EZB erhöht Strafzinsen für Banken

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Seit dieser Woche ist es amtlich: Die Europäische Zentralbank (EZB) um ihren scheidenden Chef Mario Draghi hält weiterhin an der Niedrigzinspolitik fest.

Mehr noch: Die Strafzinsen für Banken, die Geld bei der EZB „parken“, werden sogar noch einmal angehoben auf 0,5 Prozent. Es wird also immer teurer für die Geldinstitute, höhere Summen zwischenzulagern.

Wachstumsimpulse? Fehlanzeige!

Doch das Kalkül der Notenbanker, durch ultralockere Geldpolitik – laufende Druckerpressen, umstrittene Anleihekäufe und eben Niedrig- bis Nullzinspolitik – günstige Kredite für Unternehmen und Privatkunden zu ermöglichen und dadurch den Konsum und letztlich das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, will bislang nicht so recht aufgehen.

Im Gegenteil: Das Wachstum schwächelt, Deutschland befindet sich an der Schwelle zur Rezession, die EU steht nicht viel besser da. Zudem gibt es die nicht ganz von der Hand zu weisende Befürchtung, die Banken könnten die gestiegenen Kosten durch höhere Strafzinsen schlichtweg an die Kunden weiterreichen, beispielsweise durch eine Erhöhung von Gebühren oder auch die Einführung neuer Abgaben, etwa auf Papierüberweisungen oder Serviceleistungen am Schalter.

Schleichende Entwertung der Sparguthaben

Gerade in Deutschland gilt die anhaltende Niedrigzinspolitik aber auch noch aus einem anderen Grund als Schreckgespenst: Seit jeher gelten die Deutschen als Freunde des Sparbuchs und anderer konservativer Geldanlagemodelle, bei denen sie von Zinserträgen profitieren, die den Wert des Geldes im Laufe der Zeit steigern – oder zumindest die Inflation ausgleichen.

Die EZB strebt bekanntlich eine Inflationsrate von 2 Prozent an. Dementsprechend müssten sich die Zinsen auf Sparguthaben auf mindestens ebenfalls 2 Prozent belaufen, um Verluste zu vermeiden. Doch davon ist man in der Realität weit entfernt. Stattdessen schreitet die Geldentwertung für Langzeitsparer seit Jahren voran.

Lagarde kündigt Fortsetzung des Draghi-Kurses an

Daran dürfte sich auch in nächster Zeit so schnell nichts ändern: Die designierte Draghi-Nachfolgerin Christine Lagarde, ehemals Vorsitzende des Internationalen Währungsfonds (IWF), hat bereits angekündigt, an der bisherigen Linie der EZB festhalten zu wollen.

Doch es gibt auch Profiteure der Entwicklung. So boomt der Immobilienmarkt nicht zuletzt dadurch, dass sich immer mehr Interessenten die Kredite zum Eigenheimerwerb bei den aktuellen Niedrigzinsen leisten können.

Auch an den Aktienmärkten geht es aufwärts, und das sogar  trotz der eher schwächelnden Performance vieler Unternehmen. Die Gleichung ist ganz einfach: Wenn Spareinlagen praktisch keine Erträge mehr bringen, erscheint der Aktienmarkt umso attraktiver, denn hier winken bei glücklichem Händchen nach wie vor höhere Gewinne.

Aktienmärkte steigen – das Risiko tragen die Anleger

Die Risiken liegen auf der Hand: Wer als unerfahrener Anleger an der Börse Verluste einfährt, gefährdet damit womöglich die eigene private Altersvorsorge. Und auch das schöne billige Geld, mit dem die EZB eigentlich die Wirtschaft ankurbeln wollte, versickert auf diese Weise an den Aktienmärkten.

Eine Entwicklung, die sich bereits in den letzten Jahren deutlich abgezeichnet hat – nur einen Ausweg aus diesem Teufelskreis, den haben die Notenbanker bislang noch nicht gefunden. Sollte sich der Abschwung fortsetzen, dürfte es immer schwieriger werden, einen Ausstieg zu finden. Dieses Problem wird dann allerdings nicht mehr Mario Draghi zu lösen haben.