süden – und ganz besonders für Griechenland“, erklärt Martin Lück vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock.

Könnte sich die Lage also tatsächlich erneut dramatisch zuspitzen? Politiker und Banker versuchen zu beruhigen. Griechenland wolle sich in diesem Jahr nicht viel neues Geld leihen, heißt es. Zudem läge der Großteil des alten Schuldenbergs bei der EZB mit sehr niedrigen Zinsen.

Es mag durchaus sein, dass das Risiko einer neuen Griechenlandkrise noch gering ist, aber die letzten Krisen haben uns mehr als deutlich gezeigt, dass es oft ganz anders kommt, als Politiker, Notenbanker und Banker es erwartet haben.